Wildschweinschäden angeprangert
Autor: Susanne Deuerling
Steinwiesen, Freitag, 13. November 2015
Die Jagdgenossenschaft und der Jagdpächter reagieren offenbar nicht. Auch der innerörtliche Schwerlastverkehr und die Beleuchtung waren Anliegen der Bürger bei der Steinwiesener Bürgerversammlung.
Extreme Schäden auf den Wiesen und Feldern durch Wildschweine prangerte Waltraud Föhrkolb vom Weiler Tempenberg an. Trotz mehrmaliger Anfrage an die Jagdgenossenschaft und den Jagdpächter kam von deren Seiten offenbar keinerlei Reaktion. Auch auf ihren Antrag an die Gemeinde sei ihr nicht geantwortet worden: "Überall werden Drückjagden veranstaltet, nur oben bei uns kümmert sich niemand darum. Man wird doch zumindest eine Antwort erwarten dürfen", so Waltraud Föhrkolb. Bürgermeister Gerhard Wunder (CSU) sagte, dass diese Angelegenheiten Sache der Jagdgenossenschaft sei. Im Normalfall wird ein Gutachter bestellt und der Schaden vom Jagdpächter bezahlt. Zurzeit sei jedoch das Schadenspotenzial durch Wildschweine so hoch, dass noch keine Lösung gefunden wurde. "Es findet zeitnah eine Sitzung der Jagdgenossenschaft statt, in der über diese Wildschäden beraten wird und wie man sie in den Griff bekommen kann", so Wunder. Ansonsten könne man nur Fotos machen und mit dem Jagdpächter sprechen.
Walter Seipp sprach die Gerüchte an, die sich um das "Apart-Hotel" ranken. "Das Hotel soll insolvent sein und deshalb sind dort Flüchtlinge eingezogen und es sollen auch noch mehr kommen. Nun frage ich, was gehört von diesem Komplex der Gemeinde? Wo hat sie was zu sagen?" Der Bürgermeister erklärte, dass die Grundstücke der Gemeinde gehörten, die Häuser seien mit Erbbaurechtvertrag an Bob Neubeck vergeben mit der Nutzungsbeschränkung "für touristische Nutzung". Sollte etwas anderes in diese Räume kommen, dann nur mit Zustimmung der Gemeinde. Die unbegleiteten Jugendlichen, die nun unter Aufsicht dort untergebracht seien, seien auf Drängen des Landratsamtes unter Rücksprache mit der Gemeinde dort untergekommen. "Dies ist jedoch nur vorübergehend", betonte Wunder. Für das Hotel steht das Versteigerungsverfahren an, wie auch in den Zeitungen zu lesen war. "Letztendlich entscheiden die Banken." Walter Seipp sprach die Ortsbeleuchtung an, vor allem dass nun niedrigere Lampen aufgestellt werden und verschiedene Lampenköpfe. Bürgermeister Wunder erklärte, dass Frankenluk ab nächster Woche die Lampen erneuere und sie je nach Standort dementsprechend eingestellt würden.
Charlotte Klose fragte nach, wie es mit dem Abbau der Dachständer für die Stromversorgung aussehe. Bürgermeister Wunder antwortete, dass das Bayernwerk auf die Bürger zukomme, wenn diese gemeldet haben, dass die neue Installation fertig sei.
Die Begrünung an der neuen Ortsdurchfahrt sprach Egon Becker an. Er wollte wissen, ob in diesem Jahr noch was gemacht werde und vor allen Dingen, ob der Bürger noch ein Mitspracherecht habe. "Vor unserem Küchenfenster ist ein Baum geplant, das wäre nicht gut, nimmt uns sonst alle Sicht", sagte Becker. Wunder erklärte, dass zusammen mit dem Gartenbauverein und auch in Zusammenarbeit mit den Bürgern die Begrünung gemacht werden solle. Wenn das Wetter mitspiele, würden heuer noch die Bäume gepflanzt.
Stephan Hümmer sprach das Thema Schwerlastverkehr an. Er fragte, ob es eine Chance gäbe, diesen aus dem Ort herauszubekommen. Für ihn wäre ein Nachtfahrverbot, eine 30er-Zone oder ähnliches denkbar. Durch die neue engere Ortsdurchfahrt, die noch dazu durch parkende Pkw weiter verengt werde, entstehe ein permanentes Bremsen, Anhalten und Beschleunigen der Lkw. Für Bürgermeister Gerhard Wunder ist dieses Problem nicht neu. Es sei schwierig, den Schwerlastverkehr aus dem Ort zu bringen, da eine Staatsstraße durchführt. Eine Sperrung habe somit keine Chance. Geschwindigkeitsbegrenzung, vor allem nachts, die Möglichkeit, die Straße mautpflichtig zu machen sowie grundsätzlich eine 30er-Zone einzurichten, seien selbstverständlich Möglichkeiten: "Doch was bringt uns das, wenn niemand kontrolliert?
Klaus Wunder lobte die neue Ortsdurchfahrt. Sie sei sehr schön geworden, jedoch fielen nun die Seitenstraßen und Seitenbereiche, die nicht gepflegt sind, noch mehr auf. Vor allem nannte er den Platz am sogenannten Pinguinbrunnen neben dem Kindergarten. Klaus Wunder bezeichnete ihn als Schandfleck. Der Bürgermeister sicherte zu, dass sich der Bauhof die Anlage ansehe.
Der Bürgermeister informiert
Bereits im Vorfeld der Bürgeranfragen hatte Bürgermeister Gerhard Wunder bei der Bürgerversammlung die Bürger mit Informationen versorgt.
