Druckartikel: Wie Farben und Muster wirken, hängt vom Typ ab

Wie Farben und Muster wirken, hängt vom Typ ab


Autor: Irmtraud Fenn-Nebel

Kronach, Freitag, 14. Juni 2013

Im Laden sah's toll aus, aber angezogen? Vielleicht liegt es an der falschen Farbe, dem Blumenmuster oder dem groben Stoff: Was einem steht, hängt vom Typ ab - und der lässt sich leicht mit ein paar Tricks betonen.
Bei der Farbberatung klärt Christiane Eller (stehend) mit Jutta Fischer die Frage: Was unterstreicht ihren Typ, was lässt ihn strahlen oder eher blass aussehen? Foto: Ronald Rinklef


Natürlich ist Jutta Fischer angezogen, als sie zur Tür hereinkommt. Gut angezogen sogar. Nur dieses Orange ... Darüber lacht Fischer nach fünf Stunden mit Christiane Eller. Denn Fischer weiß jetzt, dass orange sie blass macht. Pink dagegen bringt ihre Augen zum Strahlen, blau ist auch gut: Weil sie ein Wintertyp ist. Da passt nicht alles.

Christiane Eller kennt die Fallen bei der Kleiderwahl: Viele vergreifen sich vor allem in der Farbe, manchmal auch im Schnitt oder Muster. Die gebürtige Essenerin hat im Verkauf gearbeitet, studierte Storemanagement, ließ sich an der Typakademie in Limburg als Farb- und Stilberaterin sowie Kniggetrainerin lizensieren und machte sich selbstständig.

Die richtigen Töne verschaffen An-Sehen
In ihrer Agentur Stilkonsil in Kronach berät sie jetzt Menschen, die mehr aus sich machen möchten. Dabei spielen Farben eine wichtige Rolle. "Jeder Mensch wird mit einer Farbharmonie geboren. Das ändert sich nie mehr", erklärt Eller. Optimale Farben aktivieren Konturen und lenken den Blick der anderen auf das Gesicht, nicht auf die Kleidung. "Die richtigen Töne verschaffen An-Sehen."

Vier Jahreszeiten-Typen
Basis für die "richtigen" Farben ist eine Jahreszeiten-Analyse: Es gibt den Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintertyp. Jeder einzelne hat seine charakteristischen Merkmale. Frühlingstypen haben in ihrer Haarfarbe rot-goldene Töne, sind goldblond oder karottenrot. Beim Sommer reicht die Palette von blond bis braun, aber kühl und ohne Rotstich. Der Herbst hat dunkle Brauntöne mit einem sichtbaren Rotstich und der Winter dunkle Braun- bis Schwarztöne im Haar.

Auch die Augenfarbe spielt eine Rolle bei der Charakterisierung. Frühlingstypen haben hellbraune, bernsteinfarbene oder aquamarinblaue Augen, der Sommer bewegt sich zwischen blau, grau und leichtem grün. Herbsttypen haben einen warmen Braunton mit goldenen Sprenkeln oder ein warmes Grün, Wintertypen stahlblau oder einen kühlen Braunton.

Jedes Jahreszeit hat ihren Haut-Unterton
Außerdem hat jede Jahreszeit einen Haut-Unterton: Er kann kalt oder warm sein. Um ihn zu definieren, darf man weder geschminkt noch stark gebräunt sein. Für die zweistündige Farbberatung platziert Eller ihre Kundin auf einem Stuhl vor einem Tageslichtspiegel, legt ihr ein weißes Tuch um und setzt ihr eine weiße Haube auf: Jetzt ist Fischer farblich "neutral" und Eller erkennt mit ihrem geschulten Auge sofort einen pink-bläulichen, kühlen Haut-Unterton.

Das charakterisiert Fischer als kühlen, als Wintertyp mit Tendenz zum Sommer und Hang zum Drama, bei dem die Farbe auch ins Gräuliche gehen kann. Frühlingstypen zeichnen sich durch ein leichtes Apricot und leicht rosige Wangen aus, Herbsttypen haben einen einen dunkleren Pfirsichton mit einem leichten Goldschimmer. Bei Wintertypen geht der Haut-Unterton ins Pink-bläuliche, kann aber auch ganz hell sein oder richtig dunkel.



Vorher-nachher gibt es nicht
In der Beratung arbeitet Eller mit Tücher-Paaren in mehreren Farben und mehreren Durchgängen. Mit der Jahreszeitenanalyse kann sie eine grobe Einteilung der Farbintensität und des Kontrastlevels bestimmen, außerdem die passenden Muster und Stoffe. "Das ist ein analytischer Vorgang, der mir viel Spaß macht." Ein völlig neuer Typ wird dabei allerdings nicht herauskommen, weil es kein "vorher-nachher" gibt. "Das ist unrealistisch," sagt Eller. Eine dauerhafte Verwandlung beginnt mit kleinen Schritten, vielleicht mal einem breiten statt schmalen Gürtel. Und: "Man muss auch entsprechend auftreten wollen."

