Wie können Psychologen helfen: "Die emotionale Kraft des Mädchens stärken"
Autor: Andreas Schmitt
Kronach, Dienstag, 11. Sept. 2018
Im Landkreis Kronach wurde eine 14-Jährige vergewaltigt und dabei geschwängert. Psychologen wollen ihr helfen, damit zu leben.
Die Geschichte einer 14-Jährigen, die im Landkreis Kronach vergewaltigt und durch die Tat schwanger wurde,ist bewegend. Wir baten Experten, ihre Situation einzuordnen.
"Die Rolle des Kindes ist total verändert", betont Heiner Vogel, Mitglied des Vorstandes der Psychotherapeutenkammer (PTK) Bayern, wie schwerwiegend die Dimension dieses Falles ist.
"Sie ist im nächsten Schuljahr Mutter, befindet sich also plötzlich in einer Rolle, die sie in diesem Lebensabschnitt nicht wollte und die in diesem Alter auch nicht gängig ist."
Was jedoch ist nun zu tun, fragen wir Vogel, der an der medizinischen Psychologie der Universität Würzburg arbeitet. "Die Beschäftigung mit der Tat ist wichtig, um das Geschehene zu verarbeiten", sagt Vogel. "Aber man muss auch die Fähigkeit entwickeln, zu regulieren, wann man Abstand zur Tat haben möchte."
Integration im sozialen Umfeld, gute Freunde und erfüllende Hobbys seien hierfür sehr wichtig, weiß der Experte. "Wie sich der Alltag darstellt, hat eine große Bedeutung." Eine wichtige Rolle nehme hierbei auch die junge Großmutter ein. "Wenn ich mich geborgen fühle, kann ich mit Rückschlägen besser umgehen als in einer ohnehin belastenden Umgebung."
Kontinuierliche Gespräche
Die Familie müsse kontinuierlich begleitet werden. Ob eine Psychotherapie notwendig ist oder ein begleitendes Gesprächsangebot die sinnvollere Variante darstellt, kann Vogel aus der Ferne nicht sagen.
"Die Tat kann zu einem Traumata geführt haben." Es könne aber auch sein - insbesondere, da sich die 14-Jährige nicht erinnern kann -, dass die Folgen schwerer wiegen. "Die Gefahr ist, dass sich Gefühle auf das Kind projizieren, die nicht gut sind." Deshalb müssten sowohl die junge Mutter als auch deren Mutter darin bestärkt werden, die Schuld nicht bei denjenigen zu suchen, die nichts dafür können.