In Mitwitz gibt es Bayerns einzige Lesekatzen - so motivieren die Schmusetiger zum Lesen

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Eine Katze in der Schule in Mitwitz. Foto: Marco Meißner
Eine Katze in der Schule in Mitwitz. Foto: Marco Meißner
Die Kinder sind begeistert, wenn Yurika und Zorro zu Besuch sind. Fotos: Marco Meißner
Die Kinder sind begeistert, wenn Yurika und Zorro zu Besuch sind.  Fotos: Marco Meißner
 

An der Montessori-Schule in Mitwitz im Kreis Kronach streifen zwei Katzen durchs Klassenzimmer. Sie sind wohl die beiden einzigen Lesekatzen in Bayern.

Zorro und Yurinka streifen auf ihren acht samtenen Pfoten durch den Schulraum. Um sie herum liegen Mathe-Arbeitsblätter, eine Klangschale, eine Kinderbibel. Das stört die beiden Stubentiger kein bisschen. Ebenso wenig wie die immerhin 16 Kinder, die dort lesen, schreiben und basteln.

Die Schüler hatten dem tierischen Besuch schon den ganzen Tag entgegengefiebert. Dabei ist ihnen wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass Zorro und Yurinka etwas ganz Besonderes sind - die vermutlich einzigen Lesekatzen in Bayern.

Katzen im Unterricht sind etwas sehr ungewöhnliches

"Am Anfang waren die Kinder etwas erstaunt", erinnert sich Lehrerin Tamara Straub an den ersten Abstecher ihrer Katzen an die Montessori-Schule in Mitwitz. Von Lesehunden ist ja immer wieder mal zu hören, aber Katzen im Unterricht sind doch etwas Ungewöhnliches. Soweit Tamara Straub bekannt ist, dürften ihre beiden Somalis die einzigen sein, die derzeit an bayerischen Schulen eingesetzt werden.

Inzwischen hat sich ein fester Kern an Schülern herausgebildet, der einmal pro Woche nachmittags zum Spielen, Streicheln und natürlich Lesen zu den Stubentigern kommen will, deren Rasse sogar als antiallergen gilt. Die interessierten Kinder dürfen sich dafür in eine Liste eintragen. Bis zu 16 von ihnen können dann zu den Katzen gehen - wenn die Vierbeiner Lust haben. Für die ausgebildete tierpädagogische Fachkraft Tamara Straub ist nämlich wichtig, dass ihre Katzen nicht unter Zwang stehen. Doch normalerweise wollen die beiden Samtpfoten gerne mit zu den Kindern in die Schule. Und falls es ihnen dort doch mal etwas zu laut wird, können sie sich in ihre Transportboxen zurückziehen. Dann merken die Kinder sofort, wer kuscheln will, muss ruhig sein.

Eine Schlüsselkompetenz

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Zur Ruhe zu finden und Rücksicht zu nehmen, ist allerdings nur ein positiver Aspekt, der mit dem Besuch der Katzen verknüpft ist. Tamara Straub erklärt, dass ihre Tiere die Schüler auch zum Lesen motivieren. Das ist für den pädagogischen Direktor der Montessori-Schule, Mathias Schmitt, ein ganz entscheidender Faktor. "In Zeiten von Spracheingabe-Apps und Kurznachrichten-Diensten müssen Schüler kaum noch längere Texte schreiben. Dadurch kommt die Lesekompetenz immer mehr abhanden", erklärt er. Die Bereitschaft, längere Texte zu lesen, sinke ebenfalls. Doch Lesen sei nicht zuletzt als Mittel zur Informationsbeschaffung für alle Lebensbereiche eine Schlüsselqualifikation.

Genau da lassen die Katzen den Funken überspringen. Die Kinder kommen zur Ruhe, genießen das Streicheln, Spielen und Kuscheln und lassen sich aufs Lesen ein.

"Die beiden Katzen sind ganz lieb", versichert die Neunjährige Lena, keine Angst vor den Stubentigern zu haben. Sie hat ihnen sogar schon einen Napf geschenkt und eine Spielmaus gebastelt. "Man kann mit den Katzen spielen, sie streicheln und füttern. Und man kann ihnen sogar etwas vorlesen", freut sich auch Elisabeth (7) auf den wöchentlichen Besuch ihrer kleinen Freunde. Jette (9) hat ebenfalls "sehr viel Spaß, weil man mit den Katzen schmusen kann". Sie versichert, dass die beiden Somalis immer ganz brav sind - genauso wie die Schüler in solchen Momenten.

Somali-Katzen: Die Somali-Katzen sind eine Rasse mit halblangem Fell. Die Tiere werden bis etwa fünf Kilo schwer. Sie stammen ursprünglich von der Rasse der Abessinierkatzen ab.