Druckartikel: Zifferblätter der Tettauer Turmuhr sind einmalig

Zifferblätter der Tettauer Turmuhr sind einmalig


Autor: Friedwald Schedel

Tettau, Donnerstag, 01. Oktober 2015

An der Christkönigskirche in Tettau ist die Schöpfungsgeschichte dargestellt. Die Bürger haben dabei tatkräftig mitgewirkt. Der ehemalige Pfarrer Goldmann hatte die Idee, nicht alltägliche Kirchturmuhren anzubringen. Die 1982 geweihten Uhren wurden neu vergoldet. Wir zeigen eine Bilderstrecke.
Tiere und Pflanzen sind an den Zifferblättern an der Ost- und Nordseite des Glockenturms zu sehen.  Foto: Friedwald Schedel


Manchmal ist es ganz gut, ein bisschen länger zu warten. Über ein Vierteljahrhundert, von der Weihe im Jahr 1955 bis zum 11. Juli 1982, hatte die Christkönigskirche in Tettau keine Turmuhren, für eine katholische Kirche eher ungewöhnlich. Das, was dann als Zeitzeiger angebracht wurde, dürfte in weitem Umkreis ein Alleinstellungsmerkmal besitzen.

Die Turmuhren des Tettauer Gotteshauses sind ein Eyecatcher. Darauf ist Kirchenpfleger Karl Rothlauf ein bisschen stolz. Bei der Renovierung der denkmalgeschützten Kirche wurden heuer auch die Symbole an den Zifferblättern und die Zeiger neu vergoldet und leuchten in der Herbstsonne. Im Zuge der Renovierung wurde der alte Antrieb der Turmuhren, der im Laufe der Jahrzehnte verschlissen war, ausgetauscht und durch Einzelantriebe ersetzt.


Der Pfarrer hat die Idee

Der Kirchenpfleger blickt zurück.
Auf die Idee, ganz besondere Turmuhren anzubringen, kam der ehemalige Pfarrer Reinhold Goldmann, ein nicht unumstrittener Geistlicher, aber ein Gottesmann mit Charisma und Visionen. Und die setzte Goldmann um, nicht nur beim Neubau der Buchbacher Kirche St. Laurentius, auch bei der Christkönigskirche in Tettau. Beide Gotteshäuser beeindrucken durch ihre Glasmosaiken, die die Innenräume in ein mystisches Licht tauchen, und die besonders gestalteten Turmuhren mit Symbolen als Zeigern und bei der Stundeneinteilung.


Die Tettauer sägen

Peppi Neubauer aus Pressig hat die Tettauer Turmuhren entworfen, in die Tat umgesetzt wurde das zum Großteil von den Tettauern selbst. Karl Rothlauf erinnert sich: "Mein Schwiegervater hat sich extra eine Deku piersäge angeschafft, um die filigranen Zeichnungen in Messingblech zu schneiden. Die Symbole wurden schließlich vergoldet."

Als heuer die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden, 60 Jahre alten Gotteshauses anstand, entschloss man sich, die Symbole der Turmuhren und die Zeiger neu vergolden zu lassen. Man braucht schon ein gutes Auge oder ein Fernglas, um die Symbole zu erkennen. Aber dann wird man entlohnt. Diese Turmuhren suchen Ihresgleichen. Pfarrer Goldmann hat sich für jede Himmelsrichtung etwas Besonderes ausgedacht, die Schöpfungsgeschichte in allen Einzelheiten dargestellt. Angefangen vom Universum und den Erdteilen, über die Tier- und Pflanzenwelt bis zum Menschen und der Kirche selbst.

Kirchenpfleger Rothlauf hat den Ablaufplan der Turmuhrenweihe von 11. Juli 1982 aufgehoben. Pfarrer Goldmann hat nichts dem Zufall überlassen, jede auch noch so nebensächliche Kleinigkeit festgeschrieben, Regie bis ins kleinste Detail. Jeder der Protagonisten und Mitwirkenden der Uhrenweihe wusste, wann er was zu tun oder zu sprechen hatte.


Die Symbole der Turmuhr

Dreifaltigkeit Alle vier Zifferblättern ziert bei der 12 die Dreifaltigkeit Gottes.

Zeiger Die Uhrzeiger sind einzigartig: Feuer, Blumen, Tiere und Schlüssel.

Westseite Ziffern 1 bis 11: Sonne, Mond, Sterne, die Elemente Luft, Feuer, Wasser und Erde (bestehend aus den Kontinenten Afrika, Amerika, Asien Australien und Europa)

Nordseite Es sind bei den Ziffern 1 bis 11 Pflanzen dargestellt, die auch für die vier Jahreszeiten stehen.

Ostseite Tiere im Wasser, in der Luft und auf der Erde prägen die Ziffern 1 bis 11.

Südseite Auf der Schöpfungsuhr sind Mensch, Kirche und Sakramente dargestellt. Ziffern 1 bis 11: Mensch, Bibel, Taufkleid, Eheringe und Kreuz, Brotvermehrung, Kelch und Hostie (Priesterweihe), Dornenkrone, dreifache Papstkrone, Credo, Blasiussegen, betende Hände.