Gelb macht wärmer, blau kälter
Im Tücher-Vergleich werden Unterschiede schon sichtbar, noch bevor die Stoffe Fischers Oberkörper komplett umhüllen. Statt rotbraun bringt rosé ihre Augen zum Strahlen, statt hellgrün unterstreicht blau ihren Typ. Manche Farben wie orange lassen sie fahl aussehen. Warum? Weil sie als Wintertyp mit Tendenz zum Sommer kühle Farben tragen sollte: Farben mit Blauanteil. Zum warmen Haut-Unterton der Frühlings- und Herbsttypen passen besser Farben aus der warmen Farbfamilie: immer mit Gelbanteil, der zum Beispiel in Orange enthalten ist.

Stilvolles Erscheinen - aber wie?
Fischers Farben sind jetzt also klar, weiter geht es mit der Stilberatung. "Stilvolles Erscheinen hängt von sieben Faktoren ab", erklärt Eller. Farbe, Figur, Frisur, Materialien in der Kleidung, Muster, Accessoires und Make-up. Welcher der Stile der Mode - sportlich, natürlich, romantisch, feminin-zart, klassisch, extravagant (Herren) bzw. dramatisch (Damen) - zu wem passt, hängt außer von der Persönlichkeit von Faktoren wie Körpergröße und Konturen ab.

Für die Stilberatung schaut sich Eller drei Stunden lang an: Hat jemand eine Taille oder nicht, wie ist das Verhältnis von der Schulter zum Becken, ist die Silhouette eher ein A oder ein Y, der Knochenbau fein oder kräftig? Auch Haare, Haut und Gesichtsform spielen eine Rolle bei der Analyse.

Eller vermisst mit einem Tuch Fischers obere Körperhälfte vom Scheitel bis zum Schritt und überträgt dieses Maß nach unten, setzt erneut an vom Schritt bis zum Fuß, So kann sie den passenden Kleiderschnitt oder die Hosenlänge herausfinden. Weil Fischers Oberschenkel etwas kürzer ist als ihr oberes Körpermaß, braucht sie einen gerade Schnitt bei Hosen.

Außerdem wird klar: Sie ist eine große, sportliche Frau mit ausgeprägten Diagonallinien und sollte statt verspielter eher geometrische Muster tragen, außerdem statt weicher eher feste Stoffe.

Keine kleine, runde Handtasche für eine große, sportliche Frau
Ellers abschließende Analyse fällt deshalb so aus: Sie rät Fischer zu einer klassischen Jeans - gerade und lang genug -, weißer Bluse und blauer Jacke mit einem pinken Schal als Farbtupfer. Die Schuhe brauchen einen langen Ausschnitt, die Accessoires müssen eher auffällig sein. "So eine große, sportliche Frau kann nie eine kleine, runde Handtasche tragen", sagt Eller. Dazu ein dezentes Make-up, fertig ist die alte-neue Jutta Fischer. Sie bilanziert: "In Zukunft werde ich wohl weniger Fehlkäufe haben. Und ich weiß jetzt, dass ich zum blauen Sakko greifen muss, wenn ich auffallen will."


Die Grundstile der Mode

Bei den meisten Menschen gibt es einen Grundstilmix.
Die Muster spiegeln sich wider in Gesichtsformen, Gesichtslinien und Körperzügen.

Sportlich:
Groß, breite Schultern, athletische Körperform, gerade Linien = Stoffe: eher fester; Muster: groß, geometrisch, rechteckig, Streifen.

Natürlich:
Körpergröße kleiner als sportliche Typen, Körperlinien eher gerade = Stoffe: mittelfest, natürliche Materialien wie Baumwolle, Cord, Leinen; Muster eher kleiner.

Romantisch:
Rundere weiblichere Formen, feminin-verspielt, ausgeprägte weibliche Merkmale.
Beim Herren entspricht das dem "Abenteurer": lässiger, modischer Look, eher weichere Formen
= Stoffe: fließend, weich; Muster, die den femininen Look bei Damen und den lässigen Look bei Herren unterstreichen (Paisley, Ethnomuster bei Herren/Blumen, ineinanderfließende Muster bei Damen).

Feminin-zarter Stil:
nur bei Damen: kleine Schwester der Romantikerin, Körpergröße klein, zart und weiblich, Jugendlichkeit, Körpergröße kleiner = Stoffe: weich, fließend; Muster: kleiner, verspielt, zart.

Klassisch:
Gilt bei Damen und Herren: die Körperproportionen sind ausgeglichen = schick, hochwertiger Stil, zeitlos, elegant, wenige Accessoires = Stoffe: hochwertig, Seide, Kaschmir; Muster: eher kleiner und feiner.

Dramatisch bei Damen, extravagant bei Herren:
Große Körperform mit Diagonallinien, Taille deutlich schmaler = Y-Form = avantgardistisch, die Betreffenden können am meisten mit den Stilfaktoren spielen, Hauptsache auffällig = Stoffe: von weich bis fest; Muster: asymmetrisch, groß und auffallend.