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Wie oft wurde im Kreis Kronach "Ja" gesagt?


Autor: Lisa Kieslinger

LKR Kronach, Donnerstag, 02. November 2017

Heiraten ist momentan wieder voll im Trend oder vielleicht doch nicht? Wir haben uns bei den Standesämtern im Kreis Kronach mal umgehört.
Foto: Andreas Lander dpa/lby


Einmal im Leben im weißen Brautkleid gemeinsam mit seinem Vater den Weg zum Altar entlangschreiten, wo die Liebe des Lebens auf einen wartet: Viele träumen schon als kleine Mädchen von ihrer Traumhochzeit und haben ganz genaue Vorstellungen, wie alles ablaufen soll.
Doch viele Brautpaare zieht es gar nicht mehr in die Kirche. Für viele reicht der Gang zum Standesamt völlig aus - doch wagen viele junge Leute diesen Schritt heutzutage überhaupt noch? Wir haben uns bei den Standesämtern im Landkreis Kronach mal durchgefragt - mit gemischtem Ergebnis.
Während die Zahlen in Ludwigsstadt relativ konstant geblieben sind, gab es in Wilhelmsthal in Sachen Eheschließung einen starken Anstieg. Während 2013 gerade einmal sechs Paare vor dem Standesbeamten "Ja" sagten, waren es zwei Jahre später schon 19.


Mehr Eheschließungen

Auch in Steinwiesen gibt es immer mehr Eheschließungen. 2013 waren es noch elf und im letzten Jahr bereits 19. Ähnliches Bild auch in Mitwitz: Während es 2013 noch 18 Eheschließungen gab, waren es im Jahr darauf schon 29. 2015 und 2016 waren es dann jeweils 22 Brautpaare, die vor dem Standesbeamten standen.

Einen umgekehrten Trend gibt es dagegen in Tettau. Dort gab es 2015 neun Eheschließungen weniger als im Vorjahr. Auch 2016 blieb es bei gerade einmal sechs Brautpaaren.
Mit ein paar Schwankungen nach oben und unten, sind die Zahlen in Weißenbrunn, Nordhalben und Küps relativ konstant geblieben. Große Überraschungen gab es dort nicht.
In Steinbach am Wald und Pressig pendeln die Zahlen der Eheschließungen in den vergangenen vier Jahren zwischen 13 und 19 pro Jahr.

Auffällig ist dagegen die Statistik von Marktrodach. Während sich 2013 sechs Brautpaare für den Bund des Lebens entschieden haben, waren es ein Jahr später bereits doppelt so viele. Seitdem bewegen sich die Zahlen in der Marktgemeinde auf diesem hohen Niveau.
In Wallenfels fällt das Jahr 2015 mit einer zweistelligen Zahl aus dem Raster. Während es 2014 neun Eheschließungen gab, waren es ein Jahr später 14. 2016 waren es dann nur noch die Hälfte.
Besonders auffällig auch die Zahlen der Verwaltungsgemeinschaft Teuschnitz. Das Standesamt dort deckt neben Teuschnitz auch Reichenbach und Tschirn ab. Bei knapp 3500 Einwohnern gab es 2013 acht Trauungen, 2015 gab es mit 16 die meisten.
In Stockheim stieg die Zahl der Eheschließungen von 19 im Jahr 2013 auf 29 im Jahr 2014. Danach sanken die Zahlen wieder auf das Niveau von 2013.

Besonders spannend wird es, wenn man sich auch bei den anderen Gemeinden das Jahr 2014 mal genauer anschaut. Denn auch in Ludwigsstadt, Tettau, Steinbach am Wald, Marktrodach, Küps und Mitwitz ist das Jahr 2014 der Spitzenreiter in Sachen Eheschließungen - und das oft mit großem Abstand zu den anderen Jahren.


Hochzeitsboom in Kronach

Die größte Überraschung bei unserer Umfrage gab es jedoch in der Kreisstadt. Während 2013 99 Brautpaare vor dem Standesbeamten standen, waren es 2016 fast doppelt so viele: 164 Kronacher haben sich letztes Jahr das Ja-Wort gegeben.

Kommentar:

Die Zeiten haben sich geändert !

Abi in der Tasche, endlich fertig mit dem Studium und mit Mitte 20 mal so langsam in der Berufswelt Fuß gefasst. Aber eben auch nur so langsam, zur richtigen Berufserfahrung fehlen da jedoch noch einige Jahre. Dennoch werden ab Mitte 20 die Stimmen im Umfeld lauter, die nach Familienplanung und Hochzeit fragen. "In deinem Alter haben wir schon unser Haus gebaut, waren schon längst verheiratet und hatten zwei Kinder." Diesen Satz hört man nur zu oft. Und je näher man auf die 30 zukommt, desto lauter werden diese Stimmen.

Doch die Zeiten haben sich einfach geändert: Familienplanung nach der Ausbildung - was früher noch ganz normal war, schiebt sich heute immer weiter nach hinten. Schließlich will Frau nach dem Studium erst einmal ein paar Jahre arbeiten, Geld verdienen und Berufserfahrung sammeln. Und Ruck-Zuck vergeht die Zeit und die Dreißigermarke ist ganz schnell überschritten. Die richtige Zeit für Hochzeit und Kinder? Die scheint es heutzutage irgendwie nicht mehr zu geben oder vielleicht verpasst man sie auch, weil man immer etwas anderes für wichtiger hält. Viel zu oft muss sich gerade Frau entscheiden, ob sie den nächsten Schritt auf der Karriereleiter nehmen will oder doch lieber Kinder haben möchte. Auch wenn man beides gut unter einen Hut bringen würde, bekommt man viel zu selten die Chance, sich zu beweisen. Viel zu schnell wird man nach der Elternzeit in eine Teilzeitstelle geschoben, aus der man - selbst wenn das Kind dann groß ist - kaum mehr rauskommt. Kind und Karriere - beides scheint heutzutage in einer doch recht emanzipierten Welt schier unmöglich zu sein.