Wieder neuer Geschäftsführer für Klinik
Autor: Marco Meißner
Kronach, Dienstag, 22. November 2016
Die Helios-Frankenwaldklinik wird ab 2017 von Christian Kloeters geleitet. Die Politik fordert mit deutlichen Worten mehr Kontinuität.
Mit Christian Kloeters (38) stellt sich zum 1. Januar 2017 ein neuer Geschäftsführer an der Helios-Frankenwaldklinik in Kronach vor. Er beerbt Daniel Frische (41), der zurück in eine Beratertätigkeit wechseln wied. Kloeters ist damit bereits der vierte Klinik-Geschäftsführer in Kronach seit der Übernahme durch Helios im Jahr 2013. Das ruft Kritik in den Reihen der Politiker hervor.
Der neue Geschäftsführer ist Facharzt für Radiologie, heißt es in einer Pressemitteilung von Helios. Derzeit leitet er die Klinik in Volkach. Zuvor war der gebürtige Krefelder im Konzernmanagement einer Klinikgruppe tätig. "Die Helios-Frankenwaldklinik Kronach hat ein breites und sehr spannendes medizinisches Leistungsspektrum, das ich gerne gemeinsam mit dem Kronacher Team weiterentwickeln möchte", sagt Kloeters zu seiner neuen Aufgabe.
Mate Ivancic, Regionalgeschäftsführer der Helios-Region Mitte, freut sich, "einen exzellenten neuen Klinikchef" präsentieren zu können. Kloeters habe sich durch seine erfolgreiche Tätigkeit in der Helios-Klinik Volkach als neuer Klinik-Geschäftsführer für Kronach empfohlen. "Er kommt aus der Medizin und hat in kurzer Zeit das Vertrauen der Volkacher Mitarbeiter gewonnen." Ivancic attestiert dem Vorgänger, Daniel Frische, "in Kronach gute und strategisch wichtige Veränderungen auf den Weg" gebracht zu haben. Auf Nachfrage unserer Zeitung beteuert Klinik-Pressesprecher Stephan Zeidler, dass der Wechsel von Frische nichts mit der anonymen Kritik an der Geschäftsleitung zu tun habe, die in den vergangenen Monaten in Kronach immer wieder die Runde machte.
"Es geht für ihn wirklich um den beruflichen Entwicklungsschritt", sagt Zeidler. Diese Chance für Frische habe sich allerdings erst in den letzten Wochen konkretisiert. Ansonsten hätte Frische sicher noch einige Zeit an der Kronacher Klinik verbracht.
Fließender Übergang
Was negative Flugblätter und ähnliches zur Klinik betrifft, so werde damit nur versucht, von außen eine schlechte Stimmung in die Klinik hineinzutragen, ist Zeidler überzeugt. "Die Mitarbeiter lehnen solche Dinge ab. Die Stimmung ist weiter gut."Es werde einen fließenden Übergang vom alten zum neuen Geschäftsführer geben, wodurch auch der Klinikbetrieb reibungslos fortgesetzt werden könne, unterstreicht der Pressesprecher. Dass es zu einem solchen Leitungswechsel kommt, ist für ihn auch nicht ungewöhnlich. Im Gesundheitswesen seien solche Veränderungen in der Geschäftsführung durchaus üblich.
Die Politik sieht diesen überraschenden Wechsel an der Klinikspitze und die Häufung solcher Personalveränderungen jedoch mit Argwohn. Landrat Oswald Marr (SPD) sagt klipp und klar: "Das passt mir gar nicht!" Kontinuität sei das Wichtigste, um eine Linie in die Führung einer Klinik zu bekommen. Doch genau diese Beständigkeit vermisst er im Kronacher Krankenhaus. Zudem schadeten die ständigen Wechsel auf der Leitungsebene dem Ansehen der Klinik in der Öffentlichkeit. Zwar seien die Zeiten vorbei, wo eine Person ein halbes Leben lang eine Klinik geführt habe, "aber dass die Leute so schnell wechseln, ist dem Haus sicher nicht dienlich".
Von Entscheidung überrascht
Diese Meinung teilt der Kronacher Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW). "Es ist sehr überraschend, dass Daniel Frische geht", sagt er und kritisiert ebenfalls die hohe Fluktuation an der Klinik - nicht nur in der Leitung, sondern auch bei den Ärzten. Diese Entwicklung verfolge er mit Bauchschmerzen, denn die Klinik sei für Stadt und Landkreis der wichtigste Baustein im Gesundheitswesen, und sie sichere viele Arbeitsplätze. "Es geht mir vieles sehr schnell. Ich hoffe, dass Kontinuität reinkommt", stellt er fest. Denn: "Was wären wir ohne unsere Klinik?"MdL Jürgen Baumgärtner (CSU) bedauert ebenfalls den erneuten Wechsel an der Klinikspitze. Und er "findet es bemerkenswert, dass solche Entscheidungen immer nach einer Verwaltungsratssitzung mitgeteilt werden". Diese Sitzung habe erst vergangene Woche stattgefunden. Die Kreis-CSU werde die Klinik künftig ganz besonders im Auge behalten. Und sie werde auch die fünf Prozent, die der Landkreis noch hält, in die Waagschale legen. Zunächst im Dialog, nötigenfalls auch darüber hinaus, garantiert der Abgeordnete. Weiterhin werde die CSU eine zeitnahe Verwaltungsratssitzung fordern, um sich die künftige Ausrichtung der Helios-Frankenwaldklinik erläutern zu lassen. Denn Baumgärtner verfolgt die Entwicklung sehr kritisch - auch über die Leitungsfrage hinaus. Er stellt klar: "Ich lasse es nicht zu, dass die Wohlfahrt von langgedientem Personal auf dem Altar der Gewinnmaximierung geopfert wird."
Die vier Geschäftsführer der Helios-Frankenwaldklinik:
bis 2014 Markus Plaschke
ab 2014 Florian Aschbrenner
ab 2015 Daniel Frische
ab 2017 Christian Kloeters
Kommentar von Alexander Löffler:
Kein gutes Signal
Seit der Übernahme der Frankenwaldklinik durch Helios im Jahr 2014 gab es drei Geschäftsführer. Der vierte übernimmt nun zum 1. Januar sein neues Amt. Gerade in Zeiten von anonymen Vorwürfen gegen die Klinikoberen und von Unsicherheiten in der Bevölkerung, wenn es um die Qualität der klinischen Versorgung geht, sind diese ständigen Wechselspielchen ein denkbar schlechtes Signal. Dass derart häufig der wichtigste Posten in einem Unternehmen neu besetzt wird oder werden muss, zeugt nicht von einer vertrauensvollen Unternehmenspolitik, deren oberstes Ziel ein hohes Maß an Qualität in der medizinischen Versorgung sein sollte. Dazu gehören nicht nur gute Mitarbeiter auf allen Ebenen, sondern auch Faktoren wie Verlässlichkeit und Kontinuität. Natürlich muss ein Unternehmen auch auf seine Wirtschaftlichkeit achten. Doch beim Blick auf möglichst hohe Renditen darf der Patient nicht immer weiter in den Hintergrund rücken. Das Gegenteil sollte der Fall sein. Und nur dann wird man auch verloren gegangenes Vertrauen in der Bevölkerung zurückgewinnen.