Druckartikel: Wirbel um anvisiertes Baugebiet

Wirbel um anvisiertes Baugebiet


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Kronach, Freitag, 23. Februar 2018

Der Kronacher Ausschuss machte sich vor seiner Sitzung ein Bild vom geplanten Baugebiet in Vogtendorf "Alte Heeresstraße/Sandäcker".
Bei einer Ortsbegehung wurde über ein mögliches Baugebiet bei Vogtendorf (im Hintergrund) diskutiert. Links der Investor Udo Weber, Vorne in der Mitte Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein, rechts Gabriele Hofmann. K.- H. Hofmann


Dabei stand auch der Investor, Diplom-Ingenieur Udo Weber den zahlreich zum Ortstermin erschienen Bürgern Rede und Antwort. Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) begrüßte ausdrücklich die zahlreichen Bürger: Er respektiere deren ihr bekundetes Interesse. Beiergrößlein betonte aber auch, dass es sich um eine Inaugenscheinnahme durch den Ausschuss eines bevorzugten Baugebietes handle, welches die Stadt gerne zum Baugebiet ausweisen möchte.
Die bisher schon in der Stadtverwaltung schriftlich eingegangen Bedenken von Anwohnern und Bürgern würden in die Bauleitplanung aufgenommen, behandelt und abgewogen, betonte der Rathauschef, wollte aber dennoch einige Stimmen auch vor Ort zu Wort kommen lassen. Zweifelsfrei sei auch, dass die Stadt dringend Bauland und Wohnungen brauche. Es kämen neue Bürger, junge Familien, denen der Kindergarten einiges bieten könne, dies habe auch Vorteile für Höfles/Vogtendorf und die gesamte Stadt, wenngleich er die Sorgen und Ängste der Anlieger verstehen könne. Sie sollten daran denken, dass auch sie irgendwann einmal auf der Suche nach Baugrundstücken gewesen seien und froh waren, hier ansässig werden zu können.
Investor Udo Weber informierte, dass auf dem circa 15 000 Quadratmeter großen Gelände circa 19 Bauparzellen entstehen könnten. Die Verbindungsstraße Vogtendorf/Höfles werde einen Gehweg erhalten und das ganze Gebiet werde auch nach wasserrechtlichen Vorgaben insbesondere auch wegen der Regenwasserableitung untersucht und entsprechend angelegt, bis hin zur Schaffung eines Regenrückhaltebeckens: "Es ist ein schönes Baugebiet mit viel Sonneneinwirkung."
Von den Bürgern brachten Gabriele Hofmann, Joachim Blinzler und Ortssprecherin Claudia Wellach (Vogtendorf) ihre Einwände und Bedenken vor. Gabriele Hofmann äußerte Bedenken, wenn hier 19 Wohnhäuser, neu entstehen wird ("Das ist ein Dorf im Dorf"). Vor allem verkehrstechnisch sah sie große Probleme, denn jetzt habe man schon in Vogtendorf viel Durchgangsverkehr aus dem Landkreis Kulmbach zu verkraften. Der Rathauschef machte darauf aufmerksam, hier keine Debatte vor Ort aufmachen zu wollen, aber wenn massive Probleme und Mängel erkannt würden, bat er diese an die Verwaltung schriftlich einzureichen. Der Stadtrat werde dies sorgfältig abwägen. Genau wie die eingereichten Einwände berücksichtigt würden. Man werde jeden Einwand ernstnehmen und mit Fachleuten prüfen.
Die Ortssprecherin Claudia Wellach betonte: "Wir sind nicht gegen ein Baugebiet, aber die Belange der Bürger müssen angehört und berücksichtigt werden." Dazu regte sie eine ganze Reihe von Verbesserungen und Veränderungen in der Infrastruktur und im Umfeld von Vogtendorf einschließlich der Verkehrsanbindung an.

In der anschließenden Sitzung im Rathaus hob Bürgermeister Beiergrößlein nochmals die Notwendigkeit von Wohnraumschaffung und Baulandausweisung hervor. Obwohl wir 127 Wohnhäuser mit insgesamt 240 Wohnungen geschaffen haben, bestehe weiterer Bedarf, wie sich aus Nachfragen auch aus den Stadtratsfraktionen ergibt. Durch ein neues Baugebiet erhoffe man auch Zuzug von Familien, die sicher das Stadtleben positiv beleben würden - im Geschäftsleben oder auch in Vereinen. Es wurde einem Tekturplan für 14 barrierefreie und behindertengerechte Wohnungen für das Projekt "Zusammen wohnen - zusammen leben" mit einer Erweiterung von vier Stellplatznachweisen auf insgesamt 18, statt bisher 14 Stellplätzen das gemeindliche Einvernehmen mit 7:2 Stimmen erteilt. Mit 5:4 Stimmen fiel die Abstimmung für einen Antrag auf Errichtung einer landwirtschaftlichen Unterstellhalle in Seelach noch knapper aus, dem aber letztlich gemeindliches Einvernehmen erteilt wurde.
Stadtplaner Daniel Gerber hatte zuvor erklärt, dass unter der Voraussetzung, es liege eine Privilegierung vor, gegen eine landwirtschaftliche Unterstellhalle keine Einwände bestehen. Diese Privilegierung konnte der anwesende Bauherr mit einer Wortmeldung bestätigen.
Hans Simon SPD) sah nicht die beantragte landwirtschaftliche Halle als das Problem, sondern vielmehr einen bestehenden Lagerplatz, der längst hätte beseitigt sein sollen. Hans-Georg Simon (FWE) und Wolfgang Hümmer (CSU) monierten, dass bisherige Stadtratsbeschlüsse noch nicht vom Bauherren vollzogen wurden, "so lange werden wir nicht einer neuen Halle zustimmen".
Auch Winfried Lebok (CSU) meinte, solange noch ein anderes Verfahren laufe, tue er sich hart, etwas neuem zuzustimmen.
Markus Albrecht vom Ingenieurbüro IVS, Kronach, stellte den Räten verschiedene Pflasterausführungen zur Pflasterung der Festungsstraße vor. Schließlich entschieden sich die Räte für portugiesisches Granitpflaster in grau, zur optischen Trennung werden für Bordsteine hellgrauer Granit und für den Gehweg Betonsteine aus Muschelkalk in Anwendung kommen. Die Ausschreibung soll in Kürze erfolgen. Der Baubeginn der Festungsstraße ist für August vorgesehen und soll bis Ende des Jahres fertig sein.
Zum Schluss informierte das Stadtoberhaupt noch über Sanierungsarbeiten an der Fassade des Rathauses mit Förderung über das Kommunale Investitionsprogramm (Kip). Zur Erneuerung der Fenster an der Westfassade sei es nötig, die Begrünung zu entfernen. Diese werde nach Vollendung der Maßnahme durch neue Begrünung wieder ersetzt, versicherte Beiergrößlein.