Windheimer müssen ihr Wasser abkochen
Autor: Veronika Schadeck
Windheim, Mittwoch, 06. August 2014
Für Steinbachs Gemeindeteil Windheim wurde eine Abkochanordnung erlassen. Der Grund: In den Trinkwasserproben wurden Coliforme-Keime - auch Coli-Bakterien genannt - festgestellt. Wie lange die Windheimer das Wasser noch abkochen müssen, kann derzeit keiner sagen.
Es war Montag um 17.20 Uhr, als die Gemeinde durch den Geschäftsführer der Fernwasserversorgung Oberfranken, Markus Rauh, informiert wurde. 20 Minuten später wurden bereits entsprechende Mitteilungen mit dem Hinweis, dass die Bürger ihr Wasser abkochen sollen, in Windheim verteilt.
"Wir nehmen es gelassen", sagte Ulli Löffler von der Gaststätte und Pension "Löffler". Es seien alle Gäste informiert worden, deren Wasser zum Zähneputzen werde abgekocht. Das benötigte Wasser zum Kochen sowieso.
Wie lange nun die Windheimer ihr Wasser abkochen müssen, darauf gab es am Mittwochnachmittag auch von Seiten des Gesundheitsamtes keine konkrete Antwort.
Eigentum der Frankenwaldgruppe
Wie Markus Rauh mitteilte, habe die FWO seit 1. Januar das Fernleitungsnetz der Frankenwaldgruppe übernommen.
Die Ursache der Verkeimung im Ortsnetz Windheim liege aller Wahrscheinlichkeit nach darin begründet, dass eine ordnungsgemäße Spülung, die das Regelwerk vorschreibt, seit längerer Zeit nicht mehr durchgeführt worden sei. Dies habe zu Ablagerungen in den Leitungen geführt. Dass die Spülungen nicht durchgeführt wurden, könnte im technischen Zustand des Ortsnetzes begründet liegen. Eine weitere Erklärung könnte auch ein fehlerhafter Anschluss von beispielsweise Regenwassernutzungsanlagen sein.
Zwei Grenzwertverletzungen
Rauh sprach von vier Proben, die durchgeführt worden seien, bei zwei lagen Grenzwertverletzungen vor. Bei einer davon handelte es sich um eine Trübung, bei der anderen Probe wurden 56 Keime pro 100 Milliliter Wasser nachgewiesen. Laut Vorschrift müssen dies bei "null" sein.
Wie sich die Wassersituation in Windheim entwickeln wird, darüber konnten weder Rauh noch das Gesundheitsamt etwas sagen. Täglich würden weitere Wasserproben veranlasst und das entnommene Wasser in Laboren untersucht, um die Entwicklungen im Ortsnetz einschätzen zu können. Die Vorsitzende der Frankenwaldgruppe, Petra Öhring, räumte ein, dass ordnungsgemäße Spülungen nicht immer durchgeführt werden konnten. Sie begründete dies mit "fehlenden baulichen Voraussetzungen".
Die Frankenwaldgruppe, die auch weiterhin - trotz Kooperationen mit der FWO - für die Ortsnetze ihrer Mitglieder aufkommen muss, will nun tätig werden.
Petra Öhring sprach davon, dass noch in diesem Jahr mit der Bietergemeinschaft, bestehend aus SRP-Büro/Kronach, Gauff/Nürnberg und Plafog/Kulmbach ein Vertrag gezeichnet werden solle. Danach werden diese Büros eine Bestandsaufnahme bei den Ortsnetzen durchführen.
Die Ergebnisse würden beim Bayerischen Kommunalverband eingereicht. Diese Maßnahmen seien notwendig, damit die Frankenwaldgruppe eine Förderung in Höhe von 3,5 Millionen Euro erhalte.
Danach sollen - innerhalb der nächsten 20 Jahre - die einzelnen Ortsnetze in Angriff genommen werden. In diesem Zusammenhang erklärte Thomas Hammerschmidt vom SRP Büro, dass eine Prioritätenliste erstellt werden solle, wo der dringendste Handlungsbedarf bestehe. Die Zeche würden wohl die Mitglieder der Frankenwaldgruppen bezahlen müssen, da keine Rücklagen vorhanden seien. Denn obwohl die FWO seit 1. Januar 2014 die Fernleitungen der Frankenwaldgruppe übernommen hat, und eine Förderung in Höhe von 3,5 Millionen Euro durch die Bayerische Staatsregierung bewilligt werden soll, bleibe für die Frankenwaldgruppe ein Investitionsstau in Höhe von rund 20 Millionen Euro bestehen.
"Es dauert halt alles seine Zeit"
Derzeit beträgt der Wasserpreis pro Kubikmeter für die Mitglieder der Frankenwaldgruppe 2,45 Euro. Für die Vorsitzende Petra Öhring ist das Maximum 4 Euro, für den Verbandsrat, dem Steinwiesener Bürgermeister 3 Euro (zum Vergleich: Die FWO verkauft den Kubikmeter Wasser an die Kommunen für rund 70 Cent, die Rodacher Gruppe für 1,30 Euro an ihre Mitglieder). Petra Öhring betont, dass schon seit Jahren das Gespräch mit der Fernwasserversorgung Oberfranken gesucht worden sei: "Es dauert halt alles seine Zeit."
Für manche Kommunen, wie beispielsweise Tettau, Steinwiesen, Steinbach und Ludwigsstadt bedeutet dies, dass künftig weitere Differenzen bei den Wasserpreisen in den einzelnen Ortsteilen vorhanden sein werden.
"Es ist ein Problem"
Für den Tettauer Bürgermeister Peter Ebertsch steht fest: "Wasser ist ein emotionales Thema" und "Es ist ein Problem". Die Bestimmungen und Vorschriften nehmen zu. In den Kommunen wird das Prinzip der Solidarität gefordert sein. Und das ist nicht einfach.
Der Steinbacher Bürgermeister Klaus Löffler betont, dass weitere Entwicklungen in den Verbandsratssitzungen besprochen werden müssten. Er sei dem Vorsitzenden der FWO, Heinz Köhler, dankbar, dass er sich mit Vehemenz für eine Teilübernahme und Kooperationen eingesetzt habe, denn sonst wäre ein noch höherer Investitionsstau vorhanden. Der Steinwiesener Bürgermeister Gerhard Wunder meinte, dass der Bürger das Recht habe, die Zahlen auf den Tisch zu bekommen. Er bezeichnet die Frankenwaldgruppe als einen besonderen Sanierungsfall, deshalb müsste dieser Wasserversorger als Härtefall gelten, der eine spezielle Förderung durch die Bayerische Staatsregierung genießt.
"Der Fall ist kritisch, aber es gibt derzeit keine Alternative", so der Ludwigsstädter Bürgermeister Timo Ehrhardt. Er verweist auf die Topografie: Es sei schwierig, Wasser von Ludwigsstadt hoch nach Lauenhain zu pumpen. In seinem Stadtgebiet wird Lauenhain von der Frankenwaldgruppe versorgt.