Druckartikel: Wird den Eltern in Ludwigsstadt das Schulgeld erlassen?

Wird den Eltern in Ludwigsstadt das Schulgeld erlassen?


Autor: Veronika Schadeck

Ludwigsstadt, Donnerstag, 17. Juli 2014

In der Diskussion um die private Fachoberschule am Rennsteig wird weiter nach Lösungen gesucht. Bedenken gibt es jedoch nach wie vor.
Um die FOS in Ludwigsstadt gibt es nach wie vor Diskussionen.


Eine Woche ist es her, dass in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde, dass aufgrund der schlechten Ergebnisse an der Fachoberschule (FOS) am Rennsteig die Strukturen geändert werden. Nur fünf von 16 Schülern hatten die Prüfungen zum Fachabitur bestanden. Abgesehen davon, dass der bisherige Schulleiter Frank Kücholl durch Hubert Sendl ersetzt wird, sollen auch neue Lehrer in Ludwigsstadt unterrichten.

Aber ist es damit nun gut? Eine Mutter eines Kindes aus der Abschlussklasse berichtet, dass bei einer Zusammenkunft einen Tag nach der Pressekonferenz den Eltern der Abschlussklasse angeboten wurde, die elf durchgefallenen Kinder könnten die Klasse nochmals wiederholen, ohne das Schulgeld in Höhe von 90 Euro pro Monat zahlen zu müssen.

Bedenken

Ein Teil der Eltern soll demnach das Angebot nicht angenommen haben, "da wir das Vertrauen in die FOS

verloren haben". Bereits im vergangenen Jahr seien Zusagen gemacht worden, die nicht eingehalten wurden. Zudem seien Bedenken vorhanden, dass die Schüler im zweiten Durchlauf das Ziel erreichten. Die Befürchtung ist, dass die Jugendlichen ihr Fachabitur dann auch nicht mehr an einer staatlichen Schule wiederholen könnten.

Ganz so ist es nicht, sagte der Pressesprecher des bayerischen Kultusministeriums, Ludwig Unger. Bei bestimmten Härtefällen könne ein Antrag an den Ministerialbeauftragten für Fachober- und Berufsoberschulen Nordbayern gestellt werden. Jeder einzelne Fall würde dann überprüft. Es könnte beispielsweise sein, dass jemand längere Zeit krank war. Eine Ausnahme sei auch, wenn nachgewiesen werden könne, dass der notwendige Lernstoff nicht entsprechend vermittelt wurde.

Bezüglich der FOS am Rennsteig habe er den Eindruck, dass jetzt die Problematik mit großer Energie angegangen und zielorientiert gearbeitet werde. Der Träger und auch die Schulleiter suchten Rat und stünden in engem Kontakt mit den Ministerialbeauftragten des Kultusministeriums. "Und das ist eine gestandene Persönlichkeit." Letztendlich, so Unger, sei es die Entscheidung der Eltern, ob ihr Nachwuchs eine private oder eine staatliche Fachoberschule besucht. Es sei immer eine Risiko dabei.

Kein Plan B

Vor dieser Entscheidung standen nun Liane und Werner Vetter aus Kehlbach, deren Tochter sich für das kommende Schuljahr an der FOS am Rennsteig angemeldet hat. "Wir haben keinen Plan B", so Liane Vetter. Für ihre Tochter kam nichts anderes als die FOS in Ludwigsstadt infrage. "Zudem wollten wir auch die Region unterstützen, denn eine weiterführende Schule sei wichtig für den oberen Frankenwald. Außerdem haben für die FOS auch die Kontakte und die Zusammenarbeit mit den Unternehmen gesprochen."

Als sie das Prüfungsergebnis der Abschlussklasse erfahren habe, seien ihr Mann und sie geschockt gewesen. Erst aus der Zeitung hätten sie beispielsweise erfahren, dass die Schüler der privaten FOS in Ludwigsstadt im Gegensatz zu Schülern an staatlichen Fachoberschulen in vier zusätzlichen Fächern geprüft würden. Trotz allem: "Wir versuchen es", sagt Liane Vetter, die eines deutlich macht: "Die FOS ist wichtig für unsere Region - aber nicht auf Kosten unserer Kinder."

Und wie schaut es aus mit dem notwendigen Lehrpersonal? Hier war vom jetzigen Schulleiter Frank Kücholl zu erfahren, dass das Team noch nicht komplett sei. Bewerbungen seien aber vorhanden. Sollte keiner in Frage kommen, werde der Schulträger Sabel auf Lehrpersonal aus München und Nürnberg zurückgreifen.

17 Anmeldungen

Für das kommende Schuljahr sollen sich 17 junge Menschen angemeldet haben. Gerüchten zufolge überlegen einige Eltern, die Anmeldung für ihre Kinder wieder zurückzuziehen. Kücholl ist davon nichts bekannt. Er spricht nach wie vor von 17 Anmeldungen. Zudem gebe es noch zwei Bewerbungen, die noch geprüft werden müssten.
Für einige Eltern der jetzigen Fachabiturienten sind die Umstrukturierungen an der FOS ein schwacher Trost. Normalerweise, sagte ein Vater, müsste der Träger ja eine Art Schadensersatz leisten. Schließlich seien Versprechungen nicht eingehalten worden, Fehlinformationen habe es gegeben. Egal, aus welcher Sicht man es aber betrachte, die Schüler hätten ein Jahr verloren. Zumindest sollte das Schulgeld für diejenigen zurück gezahlt werden, die das Angebot einer kostenlosen Wiederholung der zwölften Klasse nicht annehmen. Ein entsprechendes Schreiben sei deshalb bereits an den Träger gegangen. Und es sei auch eine Antwort für diese Woche in Aussicht gestellt worden. "Vielleicht kommt das Schreiben ja noch am Freitag oder Samstag", hofft der Vater.
Vom Schulträger konnte dazu nichts in Erfahrung gebracht werden, weil der zuständige Mitarbeiter nicht erreicht werden konnte.



Ein Kommentar zum Thema von Veronika Schadeck:

Der Landkreis Kronach und Unternehmer aus dem Landkreisnorden gehören zu den Geldgebern der FOS in Ludwigsstadt. Alleine der Landkreis hat 300.000 Euro investiert - in der Hoffnung, dass nach drei Jahren die staatliche Genehmigung erteilt wird. Dazu hätten jedoch in zwei aufeinander folgenden Jahren zwei Drittel der Schüler das Fachabitur bestehen müssen. Nach dem desaströsen Abschneiden des ersten Prüfungsjahrgangs ist dies nicht mehr möglich.

Die Fehler jetzt nur auf Seiten des Schulträgers zu suchen, wäre allerdings zu kurz gesprungen. Dennoch werden die Geldgeber erneut den Geldhahn aufdrehen müssen, soll das Projekt FOS am Rennsteig weiter am Leben gehalten werden.

Das Kultusministerium wird jetzt noch genauer hinschauen, ob eine staatliche Genehmigung realistisch und sinnvoll ist. Die größte Schwierigkeit dürfte allerdings darin liegen, das verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen - da hilft auch kein Geld.