Abfallberater: Biomüll verbrennen ist Unfug
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Freitag, 16. Januar 2015
Seit Jahresbeginn muss der organische Müll bundesweit getrennt gesammelt werden - in Kulmbach wird das schon seit 1994 gemacht. Eine Vision von Abfallberater Detlef Zenk ist die "kostenlose" Biotonne für alle Haushalte. Das Verbrennen von Biomüll, das auch in Oberfranken noch vorkommt, nennt Zenk Unfug.
Biomüll für teures Geld in der Restmülltonne entsorgen? Was im Landkreis Kulmbach schon seit zwei Jahrzehnten verpönt ist, war in Coburg, Lichtenfels und Kronach bis dato noch möglich. Der Gesetzgeber will dem jetzt einen Riegel vorschieben. Seit Jahresbeginn muss der Biomüll bundesweit getrennt entsorgt werden. Einige Landkreise wehren sich allerdings dagegen. So auch Coburg, das an der Biomüll-Verbrennung festhalten will.
Für die Umwelt
Aus Umweltgesichtspunkten ist das ein Unding, sagt der Kulmbacher Abfallberater Detlef Zenk. Er weist darauf hin, dass im Biomüll wertvolle organische Stoffe enthalten sind, die als Kompost oder Düngemittel wiederverwertet werden können. Kulmbach hat das neue Gesetz auch nicht unter Zugzwang gesetzt, denn die gesonderte Biomüll-Sammlung wurde bei uns schon 1994 eingeführt.
3000 Tonnen im Jahr
Auf der Kompostieranlage in Katschenreuth werden jährlich 1500 der 3000 Tonnen Biomüll angeliefert, die im Landkreis anfallen. In Katschenreuth werden anders anders als auf der zweiten großen Anlage in Altenreuth die Störstoffe nicht von Hand ausgesiebt, sondern durch ein technisches Verfahren. "Wir haben eine Heißrotten-Anlage, in der die Mieten belüftet und anschließend die Störstoffe abgesiebt werden", sagt Mitbetreiber Hermann Eichner.
Was an Störstoffen so alles im Biomüll landet, ist verwunderlich. So werden schon mal Windeln oder auch Kleidung mit der braunen Tonne entsorgt. "Gerade im Winter wird der Biomüll leider oft in Plastiktüten gesteckt", klagt Eichner. Wer die Abfälle einwickeln will, damit sie nicht in der Tonne anfrieren, sollte Zeitungspapier oder kompostierbare Säcke verwenden.
Der Metalldetektor
Der Störstoffanteil konnte mit den Jahren deutlich reduziert werden. Denn nicht alles, was die Haushalte in der Biotonne werfen, gelangt nach Katschenreuth oder Altenreuth. "Die Abfuhrfahrzeuge sind mit einem Metalldetektor ausgestattet, der Störstoffe bis hin zur Kronkorkengröße erkennt", sagt Detlef Zenk. Werden Fremdstoffe entdeckt, erhalten Haushalte die "Rote Karte": Die Biotonne wird dann nicht ausgeleert.
In Kulmbach war die getrennte Sammlung 1994 eingeführt worden, um die Restmüllmenge zu reduzieren. Kartoffelschalen und Obstabfälle werden seitdem ebenso wie Laub oder Heckenschnitt einmal pro Woche abgeholt.
Viele Eigenkompostierer
Wer keine Tonne hat, muss selbst kompostieren. Dabei lohnt sich, so der Abfallberater, die Anschaffung einer brauen Tonne auch für Eigenkompostierer , denn gekochte Essensreste darf man nicht auf den Komposthaufen werfen ("Sonst würden Ratten angelockt"). Diese kämen nach wie vor oft in die Restmülltonne.
21,32 Euro muss ein vierköpfiger Haushalt zusätzlich zu den normalen Müllgebühren berappen, damit das Müllauto 53 Mal im Jahr Biomüll abholt. "Das ist kein hoher Betrag", sagt Zenk, der sich wünscht, dass der Anschlussgrad an die Biotonne weiter steigt. Dieser liegt im Landkreis Kulmbach derzeit bei 35 Prozent und damit deutlich unter dem Wert, der beispielsweise in Wunsiedel (66 Prozent) erreicht wird.
"Das wäre der Idealfall"
Sollte die Bereitschaft größer werden, die Restmüllmenge weiter zu reduzieren ("Das Verbrennen ist sehr kostspielig"), würde Zenk zufolge Geld eingespart, das allen Haushalten zugute kommen könnte. Seine Vision ist es, dass mittelfristig alle eine "kostenlose" Biotonne erhalten, eine Tonne, die ohne Zusatzgebühr über die normale Müllgebühr mit finanziert wird. Dann, davon ist der Abfallberater überzeugt, könnten auf den Kompostieranlagen noch viel mehr organische Stoffe aufbereitet werden, die dann als Humus verkauft oder als Dünger im ökologischen Land aufgebracht werden. "Aus ökologischer Sicht wäre das der Idealfall."