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Winterdienst Kronach: Wettlauf gegen Eis und Schnee


Autor: Thomas Heuchling

Kronach, Donnerstag, 21. November 2013

Mit Hightech und Tonnen von Salz rüstet sich die Straßenmeisterei Kronach gegen den bevorstehenden Winter. Dank Sensoren und Kameras kann vieles vorhergesagt werden. Trotzdem bleibt es ein Wettlauf mit der Zeit.
Rund sechs Tonnen Salz und Salzsole kann ein Winterdienst-Fahrzeug aufnehmen. Straßenwärter Stefan Querfurth (rechts im Kippkader) befüllt im Hof der Straßenmeisterei Im Eichicht in Kronach einen LKW mit Trockensalz. Fotos: Thomas Heuchling


Wer Straßenmeister Joachim Martin Anfang November nach den Salzvorräten fragt, der bekommt "2640 Tonnen" als Antwort. Hinterher gibt es noch ein Lächeln. 1000 Tonnen davon lagern knapp 200 Meter weg von seinem Büro, in einer großen Halle Im Eichicht auf dem Hof der Straßenmeisterei des Landkreises Kronach.
Aber die Salzmenge sei nicht das Problem, da Kreis und Staatliches Bauamt seit 2009 beim Winterdienst zusammenarbeiten und es außerdem ein großes Zentrallager in Kulmbach gibt.

"Unser Ziel ist es, gar keine Fahrbahnglätte entstehen zu lassen", sagt der 44-jährige Martin. Aber: Tonnen von Streusalz, Fahrzeuge und Straßenwärter alleine reichen nicht aus, um Eis und Schnee einen Schritt voraus zu sein.

Detaillierte Wetterdaten, GPS (Satellitendaten) und Sensoren sollen helfen, schneller zu sein als der kalte Atem des Winters.

Gegen 7.30 Uhr sitzt Straßenmeister Martin vor einem Computerbildschirm und schaut auf eine Karte des nördlichen Oberfrankens. Große Teile sind mit einem gelben Farbteppich überzogen, der langsam nach Osten wandert. "Das ist Nebel. Die hellgrünen Flächen sind leichter Regen. Schnee wäre blau", erklärt Martin. Die Daten kommen vom deutschen Wetterdienst über das swis-System. Fast minutengenau und sehr präzise kann Martin sehen, wann und wo Regen oder Schnee fällt und wo es Wetterwarnungen gibt. "Auf swis kann nicht jeder zugreifen, es handelt sich um eine abgeschlossene Benutzergruppe", sagt Martin.

In einem anderen Fenster des Bildschirmes öffnet er das Foto einer Kamera vom Rennsteigweg. Alle zehn Minuten macht sie ein Foto und sendet umfangreiche Wetterdaten. "So eine Kamera kostet mit Sensoren und Messtechnik rund 20.000 Euro. Nachts macht sie sogar Infrarotbilder", sagt Martin. Wohl deshalb gibt es im Landkreis Kronach nur zwei solcher Anlagen - eben auf besonders gefährdeten Strecken. Die am Rennsteigweg und eine an der Steinachtalbrücke in Mitwitz. Straßenwärter Martin hätte auch gern eine bei Nordhalben, aber dieser Wunsch wird in naher Zukunft wohl unerfüllt bleiben.

Salz, Sole und Datenerfassung

Denn das System, für das die Autobahndirektion Nordbayern zuständig ist, ist noch im Aufbau. Einige bayerische Landkreise haben noch keine Anlagen.

Auch von sogenannten Glatteismeldeanlagen bekommt Martin Daten. Bei Minus 1,9 Grad auf der Straßendecke würde an diesem Tag Glatteis entstehen - noch sind es 1,5 Grad Plus.

Von November bis Ende März koordiniert ein Einsatzleiter mit diesen Daten die Kollegen auf den Straßen.
Doch trotz aller technischer Hilfsmittel sind die Fahrzeuge auf den Straßen unersetzlich. Ein brandneuer, 440 PS starker, Lastwagen steht draußen auf dem Hof. Der gehe an einen der insgesamt sieben Vertragsunternehmer, sagt Martin. Das Fahrzeug kostet 110 000 Euro. Streuanlage und Schneepflug, welche das staatliche Bauamt und der Landkreis stellen, kosten nochmal knapp 55 000 Euro.

Die Fahrzeuge selbst sind auch voll mit Technik. "Alle Daten, wie Streumenge, Auflage des Schneepfluges und GPS-Daten werden erfasst und ausgewertet", sagt Joachim Martin. Wie einer Katalogseite entsprungen steht der neue LKW da. Nur dem Schneepflug sieht man sein Alter an. Kratzer, Kerben und das verblasste Orange zeugen von vielen Kilometern auf der Straße.

Mehr Rücksicht der Autofahrer

Von der Seite fährt Straßenwärter Stefan Querfurth mit einem Kipplader an den LKW ran. In der Schaufel hat er Salz, dass er in den oberen Behälter kippt. Querfurth setzt sich in seiner orangenen Arbeitskleidung in den LKW und erklärt das Steuerungspult. Bevor er wieder an die Arbeit geht, will Querfurth noch etwas los werden: "Ich wünsche mir von den Autofahrern mehr Rücksicht gegenüber uns Winterdienst-Fahrern. Vor allem wenn wir wenden und das sie uns beim Überholen nicht schneiden." Gegen solche Manöver hilft auch keine Technik.

So funktioniert der Winterdienst

Technik Eine Streuanlage mit Tanks, Streuteller und Düsen sowie ein Schneepflug werden an die Fahrzeuge angebaut. In einem orangenen Behälter ist das Trockensalz. Darunter, in gelben Tanks, befindet sich die Sole, ein Gemisch aus Salz und Wasser. Gestreut wird immer angefeuchtetes Salz, ein Gemisch aus Salz und Salzsole. Es bringt Eis und Schnee zum Tauen und bleibt länger auf der Fahrbahn liegen.
Daten Aus der Fahrerkabine können Streuanlage und Schneepflug gesteuert werden. Streumenge, Fahrstrecke (mit GPS) und weitere Daten werden erfasst.

Mengen Rund sechs Tonnen Salz und Sole kann ein Fahrzeug aufnehmen. Diese Menge reicht für rund 100 Kilometer.

Fahrzeuge
Von den insgesamt zwölf Einsatzfahrzeugen werden sieben von Vertragsunternehmern gefahren.

Lagerhallen Die Salzvorräte sind auf mehrere Orte verteilt: Straßenmeisterei Im Eichicht in Kronach, in Birkach, Förtschendorf und Ludwigstadt.

Schichtdienst Unter der Woche beginnt die Frühschicht um 2 Uhr. Am Wochenende um 3 Uhr. Seit November besteht bereits Rufbereitschaft.