Wohin steuert China unter Xi Jinping?
Autor: Maria Löffler
Kronach, Donnerstag, 07. Juni 2018
Beim Chinaforum des Breakfast Clubs auf der Festung Rosenberg beleuchtete Prof. Doris Fischer den aktuellen Kurs der Supermacht.
Ist Xi Jinping der Kaiser des 21. Jahrhunderts? Und wird er seine starke Position nutzen, um den freien Handel zu schützen, faire Wettbewerbsbedingungen schaffen und um China als echte Alternative zu den USA zu positionieren? Oder geht es ihm lediglich um den Machterhalt der Kommunistischen Partei und seiner eigenen Person? Beim ersten Breakfast Club in Kronach auf der Festung Rosenberg stellte sich Referentin Doris Fischer, die Professorin für China Business and Economics an der Universität Würzburg, diesen Fragen.
Neue Richtung erzeugt auch Angst
"Xi Jinping ist nominell der Führer von allem und jedem, er bestimmt den politischen Kurs und ist Leader of everything", stellte Doris Fischer gleich zu Anfang fest. Aber die neue Marschrichtung erzeuge auch Angst, räumte sie ein. Man könne bis jetzt noch nicht einschätzen, welche Richtung Xi Jinping letztendlich einschlagen werde.Fischer weiter: "Angst geht in China um. Aber die Regierung arbeitet auch intensiv an der Agenda, die Wirtschaft zu reformieren. Das dürfte nicht ganz einfach werden, denn das Programm ist wie ein Pudding, den man an die Wand genagelt hat. Dieses Land ist so groß, dass kann man gar nicht bis in die letzten Winkel durchregieren. Aber China möchte, dass seine Bevölkerung sich an Regeln hält."
Helfen solle dabei auch ein "Social scoring", ein System, das Kreditwürdigkeit, Strafregister und das soziale und politische Verhalten von Unternehmen und Einzelpersonen registriere. Ziel sei eine bessere Überwachung der Bevölkerung und ein besseres Sozialverhalten.
Doris Fischer machte auch deutlich, dass die Kommunistische Partei in China nicht ganz so unangreifbar sei, wie es vielleicht den Anschein hätte. "Außerdem sind Chinesen nicht irrational. Sie haben nur eine andere Mentalität. Der Führungszirkel um Staatspräsident Xi Jinping ist allerdings kleiner geworden und wird besser abgeschirmt. Die Probleme werden intern gelöst. Die Devise lautet: nach innen fest, nach außen offen."
Deutlich selbstbewusster
Aber China trete jetzt auch deutlich selbstbewusster auf. "Man hat gemerkt, dass Trump auch eine Chance ist. Amerika demontiert sich momentan selbst." Für Deutschland sei ein instabiles China eher problematisch. "Wir haben nämlich keinen Plan B.""Für mich war das Thema eigentlich schon durch," meinte Bernd Assmann, der ehrenamtliche Vorsitzende des Außenhandelsausschusses der IHK Oberfranken Bayreuth. "Das Klischee, Autos nach China und Textilien wieder zurück, stimmt ja wohl schon lange nicht mehr. China lässt jetzt selber produzieren, vorwiegend in Afrika. Außerdem ist dieses Land auch kein 'Kopierer' mehr. In Deutschland muss man sich jetzt wieder darauf konzentrieren, einen 'Tick' besser zu sein, dann darf man auch teurer sein."
Stefan Geiger, Vorstandsmitglied des Chinaforums Bayern stellte klar: Der Präsident trägt die wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen. Und das eine darf das andere nicht beinflussen.
Er ging auch kurz auf die Zielsetzung des Chinaforums ein: "Unsere Mitglieder sind zu 95 Prozent Unternehmer und stark mittelständisch geprägt. Wir sind ein Netzwerk aus deutschen und chinesischen Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen. Außerdem bieten wir ein Serviceangebot mit Hilfestellung bei deutsch-chinesischen Projekten sowie bei der Benennung und Vermittlung von Experten. Für uns ist das Thema China noch lange nicht durch, denn durch neue Themen werden die Karten wieder durchgemischt."
Beim anschließenden, gemeinsamen Frühstück konnten Sachverhalte vertieft und Netzwerke geknüpft werden.