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Wo soll's zur Autobahn gehen?


Autor: Corinna Igler

Küps, Sonntag, 25. Januar 2015

Die Freien Wähler bringen in Sachen Verkehrsanbindung eine neue Variante ins Spiel. Statt über die B 173, soll Kronach über eine vierspurige B 303 ab der Kreuzung in Johannisthal an das Fernstraßennetz angebunden werden. MdL Baumgärtner und MdB Michelbach (beide CSU) erteilen dem Vorschlag allerdings eine klare Absage.
Rechts oder doch geradeaus? Wie soll der Landkreis künftig an eine Autobahn angebunden werden? Die Freien Wähler meinen ab der Kreuzung rechts über die B 303.


Seit gut drei Jahrzehnten wird darüber diskutiert, die Verbindung zwischen Kronach und dem Autobahnanschluss in Lichtenfels auszubauen. Was sich seither getan hat, wird "kürzeste Autobahn" genannt. Zwischen Kronach und Neuses wurde die B173 vierspurig ausgebaut. Das war's.
Jetzt kommen die Freien Wähler im Kreis Kronach mit einer neuen Variante, um Kronach anzuschließen. Ihre Idee: Das nicht, wie bisher vorgesehen, über die B 173 zu tun, sondern über die B 303 von Johannisthal bis zum Anschluss der A 73 bei Ebersdorf.

"Es steht längst fest, dass eine durchgängige vierspurige Verbindung Kronach - Lichtenfels über die B 173 weiterhin zeitnah nicht realisierbar und problematisch ist", heißt es in einer Pressemitteilung der Freien Wähler.

Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf einen Tunnel in Küps, auf die Bahntrasse Küps, das Nadelöhr "Gaabsweiher" und nicht zuletzt "die Problematik Umgehung Trieb und Hochstadt mit absehbaren Klagen durch sämtliche Instanzen".

Deshalb fordert der Kreisverband Kronach der Freien Wähler, "zusätzlich umgehend eine Machbarkeitsstudie für einen alternativen vierspurigen Ausbau der B 303 von Johannisthal bis zum Anschluss der Bundesautobahn A 73 bei Ebersdorf".

Gegenüber einem Ausbau der B 173 habe die Variante über die B 303, nach Meinung der Freien Wähler, folgende Vorteile: "Die B 303 verläuft durch keine einzige Ortsdurchfahrt [...]. Anders als entlang der B 173 ergibt sich entlang der B 303 keine derartig umfangreiche neue Betroffenheit von Wohnbevölkerung wie zum Beispiel bei Trieb und Hochstadt. Die in der Nähe zur B 303 liegende Bebauung ist gewerblich geprägt. Durch Schallschutzmaßnahmen könnte zudem sichergestellt werden, dass die Bevölkerung gegenüber der bisherigen Lärmbelastung keine Verschlechterung erleidet."

Zudem dürften, so sind die Freien Wähler überzeugt, die Baukosten bei der B 303 aufgrund des bestandsorientierten Ausbaus deutlich niedriger als bei der B 173 sein, insbesondere weil es dann einen Tunnel durch Küps nicht bräuchte.

"Anders als entlang der B 173 mit wichtigen FFH-Gebieten gibt es entlang der B303 erkennbar keine Konfliktbereiche zu großflächigen hochwertigen Naturschutzzonen", schreibt FW-Kreisvorsitzender Tino Vetter außerdem in der Pressemitteilung. Und die Freien Wähler sind überzeugt, dass sich durch die Variante, Kronach über die B 303 anzuschließen gerade für das Gemeindegebiet Küps "eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den jetzigen Planungen" ergeben würde. "Die Verkehrsbelastung in Küps und Oberlangenstadt würde sich durch die Verlagerung der Verkehrsströme auf die B 303 deutlich reduzieren. Ein Ausbau der Bestandstrasse und ein ,Zerschneiden' von Küps oder Oberlangenstadt würde entfallen."

Durch die Umgehung von Sonnefeld sei die Verkehrsbedeutung der B 303 für den Kreis Kronach ohnehin gestiegen. Insbesondere sei die Entfernung von Kronach zur Bundesautobahn A 73 über die B 303 mit der über die B 173 vergleichbar.

