Druckartikel: Wenn "Mucki" zum Bogen greift

Wenn "Mucki" zum Bogen greift


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Burkersdorf, Freitag, 04. November 2016

Thomas Scholl ist Bogenbauer aus Leidenschaft. Er fertigt nicht nur Designer-Stücke für seine Kunden, sondern ist auch selbst mit Pfeil und Bogen unterwegs.
Es braucht Konzentration, Kraft und Gefühl, beim Bogenschießen werden alle Sinne angeregt und man ist stets in freier Natur, sagt Thomas Scholl. Fotos: Karl-Heinz Hofmann


Bogenbauer und Meisterschütze zugleich ist der 50-jährige Thomas Scholl (genannt "Mucki") aus Burkersdorf. Sein Hobby brachte ihn auf die Idee, selbst Pfeil und Bogen zu konstruieren. Dabei spiele eigene Erfahrung und Kreativität eine wesentliche Rolle. Der gelernte Maurer wollte eigentlich Schreiner werden. Und vom Maurer wechselte er zur Polsterindustrie und wurde Polsterdesignermeister und ist auch Sicherheitsfachkraft. Als 26-Jähriger hatte Scholl ein, für sein weiteres Leben, richtungsweisendes Erlebnis. Es waren die Wikingertage in Schleswig- Holstein. "Dort erlebte ich Wikingerkultur pur und schon bei meinen ersten Schüssen wurde mir Talent bestätigt."

Scholl erinnerte sich zurück an seine Kindheit, als er gerne mit Pfeil und Bogen spielte. "So wurde ich schnell zum aktiven Bogenschützen.

Später war ich fasziniert von den Herausforderungen des traditionellen Bogenbaus."

Nachdem ihm sein Freund und Mentor Helmut Ederer erste Handgriffe beibrachte, eignete sich Scholl sein heutiges Wissen und Können an.

Seit 2002 baut Scholl in seiner Bogenmanufaktur glasbelegte Bögen aus optisch harmonisierenden Hölzern mit dem Anspruch eine hohe Wurfleistung zu erzielen. Und auch wenn das Bauen voel Zeit in Anspruch nimmt, schießt Scholl noch gerne selbst. "Natürlich schieße ich meine eigenen Bögen auch auf Meisterschaften und ich bin das ganze Jahr über auf verschiedenen Turnieren oder meinem Bogenparcours bei Bamberg anzutreffen", so der 50-Jährige.


Individuelles Design

Scholl legt großen Wert auf den Austausch mit seinen Kunden, um jedem von ihnen ein individuelles Design bieten zu können. "Und natürlich verarbeite ich viel Holz", sagt er lachend und denkt zurück, dass er mal Schreiner werden wollte, weil ihn schon der Geruch des Holzes für dieses Naturmaterial begeistern kann.

Das Schießen mit Pfeil und Bogen kann auf vielerlei Art und Weise geschehen. Heute steht meist der Spaßfaktor im Vordergrund. Scholl betreibt vor allem das traditionelle Bogenschießen, was nichts mit der olympischen Disziplin zu tun hat. Gerade dieses intuitive, instinktive Bogenschießen findet immer mehr Anhänger. Im direkten proportionalen Zusammenhang dazu sprießen Bogensportvereine aus dem Boden. Hier wird auf Tiernachbildungen, sogenannte 3D-Tiere geschossen. Bei Turnieren werden jagdliche Szenen nachgestellt, die dann zu bewältigen sind.

Bogenschießen kann man immer und überall - unter der Voraussetzung, dass Sicherheitsregeln beachtet werden und niemand gefährdet wird. "In jedem von uns steckt ein kleiner Robin Hood, ein Bogenschütze", lacht der Meisterschütze Thomas Scholl. Apropos Meisterschütze. Dass diese Bezeichnung zurecht ist, beweisen seine unzähligen Urkunden, Pokale und andere Trophäen aus seiner erfolgreichen Bogenschützenlaufbahn. Und nicht nur er selbst profitiert von in seiner Manufaktur hergestellten Bögen, sondern auch viele andere Meister. Jüngstes Beispiel ist der 48- jährige Martin Pflüger aus Trieb, der vor drei Jahren bei ihm als Schüler mit dem Training begann und kürzlich beim Deutschland Cup mit Compound-Bogen die Bronzemedaille erkämpfte.


Eigene Erfolge als Werbung

"Die beste Werbung für mich sind natürlich auch meine eigenen Erfolge", sagt er und zeigt nicht ohne Stolz auf eine Galerie von Pokalen, Medaillen und Trophäen aus Meisterschaften. Jüngste Erfolge waren die Deutsche Vizemeisterschaft im 3D- Sport Erwachsenenklasse Tradition Recurve Bogen.

Bei Scholls Veranstaltungen auf dem Parcours stehen aber nicht die Leistung im Vordergrund, sondern das Ausüben des gemeinsamen Hobbys, der Austausch und die Kommunikation. Viele Freundschaften haben sich so schon entwickelt und Bogenschießen ist längst zum Familiensport geworden. Seine ehefrau ist längst Bogenschützin und auch bei der fünfjährigen Tochter Rosalie wird es wohl nicht mehr lnage dauern.

Heute möchte er sein Hobby und sein Beruf nicht mehr missen. "Mit meinem magischen Auge Volle Erfüllung sieht er, wenn Kunden kommen, den fertigen Bogen erstmals in den Händen halten und dabei Tränen in den Augen haben. "Dann weiß ich, dass ich Freude bereitet habe das ist ein schönes Gefühl." Das Bogenschießen, so sagt er, rege alle Sinne an und das Schönste sei dabei, dass man immer in freier Natur unterwegs ist. Seine Vorstellung ist es, im Frankenwald einen Parcours anzulegen, der allen stets Gelegenheit bietet, den Sport auszuüben. Aber auch der Tourismus würde davon profitieren, denn "es gibt viele Interessenten".