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Abgesang auf die Volksmusik


Autor: Christian Schuberth

Kulmbach, Mittwoch, 03. Februar 2016

Ein Aufschrei geht durch die Reihen der Volksmusik-Freunde. Auf Bayern 1 gibt es künftig keine traditionellen heimatlichen Klänge mehr.
Musikerin Ingeborg Degelmann aus Fölschnitz moderierte erstmals 1985 die Sendung "Volksmusik aus Franken". Künftig will der Bayerische Rundfunk die beliebte Reihe nur noch digital ausstrahlen.  Foto: BR-Archiv


Nichts ist mehr, wie es einmal war. Beate Uhse stellt den Katalog ein, und der Bayerische Rundfunk die Volksmusik-Sendungen auf Bayern 1. Ja bist du deppert?

Das Ende der "Stadel-Show" hat ja den echten Volksmusik-Liebhaber nicht im geringsten gekratzt. Auf diese Didel-Dödel-Dumm-Sendung aus einem blau-weißen Disneyland konnte der Freund von ursprünglichen heimatlichen Klängen genauso verzichten wie der Fußball-Fan alter Schule auf Retorten-Klubs der Sorte VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim oder RB Leipzig.

Letzter Tusch also bald für die Stunde Volksmusik zwischen 19 und 20 Uhr aus Studio Franken, die jahrzehntelang auch vielen Gruppen aus Oberfranken eine Bühne bot. Erst kürzlich war wieder ein Chor der Musikschule Kulmbach unter Leiterin Ingeborg Degelmann zu hören. Sie hatte übrigens selbst viele Jahre lang die Bayern1-Volksmusik-Sendung moderiert.

Beim Bayerischen Rundfunk versteht man im übrigen den Aufschrei der Stamm-Hörer nicht. Schließlich bekomme man doch im neuen Sender BR Heimat viel mehr Volksmusik geboten. Schön und gut, aber dazu braucht man erst einmal ein Digitalradio. Doch wer von der - meist älteren Stammkundschaft - hat das schon, vor allem im Auto?

Die Entscheidung der BR-Oberen stößt die treuen Hörer vor den Kopf - das ist, wie wenn die Banken kurz nach der Erfindung des Internets vor etwa 20 Jahren all ihre Schalter geschlossen hätten und ab sofort nur noch Online-Banking akzeptiert hätten.