Druckartikel: Zusammenarbeit im Oberen Rodachtal wird fortgesetzt

Zusammenarbeit im Oberen Rodachtal wird fortgesetzt


Autor: Marco Meißner

Steinwiesen, Mittwoch, 01. April 2015

Der Tourismusverband im Oberen Rodachtal steht in den drei Kommunen Wallenfels, Steinwiesen und Nordhalben auf dem Prüfstand. Die drei Bürgermeister setzten sich für die Lösungssuche an einen Tisch - und sie haben ein Ergebnis erzielt.
Das Tourismushaus in Steinwiesen ist ein Standbein der Tourismusverbandes Oberes Rodachtal. Foto: Hendrik Steffens


Der Tourismusverband Oberes Rodachtal hat Schlagseite. Seine "Kapitänin" Apollonia Meisel sendete daher schon vor Jahreswechsel ein Notsignal aus. Die ehemalige Vorsitzende und jetzige kommissarische Vorsitzende wähnte den Verband an den Grenzen seiner Möglichkeiten oder gar schon darüber hinaus. Sie forderte die Stadt Wallenfels sowie die beiden Marktgemeinden Steinwiesen und Nordhalben auf, das Boot mit aus den tosenden Gewässern zu ziehen. Doch sie wartete zunächst vergebens auf den Rettungsanker, weil die Retter sich nicht auf einen Kurs zum sinkenden Schiff einigen konnten. Nun könnte das Ruder allerdings endlich herumgerissen werden.

Am Montag hatten die drei Bürgermeister ihre Köpfe zusammengesteckt. Auch Fraktionsvorsitzende aus Nordhalben und Steinwiesen waren dabei. "Es herrschte eine sehr gute Atmosphäre. Es ging sehr sachlich zu, und wir haben Riesenfortschritte gemacht", stellt der Wallenfelser Bürgermeister Jens Korn (CSU) im Rückblick fest. Offenbar konnte man sich in der rund zweistündigen Besprechung darauf verständigen, dass ein Zweckverband für die Fortführung der touristischen Arbeit sinnvoll ist. "Es ist klar herausgekommen, dass die Gründung eines Zweckverbandes wohl unumgänglich ist", meint Korn.

Auch die Wogen, die aus Richtung Nordhalben in den vergangenen Wochen herübergeschwappt waren, konnten nach Ansicht Korns geglättet werden. "Es waren Fragen da. Die konnte man, glaube ich, beantworten", erklärt er. In einem FT-Artikel vom 27. Januar hatte der Nordhalbener Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW) Skepsis an den Vorstellungen der Nachbarbürgermeister geäußert. Beim Blick auf die künftige Struktur des Tourismus' im Oberen Rodachtal hatte er vor allem die Frage gestellt, inwieweit die Kommunen überhaupt in der Lage seien, noch mehr auf diesem Sektor zu leisten. Das Szenario eines monströsen Zweckverbandes hatte sicher zu den Zweifeln beigetragen.

"Zweckverband, das klingt so nach einem Ungetüm", betont Korn, dass Begriffe täuschen können. Er fügt daher gleich an: "Ein Ungetüm ist er aber nicht." In diesem Fall ist ein Zweckverband seiner Ansicht nach der einzig richtige Ansatz, um den Tourismusverband Oberes Rodachtal und den Tourismus in der Region auf Kurs zu halten.


Leistungsgrenze erreicht

Die ehrenamtliche Struktur des Tourismusverbands gebe es einfach nicht her, alle heutzutage anfallenden Aufgaben zu bewältigen. Nun solle eine Satzung erarbeitet werden, welche dann die kommunalen Gremien durchlaufen müsse. "Diese müssen letztlich entscheiden, ob man dem Zweckverband beitritt", erklärt Korn.

Die Argumente der Zweckverbandsbefürworter scheinen in Nordhalben nun auf offene Ohren gestoßen zu sein. "Das Problem ist, dass der Tourismusverband im Rodachtal in einer Krise steckt", zieht Pöhnlein eine Bilanz. Zur kurzfristigen Entlastung solle daher ein Zweckverband eingerichtet werden - zu gleichen Konditionen wie bisher, unterstreicht Nordhalbens Gemeindeoberhaupt. Auch er verweist darauf, dass die Ratsmitglieder in dieser Sache das letzte Wort hätten. "Das Thema ist kein Streitpunkt", betont Pöhnlein, dass die Zusammenarbeit im Oberen Rodachtal nicht gelitten habe. Es gehe jetzt vor allem darum, die Situation aufzufangen, vor allem auch damit die Arbeitsplätze im Tourismushaus gesichert werden können.