Laut verschiedener Routenberechner im Internet beträgt die Fahrtstrecke von Kronach nach Bamberg über die B 303 knapp neun Kilometer mehr als über die B 173. "Eine geringfügige Mehrlänge", so die Freien Wähler, "die aufgrund der Vorteile vernachlässigbar ist".

Ein positiver Abschluss der Machbarkeitsstudie zu einem vierspurigen Ausbau der B 303 müsste "selbstverständlich Auswirkungen auf das jetzt laufende Planfeststellungsverfahren zur Lerchenhoftrasse" haben, erklären sie weiter.

Die Freien Wähler erwarten nun von Landtagsabgeordnetem Jürgen Baumgärtner und Bundestagsabgeordnetem Hans Michelbach, "sich für diesen Vorschlag in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen einzusetzen". Schließlich gelte es "auch einmal die eingefahrenen Pfade zu verlassen, wenn dadurch das Ziel zügiger erreicht werden kann".

Jürgen Baumgärtner aber erteilt dem Vorschlag der Freien Wähler eine klare Absage. Der Grund: "Es ist zu spät. Der Bundesverkehrswegeplan wird in den nächsten Wochen verhandelt. Wenn wir wieder so tun, als gäbe es eine Alternative, werden wir wieder leer ausgehen. So ein Herumgetue hat schon die ganzen Jahre dazu geführt, dass wir nichts bekommen haben."

Deshalb sei es umso wichtiger, sich auf ein Projekt festzulegen und eine Aufnahme in der Bundesverkehrswegeplan nicht durch Spekulationen über neue Varianten zu gefährden. "Sonst bleibt in den nächsten vielen Jahren der Ofen aus."

Wünschenswert möge fast alles sein, was die Freien Wähler formulieren, geht Baumgärtner auf die Idee an sich ein. "Machbar deswegen aber nicht."

Er empfiehlt dem Kreisvorsitzenden der Freien Wähler, Tino Vetter, deshalb "seine Energie lieber darauf zu verwenden, die Freien Wähler im Stimmkreis Kronach-Lichtenfels in Sachen Bundesverkehrswegeplan zu einen, so dass die Freien Wähler in Lichtenfels und Kronach die gleiche Meinung haben und Missverständnisse ausgeschlossen werden können". Eine Anspielung darauf, dass sich die Freien Wähler im Kreis Kronach für eine vierspurige Anbindung Kronachs an das Fernstraßennetz ausgesprochen haben, die Freien Wähler Lichtenfels hingegen für die 2+1-Variante.

Als "völlig daneben" bezeichnet Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach das Vorgehen der Freien Wähler. "Das müsste im Bundesverkehrswegeplan völlig neu aufgenommen werden. Das würde uns ja um Jahrzehnte zurückwerfen. Alle, die mit ihren Projekten in Konkurrenz zu unserem für den Bundesverkehrswegeplan stehen, würden Jubelfeuer zünden." Der Vorschlag sei "fern jeglicher fachlicher Betrachtung". Denn die Verkehrszahlen rechtfertigten einen Ausbau zwischen Kronach und Ebersdorf überhaupt nicht.

Schade findet FW-Kreisvorsitzender Tino Vetter die Absagen Baumgärtners und Michelbachs. Immerhin habe man mit diesem Vorschlag nur Brücken bauen wollen, damit der Anschluss Kronachs nicht nochmal mehrere Jahre auf sich warten lässt. Die Variante der Freien Wähler über die B 303 Kronach an die Fernstraßen anzubinden, sei seiner Meinung nach zügiger zu realisieren als die über die B 173.

Das ist auch für Peter Hänel, FW-Fraktionsvorsitzendem im Kreistag, das entscheidende Argument. "Das ist doch kalter Kaffee", sagt er in Richtung Baumgärtner und Michelbach. "Der Bundesverkehrswegeplan hat doch mit den politischen Willensbekundungen der verschiedenen Kreisverbände nichts zu tun." Vielmehr würden die gesetzten Maßnahmen nochmal einer Überprüfung bezüglich Kosten-Nutzen-Verhältnis unterzogen.
"Wir brauchen in absehbarer Zeit eine Verbesserung", erklärt Hänel. 30 Jahre habe sich nichts getan, man könne nicht noch einmal so lange warten. Deshalb will Hänel den Vorschlag nun im Kreistag ein- und auch "weiter unters Volk" bringen.