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Windpark Hain-Ost: Jäger gegen Windräder


Autor: Ronald Heck

Hain, Freitag, 31. März 2017

Die Mitglieder der Jagdgenossenschaft Hain fordern, dass die Windkraftanlagen am Reinberg gedrosselt werden. Der Jagdpächter klagt über Lärmbelästigung.
Erster Jagdvorstand Matthias Renner (von links), Jagdpächter Achim Zöller und zweiter Vorstand Manfred Teichmann diskutieren über die Windkraftanlagen am Reinberg. Die Jagdgenossenschaft Hain fordert, dass die Geräusche gedrosselt werden.  Foto: Ronald Heck


"Ich war mir damals der Tragweite nicht bewusst, was diese Windräder anstellen. Hätte ich das gewusst, wäre der Jagdpachtvertrag garantiert nicht zustande gekommen", ärgert sich Achim Zöller. Auf den Tag genau vor einem Jahr ist er Pächter des Jagdgebiets am Reinberg geworden. Im September 2016 wurde der Windpark Hain-Ost in Betrieb genommen, alle fünf Windräder stehen in seinem Gebiet.

Er hat damals gewusst, dass die Anlagen gebaut werden. "Ich habe gedacht, so schlimm wird das schon nicht werden. Aber ich bin - leider Gottes - eines Besseren belehrt worden", sagt der Jäger aus Lichtenfels. Ihn stören vor allem die Geräusche der Rotorblätter, wenn die Anlagen laufen. Der Lärm der sich drehenden Windkraftanlagen sei so laut, dass er nicht mehr richtig jagen könne.


Rotorblätter machen Lärm

Eine der Stellen, wo das Lockfutter für die Wildschweine platziert wird, liegt genau unter einem Windrad. Wenn er dort nachts auf der Lauer sitzt, sei es besonders schlimm. "Da werden sie fast schier wahnsinnig, wenn immerzu das "Wusch" zu hören ist", sagt er und bewegt seinen Arm wie ein rotierendes Windrad.

Wildschweine sind nachtaktiv, deswegen ist er meist spät in der Nacht auf der Jagd. Zusätzlich zu den schlechten Lichtverhältnissen habe er jetzt noch mit der Lärmbelästigung durch den Windpark zu kämpfen. Das wirke sich auch auf den Jagderfolg aus, sagt Zöller. Der vorherige Jagdpächter habe durchschnittlich 15 Wildschweine im Jahr erlegt, er habe im vergangenen Jahr zwei Wildschweine geschossen.


Antrag in der Genossenschaft

"Die Ausbeute ist extrem gering. Ich habe schon ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Landwirten", fügt Zöller hinzu. Der Jagdpächter muss für Wildschäden an Äckern aufkommen. Wenn die Lärmbelästigung geringer wäre, würde er mehr Wildschweine schießen - davon ist er überzeugt. Er glaubt, die Immissionswerte sind zu hoch.

Deswegen hat er sich in der jüngsten Versammlung der Jagdgenossenschaft Hain zu Wort gemeldet. Er möchte mit ihrer Hilfe, dass regelmäßig der Geräuschpegel gemessen wird, und dass der Betreiber die Anlagen leiser laufen lässt. "Also der Windpark stört wirklich massiv unsere Jäger in der Bejagung", erklärt Matthias Renner, der erste Vorstand der Jagdgenossenschaft Hain. Die Genossenschaft sucht die Pächter für ihre Jagdgebiete.


Immissionsmessungen

In der Versammlung wurde über die Windkraftanlagen diskutiert. In der Genossenschaft seien auch Mitglieder, die den Windpark befürwortet und mitgeplant hätten, sagt Renner. Über 85 Prozent der Jagdgenossen hätten für den Antrag an das Landratsamt gestimmt, das habe ihn überrascht. In dem Schreiben fordert die Jagdgenossenschaft, dass das Landratsamt regelmäßig und unabhängig die Immissionswerte misst. Falls die Lärmbelästigung zu hoch sei, müsse der Betreiber Maßnahmen ergreifen. "Die Umdrehungszahl muss langsamer werden, dann wird es auch ruhiger", findet der zweite Jagdvorstand Manfred Teichmann.


Verhältnis ist noch gut

Achim Zöllers Jagdpachtvertrag geht noch weitere acht Jahre. Er möchte auch weiterhin am Reinberg jagen. "Das Verhältnis mit der Jagdgenossenschaft ist noch gut. Aber warten wir erst einmal ab, wie es in zwei, drei Jahren wird", sagt er. Wenn er seinen Soll, genügend Wildtiere zu schießen, nicht erfüllen kann, dann werde er den Vertrag auflösen. Die Genossenschaft hätte dann Probleme einen neuen Pächter zu finden, findet Zöller. Die Alternative: Die Jagdgenossenschaft müsse einen kostspieligen Berufsjäger einstellen.

"Und das kann es nicht sein. Und deshalb erwarten wir, dass uns der Landrat unterstützt", findet Matthias Renner. Das Landratsamt war am Freitagnachmittag für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.