Im Zweckverband sieht Pöhnlein jedoch nicht den Zielhafen, sondern eher eine Durchgangsstation. Sein Blick reicht weit darüber hinaus. "Es muss eine Strategie entwickelt werden", fordert er dazu auf, den Tourismus im Rodachtal mit einem langfristigen Konzept zu versehen. Dafür will er - wie er es schon im Januar festgestellt hatte - jegliches Kirchturmdenken über Bord werfen und regionale re Ansatzpunkte finden. "Die Marke Frankenwald muss bekannter werden. Da muss man sich zusammensetzen", erhofft er sich einen Schulterschluss über die Grenzen des Rodachtals hinaus.


Zweiter Schritt soll folgen

Das hält auch Markus Franz, Geschäftsführer des Frankenwald Tourismus Service Centers, für sinnvoll. Er hatte ebenfalls an der Besprechung teilgenommen und freut sich, dass ein Ergebnis erzielt werden konnte. Das Wichtigste sei gewesen, erst einmal den Weiterbetrieb des Tourismusverbandes Oberer Frankenwald und die Weiterbeschäftigung der Angestellten zu sichern. "In einem zweiten Schritt muss man dann sehen, wie wir unsere Zusammenarbeit weiter vertiefen können", sagt Franz. Denn bei der überregionalen Werbung sei es wirklich sinnvoll, großräumiger in Erscheinung zu treten.

Auch Steinwiesens Bürgermeister Gerhard Wunder (CSU) saß bei dem Gespräch mit am Tisch. Auf unsere Nachfrage hielt er es allerdings für zu früh, um über konkrete Inhalte der Besprechung zu reden. Er wollte zunächst sein örtliches Ratsgremium informieren und die nächsten Entwicklungen abwarten, ehe er Stellung bezieht.


Das ist der Tourismusverband Oberes Rodachtal

Der Tourismusverband im Oberen Rodachtal ist die koordinierende und organisierende Stelle bezüglich aller touristischer Themen. Er besteht aus zwei unterschiedlichen Elementen. Das Tourismushaus in Steinwiesen wird von den drei Kommunen des Oberen Rodachtals getragen und ist mit hauptamtlichen Mitarbeitern besetzt. Der Tourismusverein ist ein Zusammenschluss von Leistungsträgern vor Ort. Hier sind Übernachtungsanbieter, Gastronome und Einzelpersonen engagiert, um das Obere Rodachtal so gastfreudig wie möglich zu machen. Quelle: oberes-rodachtal.de





Kommentar von Marco Meißner


Bester Trumpf ist das Miteinander

Im Oberen Rodachtal wird zurzeit um die Zukunft des Tourismus' gepokert. Ohne Zweifel ein wichtiger Aspekt für diese Region. Doch die Diskussion über dieses Thema zeigt, dass es um viel mehr geht. Die Frage, die sich stellt, ist, ob die Kooperation zwischen den drei Kommunen auf ihrer bisherigen Basis noch fruchtet. Die enge Zusammenarbeit war in der Vergangenheit oftmals ein Joker, mit dem die Region ihre Stiche machen konnte. Und nach kurzem Zögern scheinen die Mitspieler wieder auf diesen Trumpf zu setzen.

Wichtig ist nun, dass das Kirchturmdenken außen vor bleibt - in örtlicher wie in regionaler Hinsicht. Es darf einerseits nicht nur darum gehen, was jede einzelne Gemeinde für richtig hält. Ein Konsens muss her. Andererseits bringt es nichts, nur zu dritt am Tisch zu sitzen und Mitspieler von außerhalb draußen stehen zu lassen. Es wäre doch töricht, in diesem Spiel mit hohem Einsatz nur auf eine Farbe zu setzen. Sicher tut es dem Oberen Rodachtal gut, nicht alles bloß am eigenen Tisch auszukarten.

Wenn die Region ein besseres Blatt in Sachen Tourismus, aber auch für ihre Gesamtentwicklung auf die Hand bekommen will, darf jetzt jedenfalls keiner seine Karten überreizen oder gar passen. Denn sollte das über kurz oder lang passieren, könnte es für das gesamte Obere Rodachtal am Ende heißen: Rien ne va plus - nichts geht mehr!