Wo auch die Oma schon spielte
Autor: Hannah Hemel
Kronach, Donnerstag, 25. Sept. 2014
Der Rosenberg-Kindergarten in Kronach bezog vor genau 50 Jahren seinen jetzigen Standort. Am Sonntag werden sich bei einem Festgottesdienst und der anschließenden Feier auch viele Ehemalige wieder treffen.
Der Kindergarten Maria Theresia Gerhardinger feiert am kommenden Sonntag einen runden Geburtstag. Obwohl: Das wäre ein bisschen ungenau formuliert. Denn der Grundstein für den Bau einer "Kinderbewahranstalt" in der Rosenbergstraße 12 wurde bereits 1902 gelegt, ein Jahr später konnte der Neubau eingeweiht und bezogen werden. Folglich gibt es den Rosenberg-Kindergarten, wie er allen wohl besser bekannt ist, also schon weit über 100 Jahre.
Allerdings wurde 61 Jahre nach dem ursprünglichen Einzug auf dem Grundstück nebenan, in der Rosenbergstraße 10, der Kindergarten errichtet, wie man ihn heute kennt. Am 28. September 1964 zog man dort ein und von den Kindern, die heute unter der Obhut von Kindergartenleiterin Birgit Kestel und den Erzieherinnen stehen, gibt es viele Eltern und auch Großeltern, die den Rosenberg-Kindergarten bereits besuchten.
Stolz auf die Oma
Birgit Kestel, die seit 1997 den Kindergarten leitet, findet es "immer wieder schön, wenn ehemalige Kindergartenkinder nun ihre eigenen Sprösslinge oder Neffen und Nichten jeden Morgen in die Rosenbergstraße bringen.Das zeigt auch, dass die Eltern und Großeltern der Kleinen immer gerne zu uns gekommen sind."
So ist es zum Beispiel auch bei Lucie Stöckert. Seit letztem Jahr besucht sie den Rosenberg-Kindergarten und spielt dort täglich mit den anderen Kindern im "Spatzennest". Wenn ihre Oma, Petra Söhnlein, ihr erzählt, dass sie selbst bereits im gleichen Raum - allerdings schon vor 50 Jahren - auch mit anderen Kindern gespielt hat, schaut Lucie zunächst ein bisschen ungläubig, sagt dann aber voller Stolz und mit einem Lächeln auf den Lippen: "Ehrlich, Oma? Cool!" Und dass ihre Tante Karolin die Generationenkette vervollständigt, macht Lucies Glück perfekt.
Den Umzug mitgemacht
Ihre Großeltern waren im neuen Gebäude in der Rosenbergstraße 10 damals sozusagen "Gründungsmitglieder". Walter und Petra Söhnlein kamen gemeinsam 1963 zunächst in den alten Kindergarten im Gebäude nebenan. "Ja", erinnert sich Walter Söhnlein, "wir haben damals sozusagen den Umzug mitgemacht." Beide wissen noch, dass sie unter anderem bei Schwester Dolorosa gut aufgehoben waren und dass es auch damals schon draußen im Garten, im Unterstand, eine große Kiste mit Spielsachen gab. "Da konnte man aber nicht einfach so ran", erinnern sie sich. "Das wurde ganz streng zugeteilt", erzählt Petra Söhnlein.
Apropos streng: Man könne nicht sagen, erzählen Lucies Großeltern weiter, dass die Erziehung damals gravierend strenger oder anders gewesen wäre. Natürlich habe sich in fünf Jahrzehnten einiges getan und das finde sich auch heute in den Erziehungsmethoden wieder. Das müsse aber auch so sein, sagen beide, denn die Zeit könne ja nicht stehen bleiben. Sie sei sehr gerne in die Kindergarten gegangen, weiß Petra Söhnlein noch, aber damals war das ja noch nicht so wie heute, dass die Notwendigkeit bestand, den ganzen Tag im Kindergarten bleiben zu müssen. "Die Mütter waren in den allermeisten Fällen zu Hause und so gingen wir meistens nur bis Mittag in den Kindergarten."
"Weißt Du eigentlich ...?"
Für ihre jüngere Tochter Karolin, die 1991 bis 1994 den Rosenberg-Kindergarten besuchte, war es ein sehr schönes Gefühl, als sie ihre Nichte Lucie das erste Mal "hoch" brachte. Da sie dort auch einmal ein Praktikum absolviert hatte, waren und sind die Erinnerungen für sie noch etwas frischer als bei ihren Eltern. Aus ihrer eigenen Zeit weiß sie zu berichten, "dass ich zwar, wenn ich im Kindergarten war, dort immer sehr gerne war und auch gerne gespielt habe und alles gut war. Aber bis ich erst einmal dort war, das war immer irgendwie ein Problem." Vielleicht habe sie nur nicht gerne laufen wollen, meint ihre Mutter Petra zur Erklärung.
Wenn sich nun also am Sonntag zunächst beim Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche und hinterher im Kindergarten die aktuellen Kindergartenkinder, die Erzieherinnen, Eltern und Großeltern und viele Ehemalige treffen, um einen stimmungsvollen und bunten Tag miteinander zu verbringen, dann wird es wahrscheinlich viele solcher Geschichten geben, wo die Kleinen ihren Müttern, Tanten oder Omas ganz stolz ihr Reich zeigen und dann ganz große Augen machen werden, wenn Mama oder Oma sagt: "Weißt du eigentlich, dass ich hier auch schon im Kindergarten war?"
Das Programm
Nach dem Festgottesdienst, der um 10.30 Uhr beginnen wird, gibt es zusammen mit dem Jugendorchester Kronach einen Umzug zum Kindergarten, geben, wo es zunächst Mittagessen geben wird und dann das neue Baumhaus eingeweiht werden wird. In gemütlicher Runde gibt es später Kaffee und Kuchen, die Eltern werden ein Theaterstück aufführen und es finden auch verschiedene Workshops statt.