Wie David in Kronach einen Aufzug verhinderte
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Freitag, 24. Januar 2020
Wenn sich die Bürger gegen die Entscheidung der Kommunalpolitik auflehnen, ist es Zeit für einen Bürgerentscheid. In Kronach wurde 2013 auf diese Weise ein Ratsbeschluss gekippt.
Gegen die Politik ist der einzelne Bürger machtlos. Entscheidungen, die im Elfenbeinturm gefällt werden und auf die das Volk gefühlt keinen Einfluss hat. Werden junge Menschen gefragt, warum sie kein Interesse an Politik haben, klingen ihre Argumente in einer Zeit, in der "Politikverdrossenheit" zum Modewort geworden ist, häufig wie die moderne Interpretation von David gegen Goliat.
Was sie jedoch vergessen: Der kleine David hat den augenscheinlich übermächtigen Goliat mit einer Steinschleuder in die Knie gezwungen. Und es ist noch gar nicht so lange her, dass sich eine Neuinszenierung der Bibel-Sage in Kronach zugetragen hat.
Wir schreiben das Jahr 2008. Die sogenannte "Aufstiegshilfe in die Obere Stadt" ist in Kronach das allbeherrschende Thema. Die Pläne, einen Aufzug zu bauen, der die Bürger vom Marienplatz hoch in die Obere Stadt bringen soll, liegen schon seit Jahrzehnten in einer Schublade des Rathauses.
Bereits 2007 hatte sich der Stadtrat per Beschluss dazu entschieden, den Aufzug bauen zu wollen.
Passiert ist in den darauffolgenden Monaten aber noch nichts. Das Blatt wendet sich, als für das anvisierte Bauvorhaben beträchtliche Fördergelder winken. Es besteht die realistische Chance, dass für den auf geschätzt 400 000 Euro teuren Bau die Stadt Kronach lediglich einen Eigenanteil von 60 000 Euro leisten müsste. Darin enthalten wäre sogar die Sanierung der baufälligen Treppe - eine Baumaßnahme, die in naher Zukunft unumgänglich ist.
Widerstand regt sich
Was erst einmal gut klingt, hat jedoch einen Haken: Die Stadt hat nicht nur kein Geld, sondern ist mit 53 Millionen Euro in den Miesen hoch verschuldet."Eigentlich bauchen wir den Aufzug gar nicht. Wenn wir ihn aber bräuchten, hätten wir derzeit kein Geld dafür. Wenn wir das Geld hätten, gäbe es sicher wichtigere Projekte - und wenn es keine wichtigeren Projekte gäbe, dann wären der vorgesehene Bauplatz und die Gestaltung völlig unpassend", fasst Aufzuggegner Herbert Kaiser damals zusammen.
In den Reihen des Stadtrats, vor allem bei der SPD und in weiten Teilen der CSU, erfreut sich die Vision eines Aufzugs jedoch großer Beliebtheit. Nicht nur, dass durch die Aufstiegshilfe den Bedürfnissen älterer und körperlich behinderter Menschen Rechnung getragen würde. "Jetzt haben wir die einmalige Möglichkeit, den Aufzug mit geringstem städtischem Eigenanteil zu verwirklichen. Diese Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen", fordert der SPD-Fraktionsvorsitzende Karl H. Fick.