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Wohin verreisen die Kronacher?


Autor: Franziska Rieger

Kronach, Donnerstag, 22. Juni 2017

Die Pfingstferien sind vorbei, die nächsten Ferien stehen schon vor der Tür. In den Kronacher Reisebüros tendieren die Kunden zu ähnlichen Zielen.
Tourismuskauffrau Anja Brendel (rechts) berät eine Kundin für ihren nächsten Urlaub.  Foto: Franziska Rieger


Viele sind in den Pfingstferien schon verreist, ein Großteil der Deutschen hat den Sommerurlaub noch vor sich. Endlich einmal entspannen und nur das machen, auf was man Lust hast. Doch die Reisefreude wird getrübt. Wegen politischen Unruhen und Terrorgefahr sind die Urlauber vorsichtig. Länder wie Ägypten und die Türkei ziehen schon längst keine Touristenmassen mehr an.

"Es ist von jedem eine Einstellungssache, wie er zu Erdogan und der Politik dort steht. Manche Urlauber wollen die Hotels und das schöne Land unterstützen", sagt Anja Brendel, Tourismuskauffrau im Reisebüro Deinl in Kronach. In diesem Jahr wurde bei ihr bis jetzt nur eine Reise in die Türkei gebucht. Sonst seien das deutlich mehr gewesen.

Auch Ägypten sei seit Jahren bei den Touristen weniger gefragt. Das ändert sich aber laut Brendel langsam wieder, vor allem Stammkunden zieht es an die Strände des Roten Meeres.

Das kann auch Ingrid Wagner, die Inhaberin des Sonnenklar-Reisbüros "Reisewelt Wagner" in Kronach, bestätigen. "Ägypten läuft gut, da kann ich mich nicht beschweren." Vor allem Paare würden sich für das Urlaubsziel entscheiden, Familien weniger. Laut Wagner schneidet dagegen Tunesien schlecht ab. Dort habe sich der Tourismus noch nicht von den Unruhen erholt. "Mit Tunesien sind die Urlauber besonders vorsichtig, weil es dort tatsächlich Touristen in einem Hotel getroffen hat", sagt Wagner. Vor Reisen in Großstädte, etwa Paris oder London, hätten die Kunden keine Angst.


Stornierung nur bei Reisewarnung

Sind Touristen tatsächlich gefährdet, gibt das Auswärtige Amt eine Reisewarnung heraus. Laut den Reiseexpertinnen können Urlauber ihre Reise dann kostenlos stornieren oder umbuchen. Am Urlaubsort muss der Veranstalter dafür sorgen, dass die Reisenden möglichst schnell nach Hause gebracht werden. Bis jetzt habe das Auswärtige Amt für die Türkei immer nur einen Reisehinweis ausgesprochen, wie Brendel berichtet. Bei einem Reisehinweis hätten die Kunden kein Recht auf eine kostenlose Stornierung. "Das kommt immer darauf an, wie kulant der Veranstalter ist", sagt Brendel.

Ingrid Wagner beobachtet seit zwei Wochen eine neue Entwicklung: Die Nachfrage für die Türkei sei ein wenig angestiegen. "Die Türkei liefert einfach ein unschlagbares Preis- und Leistungsverhältnis", sagt Wagner. Besonders für Familien lockt die Türkei mit interessanten Angeboten, wie die Tourismuskauffrau berichtet. Eine Woche in einem Vier-Sterne-Hotel mit All-Inclusive-Verpflegung bekommen Eltern mit einem Kind schon ab 1300 Euro. "Die Türkei würde ich nach wie vor nicht weglassen. Es gibt einfach tolle Strände und Hotels dort", sagt Wagner.
Familien zieht es, wie in den Jahren zuvor, in die Urlaubsgebiete am Mittelmeer. In diesem Jahr boomen die Balearen, allem voran Mallorca. Aber auch die Kanarischen Inseln, Bulgarien und die Griechischen Inseln sind beliebte Reiseziele. Wegen der hohen Nachfrage seien diese Länder teurer geworden. Italien ist wegen der Eigenanreise ebenfalls hoch im Kurs, wie Anja Brendel berichtet.

Bei Fernreisen ist laut Ingrid Wagner Kuba im Moment gefragt. Der Grund: Seit die USA das Handelsembargo gegen das sozialistische Kuba aufgehoben haben, glauben viele, dass sich das Land verändern wird. "Die Kunden denken, dass sich einiges ändert. Sie wollen noch einmal das alte Flair erleben", sagt Wagner.

Worin sich beide Tourismuskauffrauen einig sind: Kreuzfahrten werden immer beliebter. Schon seit Jahren hat das Gerücht ausgedient, dass Kreuzfahrten nur etwas für ältere Leute seien. "Es ist eine schöne Art des Reisens", sagt Wagner. Besonders für Familien ist an Bord viel geboten. Während die Eltern entspannen, gibt es für die Jüngeren Unterhaltungsangebote im Kinderclub. Auch Brendel kann bestätigen: "In diesem Jahr hat die Nachfrage sogar noch zugenommen."

Für erholsame Ferien müssen die Deutschen gar keinen Langstreckenflug auf sich nehmen. Tolle Urlaubsziele gibt es auch in Deutschland. "Das Hauptreiseziel der Deutschen ist Deutschland", sagt Wagner. Viele Deutsche würden die Ferien im Heimatland verbringen, besonders Ost- und Nordsee oder der Bayerische Wald seien beliebte Ziele.


Lieber frühzeitig buchen

Egal, wohin die Reise geht, die beiden Reiseexpertinnen raten generell dazu, frühzeitig zu buchen und nicht erst kurz vor dem geplanten Urlaub. "Die Flug- und Zimmerauswahl ist dann noch größer", sagt Wagner. Vor allem für Familien, die ein großes Familienzimmer benötigen, sei das ein wichtiges Kriterium. Außerdem würden Kunden vom Frühbucherrabatt profitieren. Der könne, je nach Zeitpunkt, bis zu 30 Prozent ausmachen. Weil die Veranstalter durch das Internet ungenutzte Plätze schnell wieder losbringen, rentiere sich Last-Minute, eine Buchung kurz vor Reisebeginn, eher selten. "Die Preise sind nicht mehr so günstig wie noch vor fünf Jahren", sagt Wagner.