Wie geht es nach der Frist weiter für Loewe?
Autor: Jan Koch
Kronach, Montag, 23. Sept. 2013
In Kürze läuft die dreimonatige Frist des Schutzschirmverfahrens aus. Mitte Oktober erwartet der zuständige Insolvenzrichter Raffaele Trotta, dass Loewe einen Insolvenzplan vorlegt - denn dann müsse eine Entscheidung fallen.
Die Nachricht, dass Loewe Mitte Juli ein Schutzschirmverfahren beantragt hatte, erschütterte die Region. Denn, wer nicht im Regen steht, braucht auch keinen Schutzschirm. Und tatsächlich ist dieses Verfahren eine besondere Form des Insolvenzverfahrens. Das Wort "Insolvenz" wiegt schwer und kein Unternehmen, das kerngesund ist, braucht diesen Schutz.
Loewe sei damals aber noch nicht am Ende gewesen, betont Raffaele Trotta, Richter am Insolvenzgericht Coburg und zuständig für das Schutzschirmverfahren von Loewe. Sonst hätte er das Verfahren nicht genehmigen können - schließlich darf laut Insolvenzordnung "die angestrebte Sanierung nicht offensichtlich aussichtslos" sein; zusätzlich dürfe das Unternehmen noch nicht zahlungsunfähig sein.
Das Schutzschirmverfahren sei zwar "eingebettet in einen insolvenzrechtlichen Rahmen, aber es geht in erster Linie um eine Sanierung", erklärt Trotta.
Frist endet im Oktober
Loewes Unternehmensspitze und der Sachwalter hatten nun drei Monate Zeit, einen Insolvenzplan zu erstellen. Diese Frist endet Mitte Oktober - dann wird Richter Raffaele Trotta voraussichtlich Loewes Planverfahren eröffnen. Wann genau es soweit sein wird, kann Raffaele nicht sagen. Es könne schließlich sein, dass Loewe etwas länger braucht. "Das Gesetz sagt nichts darüber, was passiert, wenn die Frist überschritten wird." Grundsätzlich sei die Frist einzuhalten, "wenn aber die Sanierung Aussicht auf Erfolg hat, hat das Vorrang". Laut Trotta muss aber noch im Oktober eine Entscheidung fallen. Seinen Eindrücken nach, mache Loewe seine Hausaufgaben. "Da sind im Hintergrund starke Bemühungen zu erkennen."
Wenn alle juristischen Auflagen erfüllt sind, eröffnet Raffaele Trotta das Planverfahren, in dem sich herausstellt, ob sich Loewe und die Gläubiger auf einen Insolvenzplan einigen können. Der könne vielfältige Dinge beinhalten, erklärt Trotta. Im Grunde gehe es jedoch darum, eine Balance zwischen den Forderungen der Gläubiger und dem Fortbestehen des Schuldners, in diesem Fall Loewe, zu sichern. Die Gläubiger verzichten auf einen Teil ihres Geldes, in der Hoffnung, immer noch mehr zu bekommen, als wenn Loewe in einer Regelinsolvenz abgewickelt würde. "Gläubiger und Unternehmen haben es in ihren Händen", sagt Trotta. "Der Insolvenzplan soll diese beiden Pole vereinen."
Weiterhin: Kein Insolvenzverwalter
Wie schon im Schutzschirmverfahren wird Richter Trotta auch im Planverfahren voraussichtlich Eigenverwaltung anordnen - einen Insolvenzverwalter wird es demnach wahrscheinlich auch weiterhin nicht geben, sondern nach wie vor den Sachwalter.
Nachdem Insolvenzrichter Raffaele Trotta den Plan geprüft hat, leitet er ihn weiter an die Gläubiger. "Die Gläubiger haben zwei Wochen Zeit, um Stellung zu nehmen", erklärt Trotta. Sind die Stellungnahmen der Gläubiger eingetroffen, setzt Richter Trotta einen Erörterungs- und Abstimmungstermin fest. Sollte bei diesem Treffen vor Gericht eine Mehrheit der Gläubiger den Insolvenzplan annehmen, "endet damit auch das gerichtliche Verfahren".
Frühestes Ende des Verfahrens: Mitte Dezember
Von Eröffnung des Planverfahrens bis hin zu dem Punkt, dass Richter Trotta das Insolvenzverfahren aufheben könnte, dauere es im besten Falle "zwischen zwei und drei Monaten". Das sei allerdings nur ein Schätzwert, schließlich gibt es noch andere Varianten. "Es hängt ganz davon ab, wie gut der Insolvenzplan ist und wie gut sich das Unternehmen mit den Hauptgläubigern abgestimmt hat." Zum Schluss muss das Gericht den Plan bestätigen. "Dann gilt der Plan, und das gerichtliche Verfahren ist beendet."
Der "worst case", also der schlimmste Fall laut Raffaele Trotta, ist, wenn die Gläubiger Loewes Insolvenzplan nicht annehmen. Dann folgt das Regelinsolvenzverfahren, das einen anderen Charakter als das Planverfahren hat. "Die Erfahrung zeigt", erklärt Trotta, "dass in einem solchen Fall das Unternehmen eher abgewickelt statt saniert wird."
Loewes Chef-Etage muss sich in den kommenden Wochen also nicht nur um einen Investor bemühen, sondern muss seinen Gläubigern ebenfalls ein attraktives Angebot in Form eines Insolvenzplans anbieten. Dafür bleiben rund drei Wochen.