Windpark an der Landesgrenze: Gegenwind von beiden Seiten
Autor: Anna-Lena Deuerling
Pressig, Donnerstag, 31. Januar 2019
Auf einem bewaldeten Höhenzug bei Welitsch, unmittelbar hinter der Landesgrenze, könnte ein Vorranggebiet für Windkraft entstehen. Sowohl auf Bayerischer als auch auf Thüringer Seite braut sich bereits Widerstand zusammen.
Es sind nicht unbedingt dunkle Wolken, welche die Stimmung im Haßlachtal trüben. Vielmehr ist es der riesige Schlagschatten eines Windkraftwerks, der sich düster über den Gemeinden ankündigt. Hintergrund sind die Absichten der Thüringer Landesregierung, einen bewaldeten Höhenzug bei Welitsch zum Vorranggebiet für Windenergie auszuweisen.
Die verantwortliche Planungsgemeinschaft bestätigt: Der bewaldete Höhenzug bei Welitsch, Konreuth genannt, ist im Entwurf zur Änderung des Regionalentwicklungsplans enthalten, der im November beschlossen wurde. Bei den betroffenen Gemeinden - auf bayerischer Seite Pressig und Stockheim, auf thüringer Seite Föritztal - klingt in Gesprächen viel Verwunderung, Unverständnis für und aufkeimender Widerstand gegen diese Entscheidung mit.
Bürgermeister nicht infomiert
So musste Andreas Meusel (CDU) erst aus der bayerischen Presse von dem Vorhaben erfahren. Er ist Bürgermeister der Gemeinde Föritztal , die erst im Juli 2018 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Föritz, Judenbach und Neuhaus-Schierschnitz gebildet wurde. Vertreter aus Föritz und Judenbach seien wohl Anfang 2017 zu dem Thema angehört wurden. Dass er als Bürgermeister nach der Gründung der neuen Gebietskörperschaft in keiner Weise informiert wurde, verwundert ihn.
Umso besser funktioniere die Kooperation mit den Kollegen aus Bayern. Am heutigen Freitag werde man sich zusammensetzen und über das weitere Vorgehen sprechen. In Föritz habe sich zudem schon eine Bürgerinitiative gegründet. Argumente gegen den möglichen Standort lägen für ihn viele auf der Hand. "Hohe Berge, tiefe Täler - allein von der Topographie machen Windräder in unserer Region keinen Sinn", ist sich Meusel sicher. Hinzu komme die Lage unmittelbar am "Grünen Band" und weiteren schützenswerten Waldgebieten.
Unterstützung von thüringer Landtagsabgeordneten
Unterstützung hat die thüringische Landtagsabgeordnete Beate Meißner angekündigt. In einer Pressemitteilung solidarisierte sich die CDU-Politikerin mit den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden - auch auf bayerischer Seite. Sie kritisiert das Vorhaben nicht nur, sie äußerte auch Zweifel an dessen Zulässigkeit. Ausschlaggebend sieht sie die Lage des Höhenzugs am "Grünen Band". Letzteres hat der Thüringer Landtag mittels Gesetz zum Nationalen Naturmonument erklärt. Das bedeutet: Für das Gebiet gelten besondere Schutzvorgaben. Es sind Handlungen verboten, welche die besondere Eigenart des Gebietes stören. Will man einen Windpark in unmittelbarer Nähe errichten, zähle das für Meißners dazu.
Dieser Ansicht ist auch der Stockheimer Bürgermeister Rainer Detsch (FW): "Dieses geplante Vorranggebiet widerspricht den Vorgaben, die sich der Thüringer Landtag selbst gegeben hat." In seinen Augen müsse die Region aufgrund des besonders schutzwürdigen Umfelds aus einer solchen Planung rausfallen - was seines Wissens auch ein erstes Gutachten ergeben habe. Dass der Konreuth nun trotzdem aufgenommen wurde, mache ihn perplex. "Wir haben schon vor längerer Zeit Wind davon bekommen", kann sich das Gemeindehaupt einen Wortwitz nicht verkneifen. "Ich hätte es allerdings nicht für möglich gehalten, dass es sich nun so darstellen wird."
Sorge um Bürger und Natur
"Wenn ich einen Weg wüsste, dieses Vorhaben zu verhindern, würde ich ihn einschlagen", sagt der Pressiger Bürgermeister Hans Pietz (FW) ganz deutlich. Nicht nur der Natur, sondern vor allem seiner Bürger wegen, stelle er sich gegen das Vorhaben. Er habe verfolgt, welche Beeinträchtigungen die Windräder in Hain auf die Anwohner haben - das will er vermeiden. Auf eine offizielle Mitteilung der Landesregierung Thüringen zu dem Vorhaben warten die Gemeinden übrigens bis heute. "Wir werden sehen, ob und in welcher Form wir Einfluss nehmen können." In Anbetracht der Nähe erwarte er auch rege Beteiligung der Bürger.