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2G statt 2G plus: Aufatmen im Fichtelgebirge


Autor: Alexander Hartmann

Fichtelberg, Mittwoch, 08. Dezember 2021

Aus 2G plus wird beim Skifahren nun doch 2G: Die Liftbetreiber rund um den Ochsenkopf begrüßen den Sinneswandel der Staatsregierung. Sie öffnen, der Birkenholzlift bei Presseck bleibt geschlossen.
Am 17. Dezember startet die Skisaison im Fichtelgebirge.


Die Seilbahn- und Liftbetreiber atmen auf, denn nach heftigen Protesten hat die Staatsregierung am Dienstag eingelenkt: Aus 2G plus wird in bayerischen Skigebieten nun doch wie im Nachbarland Österreich 2G. Wer Gondel oder Lift fahren will, muss "nur" geimpft und/oder genesen sein und nicht - wie ursprünglich vorgesehen - zusätzlich einen Corona-Test vorlegen.

"In die richtige Richtung"

Aufatmen auch im Fichtelgebirge. "Das geht in die richtige Richtung", sagt der Geschäftsführer der Tourismus- und Marketing GmbH Ochsenkopf, Andreas Munder, der noch am Montag sorgenvoll auf die Wintersaison geblickt hatte, die am 17. Dezember starten soll. 2G plus wäre für die Liftbetreiber nur schwer umzusetzen gewesen, sagte Munder, der von traumhaften Bedingungen sprach ("Die Schneeauflage ist schon jetzt gut"), dessen Freude sich ob der strengen Corona-Vorgaben aber noch in Grenzen hielt. Vor allem für die privaten Liftbetreiber wäre 2G plus eine riesige Herausforderung gewesen, "denn es braucht ja Mitarbeiter, die die Nachweise der Geimpften und Genesenen und deren Schnelltest-Ergebnis überprüfen". Der Personalbedarf, der immer noch erheblich sei, sei jetzt zumindest etwas reduziert.

"An der frischen Luft"

Die Regelungen wären für das Fichtelgebirge ohnehin unverhältnismäßig gewesen. Unverhältnismäßig? "Weil es bei uns keine geschlossenen Kabinenbahnen gibt, die Skifahrer und Snowboarder im Sessellift Platz nehmen oder Schlepplift fahren müssen und dabei stets an der frischen Luft sind", sagt Munder. Ansteckungsgefahr sieht er nicht, zumal die Abstandsregelung ja an den Zugängen eingehalten werden könnten.

"Ich habe auf 3G gehofft"

Dass die Staatsregierung nun auf den Protest reagiert hat, begrüßt der Sprecher der Tourismusregion, der sich gewünscht hätte, dass die Politik sogar noch einen Schritt weiter geht. "Ich habe auf 3G gehofft, denn ich sehe keinen Grund, warum Getestete, die einen tagesaktuellen Nachweis vorlegen, nicht Skifahren sollen."

Die 25-Prozent-Klausel

An einer Vorgabe hält die Regierung fest: Die maximale Auslastung von Gondeln liegt bei 25 Prozent. "Um das Sicherheitsniveau weiter hochzuhalten", hat Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) betont. Schlepp- und Sessellifte sind anders als zunächst vorgesehen davon ausgenommen, was Andreas Munder freut, denn geschlossene Kabinen gibt es im Fichtelgebirge ohnehin nicht. Für die Seilbahn Nord am Ochsenkopf hätte die 25-Prozent-Klausel erhebliche Folgen gehabt: "Nur 300 Skifahrer statt der sonst 1200 pro Stunde wären erlaubt gewesen." Liftbetreiber wie Skischulen und Skiverleiher, aber auch Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe seien nach einem wirtschaftlichen Totalausfall im Vorwinter dringend auf Einnahmen angewiesen, betont Munder.

Lerchenfeld: erhebliche Ausgaben

Während die Seilbahnen am Ochsenkopf wie auch die Schlepplifte in Mehlmeisel oder Oberwarmensteinach in wenigen Tagen öffnen, bleibt der letzte verbliebene Lift im Landkreis Kulmbach auch in diesem Winter geschlossen: Am Birkenholzlift in Heinersreuth bei Presseck wird man wie im Vorjahr nicht Skifahren können, wie der Betreiber Ludwig Freiherr von Lerchenfeld auf Anfrage mitteilt. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei unter den Corona-Bedingungen nicht möglich, so Lerchenfeld. Er habe schon im Vorjahr einen hohen Verlust eingefahren und versuche diesen nun in Grenzen zu halten. Er habe schon wieder einige Tausend Euro investiert, in der Hoffnung, dass bei einer niedriger Inzidenz ein "einigermaßen normaler" Wintersportbetrieb wieder möglich sei. Der Wunsch hat sich nicht erfüllt, deshalb habe er das Gehänge nicht am Schlepplift angebracht. "Wir öffnen nicht", sagt von Lerchenfeld. Um den Betrieb am Laufen zu behalten und den Geimpft- oder Genesenen-Status der Gäste zu kontrollieren, müsste er zusätzliches Personal einstellen. "Bei 80 Leuten, die dann an einem Tag vielleicht zu uns kommen, ist das wirtschaftlich nicht darstellbar."