Wie vor 47 Jahren
Autor: Heike Schülein
Kronach, Montag, 15. Mai 2017
Eine Baugrube klafft in dem Grundstück an der Kronachallee. Sie ist die letzte Spur des evangelischen Gemeindehauses. Kreisheimatpfleger Wachter berichtet.
Jenes Gemeindehaus wurde kein halbes Jahrhundert alt, wie schon sein Vorgängerbau. Zur Geschichte des Baugrundstückes gibt es nämlich zu berichten, dass genau an dieser Stelle bereits 1927 vom evangelischen Jugendbund und dem evangelische Posaunenchor aus dem Erlös eigener Veranstaltungen und in Eigenleistung ein kleines Jugendheim errichtet wurde. "Es diente ihm und auch dem Kirchenchor als Übungsstätte, außerdem wurde darin bereits Jugendarbeit geleistet und die Konfirmanden unterrichtet. Da aber nach dem 2. Weltkrieg alle größeren Veranstaltungen der evangelischen Kirchengemeinde von Kronach aus Platzmangel zumeist in öffentliche Säle verlegt werden mussten, fasste man 1966 den Beschluss, ein neues größeres Gemeindehaus mit eigenem Saal zu erbauen. Weil jedoch in der Stadt einfach kein geeignetes Baugrundstück zu finden war, musste dieses damals knapp über 40 Jahre alte Jugendheim für diesen Neubau wieder weichen", so Kreisheimatpfleger Robert Wachter. Im Mai 1970 ging man daran, jenes alte Jugendheim aus den 1920ern abzureißen und Platz zu schaffen für den neuen Stolz der Evangelischen Gemeinde von Kronach: das "neue" Gemeindehaus. Die Planung dazu war dem Architekten Hans-Friedrich Hacker aus Thurnau übertragen worden. Schon am 28. Juni 1970 konnte feierlich die Grundsteinlegung für jenes "neue" - und inzwischen schon wieder abgerissene - Gemeindehaus nach dem Gottesdienst in der Christuskirche zelebriert werden. Der damaligen Kronacher Dekan Friedrich Höfer stellte sie unter das Wort aus dem Epheserbrief des Apostels Paulus (Kap. 2,20) "Erbaut auf dem Grunde der Apostel und Propheten, da Jesus der Eckstein ist". "Die Baukosten waren damals auf 320 000 DM veranschlagt worden. Dazu bewilligte der Landeskirchenrat einen Zuschuss von 220 000 DM und die Stadt Kronach einen Zuschuss von 20 000 DM. Der Rest musste von der Kirchengemeinde und durch Spenden aufgebracht werden", so Wachter. Am 2. Oktober des gleichen Jahres konnte schon Richtfest gefeiert werden. Genau ein Jahr später - am 2. Oktober 1971 - war der große Tag gekommen: Das "neue" Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Gemeinde konnte seiner Bestimmung übergeben werden. "Nur" 45 Jahre sollte es Bestand haben! "Doch wird dieses im Grunde zwar schlichte, aber durch sein großes Satteldach und seine dominante Freitreppe zum Portal aber markante Gebäude vielen in Erinnerung bleiben", zeigt sich Wachter sicher - so als ein Ort christlicher Begegnung, ein Platz für Vorträge, besinnliche und auch lustige Veranstaltungen, Versammlungen und Proben. Dazu nicht zu vergessen, wie viele Jugendliche hier für ihre Konfirmation unterrichtet wurden, an Bastelabenden oder beispielsweise an Kinderfaschingsveranstaltungen in den 1970ern teilnahmen. Herzstück war im Hauptgeschoss der 120 Quadratmeter große Saal mit seiner bis in den Dachfirst hochreichenden Holzdecke. Er konnte durch einen Konferenzraum um weitere 30 Quadratmeter erweitert werden. "In diesem Sitzungszimmer, das durch eine Faltwand von Saal abgetrennt werden konnte, tagten der Kirchenvorstand, der Dekanatsausschuss, die Pfarrkonferenz und andere Ausschüsse", erzählt der Kreisheimatpfleger. Dieses Hauptgeschoss beinhaltete weiterhin eine Teeküche, eine Garderobe und weitere Nebenräume. Im Untergeschoss, das bedingt durch die Hochwassergefährdung ziemlich hoch herausgehoben wurde, waren ein Mehrzweckraum und zwei Jugendräume. Am 19. Juni 2016 bezog die evangelische Gemeinde ihr neuerbautes Gemeindehaus im ehemaligen Magoldsgarten neben der Christuskirche. hs
(Quellen von Kreisheimatpfleger Robert Wachter: alte Presseberichte und Auszüge aus der Urkunde zur Grundsteinlegung)