Zukunftskonzept: Landrat gibt Startschuss für den "Kronacher Weg"
Autor: Andreas Schmitt
Kronach, Montag, 09. Juli 2018
Das Planungsbüro "ExperConsult" soll zeigen, wie der Landkreis Kronach bis 2030 den Weg an die Spitze findet.
In der Leichtathletik ist der Zehnkampf die Königsdisziplin. Ihn gewinnt nur, wer überall zu den Besten gehört und kaum Schwachpunkte hat. Am ersten Wettkampftag erarbeiten sich die Athleten eine (möglichst gute) Ausgangsposition. Der zweite Tag beginnt mit dem 110-Meter-Hürdenlauf, bei dem man mit der richtigen Taktik gehörig Boden gutmachen kann.
Wäre die Kronacher Kreispolitik ein Zehnkampf, würden die Verantwortlichen ihren Sportlern vor dem Hürdensprint gerade neue Startblöcke und Laufschuhe reichen, um ihre Aufholjagd zu befeuern. "Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um den Kreis an die Spitze zu führen", sagte Landrat Klaus Löffler (CSU) am Montag bei der Vorstellung des neuen Strukturentwicklungskonzepts - der Königsdisziplin in Sachen Zukunftsplanung.
Wettkampfziel: Vision für 2030
"Wir können auf ein starkes Fundament aufbauen", bewertete Löffler die Ausgangsposition des Landkreises Kronach nach dem ersten Wettkampftag. "Jetzt müssen wir aber eigene Spuren hinterlassen", machte der Landrat klar. Sein Aufholjagd-Beauftragter heißt Markus Wessel. Er ist Geschäftsführender Gesellschafter des Dortmunder Planungsbüros "ExperConsult", das den Auftrag erhalten hat, ein Strukturentwicklungs- und Zukunftskonzept für den Landkreis Kronach zu erstellen.
"Wir wollen die Grundlage für einen lebenswerten und wirtschaftlich starken Landkreis Kronach im Jahr 2030 legen", sagte Wessel. Grundlage seiner Arbeit wird eine Analysephase sein, in der die bereits vorhanden Potenziale und Initiativen untersucht werden. "Wir haben frühzeitig gemerkt, dass wir selbst etwas tun müssen, um der demografischen Entwicklung entgegen zu wirken", erläuterte Wolfgang Puff, der als Leiter der Wirtschafts- und Strukturentwicklungsgesellschaft (WSE) im Landkreis Kronach maßgeblich an der Auswahl des Planungsbüros beteiligt war. "Deshalb gibt es bei uns schon viele Projekte."
Stellvertretend für einige dieser Initiativen saßen am Montag neben den Politikern Jürgen Baumgärtner (MdL/als Vertreter der CSU-Kreistagsfraktion) Richard Rauh (SPD), Stefan Wicklein (FW) und Edith Memmel (Grüne) auch Rainer Kober (Kronach Creativ), Hans Rebhan (IHK-Gremium Kronach) und der Weißenbrunner Bürgermeister Egon Herrmann (SPD/Vorsitzender Bayerischer Gemeindetag) mit am Tisch.
Vorhandene Initiativen vernetzen
"Wir wollen einen Kronacher Weg gehen, der explizit die vorhandenen Initiativen vernetzt", gab Landrat Löffler das Ziel vor. "Die Kommunen befürworten diesen Weg", sagte Egon Herrmann. "Wir sind jetzt alle besonders gefordert", betonte Rebhan. Kober gab zu bedenken: "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, hoffe aber, dass das bereits Erarbeitete auch wertgeschätzt und darauf aufgebaut wird." Markus Wessel gab diesem Wunsch ausdrücklich statt und betonte: "Der Anspruch eines Kronacher Wegs heißt auch, dass wir uns auf die Kronacher Akteure einlassen."Der Analysephase soll der arbeitsintensive Beteiligungsprozess folgen, während dessen sich in persönlichen Gesprächen und Workshops verschiedenste Akteure des Landkreises einbringen können. Daran schließt dann die Phase "Strategie- und Handlungskonzept" mit dem Abschlussbericht an. Er soll im Sommer 2019 vorgestellt werden soll.
Ein Plan, der auch bei den Vertretern der Fraktionen gut ankam. "Ich freue mich, dass wir uns mit diesem wichtigen Thema auf den Weg machen", sagte Baumgärtner. Er schlug vor, verstärkt Abschlussklassen der Schulen, Landwirte, Umweltschützer und den Sozialbereich mit einzubinden.
"Ich finde den Ansatz spannend und gut. Dem Agenda 2020-Prozess, den wir vor gefühlt 100 Jahren auf den Weg gebracht haben, fehlte die Vernetzung", sagte Memmel. "Das Konzept gibt jedem die Chance, sich für die Zukunft unseres Kreises einzusetzen", betonte Wicklein. Und Rauh forderte: "Das Konzept darf keine Doktorarbeit sein, muss die Menschen mitnehmen und die Eigenheiten der Kreisregionen betonen."
Der SPD-Fraktionsvorsitzende erinnerte daran, dass die Aufholjagd der Kronacher Zehnkämpfer nach dem Hürdensprint noch lange nicht vorbei ist. In der Leichtathletik-Königsdisziplin folgen Diskuswurf, Stabhochsprung, Speerwurf und der quälende 1500 Meter-Lauf. Und auch in der Politik, so Rauh, sei langer Atem gefragt: "Die Herkulesaufgabe ist die Umsetzung."
Finanzplan und Slogan folgen
Die Frage nach den Kosten des Konzepts konnte Markus Wessel noch nicht beantworten. Auch einen Slogan für den Kreis Kronach im Jahr 2030 gibt es noch nicht. "Während des Prozesses wird der Finanzplan erstellt. Und in einem Jahr werden wir wissen, wofür der Kreis steht." Als der Termin im Landratsamt dann fast schon vorbei war, hielt Landrat Löffler noch einmal eine flammende Rede über die Signalwirkung, die der Tag haben soll. "Wir senden die Botschaft: Der Kreis Kronach will an die Spitze und jeder kann sich daran beteiligen. Es ist eure und unsere gemeinsame Zukunft."