Zwei starke Typen auf Heimatbesuch
Autor: Heike Schülein
Kronach, Donnerstag, 29. August 2019
Musical-Star Uli Scherbel aus Rothenkirchen und der Unterrodacher Leistungssportler Maximilian Kropf urlauben zurzeit in ihrer Heimat im Landkreis.
Heimat ist Heimat! Das gilt auch für den Musical-Star Uli Scherbel und Leistungssportler Maximilian Kropf. Beide, im Landkreis Kronach geboren und aufgewachsen, leben mittlerweile fern ihrer fränkischen Heimat. Den Rothenkirchener Uli Scherbel führen zahlreiche Hauptrollen in Musical-Produktionen an die Theaterbühnen ganz Deutschlands. Der aus Unterrodach stammende Polizist Maximilian Kropf, der der Rafting-Nationalmannschaft angehört, lebt seit 2018 beruflich bedingt in Augsburg. Bei einem Pressegespräch erzählten die beiden "Heimat-Urlauber" Kronachs Zweiter Bürgermeisterin Angela Hofmann sowie Tourismus-Chefin Dr. Kerstin Löw von ihren aktuellen Aktivitäten, neuen Plänen - und was Heimat für sie bedeutet.
Zwei Berufungen
"Ich wäre nicht der, der ich heute bin, wenn ich nicht im Landkreis Kronach geboren wäre, aber auch nicht, wenn ich nicht fortgegangen wäre", sagt Uli Scherbel. Geboren und aufgewachsen in Rothenkirchen, erlernte der Sänger, Tänzer und Schauspieler nach der Mittleren Reife zunächst den Beruf des Krankenpflegers. Obwohl er seinen Beruf liebt, zieht es ihn hinauf auf die Bühne.
"Ich habe zwei Berufungen und das Glück, zwei Berufe zu haben, die mir sehr viel bedeuten", ist der 48-Jährige dankbar. Der Weg auf die "Bretter, die die Welt bedeuten" ist schwer, aber er schafft es. Heute ist er ein absoluter Bühnenprofi; die Liste großer Musical-Produktionen, in denen er in den letzten 25 Jahren die Hauptrolle spielte, ist lang. Seinem Spitznamen "Ticket-Maschine" machte er erst wieder in der letzten Spielsaison am Landestheater Schleswig-Holstein alle Ehre. Dabei wandelte er im Stepptanz-Musical "Singing in the Rain" so erfolgreich auf den Spuren von Gene Kelly, dass zehn Zusatz-Aufführungen ins Programm genommen wurden. "Natürlich" wurde er dort auch für die Spielzeit 2019/2020 verpflichtet, dieses Mal in der Hauptrolle des Broadway-Klassikers "Guys and Dolls". Damit übernimmt er nun zum dritten Mal in Folge den Hauptpart einer Flensburger Musical-Produktion.
"Das freut mich total, aber es ist halt sehr weit weg von meiner Heimat", seufzt Scherbel, den die Fahrerei - natürlich umweltfreundlich mit dem Zug - schon "nervt". Neun, zehn Stunden sei er immer unterwegs.
Dennoch besucht der vielbeschäftigte Künstler seine Heimat, wann immer es ihm möglich ist - privat, aber auch um die Menschen hier mit seinen Gast-Auftritten zu erfreuen. Unvergessen sein Mephisto in Goethes Faust I bei den Faust-Festspielen sowie im Herbst 2016 und Frühjahr 2017 bei den drei restlos ausverkauften Konzertabenden "Scherbe(l)n bringen Glück" im Kreiskulturraum. 2018 folgte ein Benefizkonzert in Rothenkirchen mit vielen hundert Gästen unter freiem Himmel.
Auch Maximilian Kropf ist so oft wie möglich daheim. Seit einem Jahr lebt der 27-Jährige in Augsburg, wo es ihm sehr gut gefällt. Und doch: "Das wird nie die Heimat sein. Wenn man mal sechs, acht Wochen nicht zuhause war, vermisst man das sehr", räumt er ein. Auch er beklagt die weite Heimreise und die verbesserungswürdigen Verkehrsverbindungen. "Auf der Autobahn geht es. Aber die 85 Kilometer auf der Landstraße ziehen sich", verdeutlicht das Mitglied im Deutschen Rafting-Nationalteam und frisch gebackener Euro-Cup Sieger 2019 der British Open.
Grundstein bei der DLRG gelegt
Eine Basis für das Rafting erhielt der Unterrodacher durch seine Ausbildung als Strömungsretter bei der DLRG Kronach. Als er dienstlich nach Augsburg versetzt wurde, fuhr er öfters im Eiskanal und trainierte im Kraftraum. Die Rafter vom Augsburger Kajak-Verein wurden auf ihn aufmerksam und fragten ihn, ob er raften könne. Dies habe er bejaht. Die Frage sei gewesen, ob man dies rettungstechnisch auf renntechnisch ummünzen könne. Man kann!