Wie die Freibäder im Kreis Kronach vom warmen Sommer profitierten
Autor: Marian Hamacher
LKR Kronach, Mittwoch, 17. Oktober 2018
Die hohen Temperaturen der vergangenen Monate haben den Freibädern im Kreis Kronach Besucherzahlen beschert, die die Zahlen des Vorjahres bei Weitem übertreffen - ein Zuschussgeschäft bleiben die Bäder dennoch.
Der Einbrecher hat eine Eintrittskarte. Seelenruhig liegt der Mann im Schatten eines Baumes, um nicht direkt der Sonne ausgesetzt zu sein. Denn die leistet auch jetzt, Mitte September, noch ganze Arbeit. Mit einem warmen Lächeln treibt sie den blauen Strich im Thermometer, das am Kiosk des Unterrodacher Freibads "Rodach Beach" hängt, über die 20-Grad-Marke. Bestes Freibadwetter.
Denkt sich wohl auch der Einbrecher. Warum nicht also rasch am Automaten eine Einzelkarte ziehen und das herrliche Spätsommerwetter auf der angewärmten Wiese genießen? Komisch nur, dass am Drehkreuz ein Schloss angebracht ist. Ein Problem, das mit einer galanten Klettereinlage schnell überwunden ist. "Er ist sogar im Becken geschwommen. Aber weil wir die Wärmepumpe schon abgestellt hatten, war es da drinnen bestimmt so kalt wie in der Ostsee", erzählt Bademeister Reiner Wich, der sich auch einen Monat später ein Lachen nicht verkneifen kann.
Ein Missverständnis
;Schließlich ist das Freibad bereits seit einer Woche geschlossen, als Wich zusammen mit einem seiner drei Kollegen den unfreiwilligen Einbrecher "auf frischer Tat" überrascht - für den das Missverständnis freilich keine Folgen hatte.
Immerhin war er im Besitz einer Eintrittskarte. Es ist die vorerst letzte Anekdote einer Badesaison, die Wich so schnell nicht vergessen wird.
Schon seit einem Vierteljahrhundert steht der 53-Jährige in Unterrodach am Beckenrand und hat so einige Sommer kommen und gehen gesehen. Einer wie in diesem Jahr war noch nicht darunter. Zwar hat der Jahrhundertsommer 2003 sogar noch eine höhere Durchschnittstemperatur vorzuweisen, als die vergangenen Monate - aber andere Besucherzahlen. Deutlich andere! 21 000 Besucher strömten in der jüngst zu Ende gegangenen Badesaison durchs Drehkreuz, als vor diesem noch kein Schloss hing. "2017 waren es noch 13 700", setzt Wich die diesjährige Bilanz in Relation.
Eine Zahl, auf die man in dem Bad, das nur über ein großes Becken verfügt, stolz ist. Alleine im Juli seien mehr als 8000 Badegäste gekommen, ergänzt Wichs Kollege Markus Holzmann. Er hat gerade seine dritte Saison als Bademeister in jenem Freibad hinter sich, in dem er 1974 als Kind einst selbst schwimmen lernte. "8000!", betont er. "2006 waren es in der gesamten Saison gerade einmal 6500!"
Zum steigenden Zuspruch habe aber nicht nur das Wetter beigetragen, sind die beiden Bademeister überzeugt. "Das hängt auch mit unserer neuen Breitrutsche zusammen, die wir jetzt seit zwei Jahren haben", ist Wich überzeugt. Gerade kleinere Kinder seien von der silberglänzenden drei Meter breiten und sieben Meter langen Rutsche angetan. Und wo kleine Kinder sind, ist mindestens ein Elternteil nicht weit. "Die haben hier den Vorteil, dass man das ganze Gelände gut überblicken kann", sagt Holzmann. "Wenn man sich am Kiosk was holt, sieht man jederzeit, wo sein Kind gerade ist. Daher haben wir uns in den letzten Jahren zu einer Art Familienbad entwickelt."