Druckartikel: Abholzung in Fölschnitz sorgt für Ärger

Abholzung in Fölschnitz sorgt für Ärger


Autor: Jürgen Gärtner

Fölschnitz, Montag, 25. März 2013

Hermann Ehreiser aus Fölschnitz kann nicht verstehen, warum in dem Wohngebiet die Hecken radikal gestutzt wurden. "Das ist durch nichts zu rechtfertigen", kritisiert er. Und er erhält Unterstützung von Kreisfachberater Friedhelm Haun. Bürgermeister Stephan Heckel verteidigt den Rückschnitt.
Hermann Ehreiser an dem Hang in der Heinrich-Taubenreuther-Straße. "Kein schöner Anblick" für den Fölschnitzer. Fotos: Jürgen Gärtner


Für den Kahlschlag hat Hermann Ehreiser kein Verständnis. Wenn der Fölschnitzer vor seine Haustür in der Heinrich-Taubenreuther-Straße tritt, dann blickt er auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf einen kahlen Hang. "Da wurde auf insgesamt 60 Metern alles abgeholzt." Und nicht nur da. Auch in der nicht weit entfernten Weinbergstraße, so klagt Ehreiser, war die Säge ähnlich radikal am Werk.

Ehreiser: Durch nichts zu rechtfertigen

"Das ist durch nichts zu rechtfertigen", schüttelt Ehreiser den Kopf. Er hat im Internet nachgeforscht, wie am Hecken richtig zurückschneidet und ist auf der Homepage des Landratsamts Roth fündig geworden.

Und die Aussagen dort sind Wasser auf seinen Mühlen: So sollen Hecken nur abschnittsweise gepflegt werden, um in den restlichen Bereichen eine hohe Vegetationsdichte zu erhalten.

Als Faustregel gelte, pro Jahr nicht mehr als ein Fünftel der Heckenlänge auf Stock zu setzen. "Das scheint Bürgermeister Stephan Heckel und den anderen Beteiligten nicht bekannt zu sein."

Für Ehreiser ist die Fällaktion "ein eindeutiges Zuwiderhandeln gegen die Natur. Damit wurden Lebensräume von Vögeln, Bienen und anderen wichtigen Insekten vernichtet".

Model zurückgeben?

Was den Fölschnitzer in diesem Zusammenhang noch ärgert, ist der Umstand, dass er noch im Dezember aus den Händen des Bürgermeisters einen Model für "Gärten für Mensch und Natur" erhalten hat. "Und jetzt geht der vor mein Haus und holzt die Hecke ab. Ich denke schon drüber nach, dass ich den Model zurückgebe."

Ehreiser hat lange nach Gründen gesucht, mit denen die Abhloz-Aktion zu rechtfertigen ist. Ihm sind nur zwei eingefallen: "Es gab Beschwerden wegen des Laubs." Die Leute seien halt zu bequem zum Kehren. Oder es gehe darum, Holz zu gewinnen. "Aber das sind alles keine Gründe, die Hecken in einem Wohngebiet so abzuschlagen."

Ferner verweist Ehreiser auf die Vorbildfunktion durch den Bürgermeister: "Der Bürgermeister lebt der Jugend vor, wie die Natur kaputt gemacht wird."

Bürgermeister: Das wächst nach

"Wenn man mal drüber ist, dann schneidet man so zurück, dass man die nächsten Jahre seine Ruhe hat." Für Bürgermeister Stephan Heckel sind die Abholzungen in Fölschnitz ein ganz normaler Vorgang. In der Weinbergstraße in Fölschnitz habe man auch mit Blick auf die Verkehrssicherheit Bäume und Sträucher ausgedünnt, in der Heinrich-Taubenreuther-Straße die Büsche auf Stock gesetzt, damit sie wieder austreiben können.

Dass das im Moment kein schöner Anblick ist, ist ihm klar. Aber: "Das wächst nach und ist besser, als wenn man altes krakeliges Zeug da stehen hat." Die Gemeinde sei bei den Arbeiten sogar von einem Anlieger unterstützt worden.

Kreisfachberater: Flächendeckendes Abholzen sicher nicht gut

Dass man in Fölschnitz "ziemlich radikal" vorgegangen ist, meint dagegen Kreisfachberater Friedhelm Haun. Normalerweise nehme man nur die unteren Triebe aus den Hecken. "Man kann die Hecken zwar auch auf Stock setzen - dann aber nur abschnittweise." Um den Tieren die Möglichkeit zu geben, in die angrenzenden Bereiche abzuwandern. "Flächendeckendes Abholzen ist sicher nicht gut."

Als einzigen Grund für das rigorose Vorgehen kann sich der Kreisfachberater nur vorstellen, dass "das für den einfacher ist, der das macht".