Finanzen und Haushalt
Das Haushaltsvolumen 2015 betrug 9 150 350 Euro, dies sind 12,97 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Schuldenentwicklung war aufgrund der zahlreichen Investitionen um ca. 700 000 Euro gestiegen und beträgt nun 6 700 000 Euro. Die Einwohnerentwicklung ist weiter rückläufig, wenn auch geringer als zuletzt. Zum 1. 1. 2015 hatte Steinwiesen 3505 Einwohner.
Schulsituation
Die Grundschule in Steinwiesen ist gesichert. In diesem Jahr konnten sogar zwei erste Klassen gebildet werden. Anders sieht es bei der Mittelschule Oberes Rodachtal aus. Nur noch zwei Klassen werden 2015/16 hier beschult. Es ist bereits abzusehen, dass es in Steinwiesen diese Mittelschule nicht mehr lange geben wird.
Kindergärten
Die Kinderbetreuung ist gesichert. In Steinwiesen gibt es 60 Regelplätze, zwei integrative Kinderplätze sowie 18 Krippenplätze; in Neufang 30 Plätze für Regelkinder und 18 für Krippenkinder. 2014 wurden folgende Zuschüsse an die Kindergärten vom Markt Steinwiesen gezahlt: Steinwiesen 154 124 Euro und Neufang 94 885 Euro. In Neufang wurde der generalsanierte Kindergarten und der Anbau fertiggestellt und wieder bezogen.
Erlebnisbad
Das Erlebnisbad ist die größte gemeindliche Einrichtung und gleichzeitig auch das Sorgenkind. Die Besucherzahlen gingen 2014 weiter nach unten und mit einem Kostenvolumen von rund 500 000 Euro im Jahr bleibt am Jahresende ein gewaltiges Defizit.
Kanal und Wasser
Die Abwassergebühren für den gesamten Markt steigen zum 1. Januar von 1,85 Euro auf 2,15 Euro pro cbm. Der Wasserpreis für Steinwiesen und Nurn ist seit 2013 konstant.
Aussichten
Das Wichtigste ist die Erhaltung der Infrastruktur, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Erhaltung der Gesundheitsdienste und die Sicherstellung der Nahversorgung. Bürgermeister Gerhard Wunder stellte vor, was es alles in Steinwiesen gibt. "Wir sind hier sehr gut aufgestellt, die Grundversorgung ist in Steinwiesen noch vorhanden, die Infrastruktur soll weiter ausgebaut werden, damit das Angebot im gewerblichen und kulturellen Bereich qualitativ verbessert werden kann."
Baumgärtner: Das ist für alle transparent und schulterbar
Steinwiesen — Jürgen Baumgärtner informierte bei der Bürgerversammlung über die Situation des Wasserzweckverbandes Frankenwaldgruppe (FWG) - betroffene Gemeinden sollen für die Sanierung der Fernleitungen zahlen. "Der FWG ist der Zweckverband mit der größten Schräglage in ganz Bayern", begann Jürgen Baumgärtner seine Ausführungen. Der neue FWG-Vorsitzende befindet sich auf Tour durch die betroffenen Gemeinden im Landkreis Kronach. In Steinwiesen berichtete er über seine Pläne.
Keine Rücklagen
Die Frankenwaldgruppe hat einen Investitionsstau von 90 Millionen Euro. Baumgärtner sagte, dass in den vergangenen Jahren die Einnahmen die Ausgaben nicht überstiegen haben. Somit konnten auch keine Rücklagen gebildet werden. Das ist die Ausgangslage. "Ich bin jetzt 42 Jahre alt und habe von meinem Papa gelernt, dass man Rücklagen bilden, Bausparverträge abschließen und sparen soll, um später flüssig zu sein für Reparaturen und neuen Investitionen", betonte der Vorsitzende der FWG. Seine Aufgabe sei es nun, für die nächste Generation nachhaltig zu wirtschaften, damit erst in 30 Jahren wieder investiert werden müsse. Dabei machte er deutlich, dass weitere Gebührenerhöhungen für ein ein absolutes "No-Go" seien. "Das Wasser sollten sich alle leisten können, auch die Senioren, die mitunter nur eine geringe Rente zur Verfügung haben", bekräftigt der 42-Jährige, der sein Finanzierungskonzept vorstellte. Die Idee dahinter ist die, dass alle beteiligten Gemeinden, unter anderem auch Steinwiesen, die Sanierung der Fernleitungen mitfinanzieren sollen. Insgesamt geht es gemeindeübergreifend um 17 Millionen Euro, davon sieben Millionen Zuschüsse vom Freistaat Bayern - hochgerechnet auf 30 Jahre. "Die Zuschüsse konnte ich in München von 3,5 auf 7 Millionen verdoppeln, wenigstens hier ein Erfolg", betont Baumgärtner. Die restlichen zehn Millionen sollen aus den Säckeln der Gemeinden bezahlt werden. Für Steinwiesen bedeutet dies einen Anteil von etwa 70 000 Euro jährlich, der investiert werden muss. Dies sei für alle transparent und schulterbar.
Jürgen Baumgärtner informierte auch darüber, dass er sich sehr bemühe, die Härtefallregelung für den Sanierungsstau zu erhalten. Dann würden von den 90 Millionen Euro wieder 45 Millionen Euro vom Freistaat Bayern zurückfließen.
In der folgenden Diskussion wurden Stimmen laut, die hinterfragten, warum nicht investiert wurde, als es noch Zuschüsse von 50 bis 60 Prozent gegeben habe. Außerdem fragte man nach einheitlichen Gebühren innerhalb des Marktes Steinwiesen. Letzteres wurde von Bürgermeister Gerhard Wunder rigoros abgelehnt.