Wenn es nach dem Feiern ausartet
Autor: Lisa Kieslinger
LKR Kronach, Mittwoch, 02. August 2017
Wildpinkler oder abgetretene Außenspiegel - Vorfälle mit denen Stefan Heinlein vom Pressiger Ordnungsamt in den letzten Jahren vermehrt zu kämpfen hat.
Herausgerissene Blumen, verschwundene Straßenschilder und Wildpinkler - Probleme mit denen sich Stefan Heinlein vom Markt Pressig nach so ziemlich jeder Veranstaltung herumärgern muss. Er ist im Rathaus für das Ordnungswesen zuständig. "Sachbeschädigungen und Wildpinkeln auf öffentlichen Plätzen oder in Seitenstraße nehmen immer mehr zu. Ich hatte noch nie so viele Beschwerden wie in den letzten drei Jahren", erzählt der 36-Jährige, der bereits seit 17 Jahren im Ordnungsamt arbeitet.
Im Gemeindeteil Rothenkirchen komme es häufig zu solchen Zwischenfällen. Der Grund heißt "Ursprung": die einzige Diskothek im Landkreis Kronach. "Die Veranstalter versuchen alle Maßnahmen zu treffen, um das in Grenzen zu halten. Sie setzen sogar Securitykräfte für außen ein", erklärt Stefan Heinlein.
Dennoch komme es in Seitenstraßen oder auf öffentlichen Plätzen immer wieder zu Zwischenfällen. "Und das müssen die Veranstalter dann ausbaden, obwohl sie nichts für ihre Kunden können", erklärt der 36-Jährige, dem es wichtig ist, die einzige Disco im Landkreis zu erhalten.
Ein Problem sei, dass viele der jungen Leute bereits alkoholisiert auf die Feier gehen und das dann ausarte. "Wenn die jetzige Generation meint, so weitermachen zu müssen, wird es vielleicht irgendwann keine Diskothek im Landkreis mehr geben", meint Stefan Heinlein.
Oft fehle der Respekt und Anstand
Aber warum wurde das in den letzten Jahren so schlimm? "Für mich persönlich ist das eine Erziehungssache", stellt Heinlein klar. Vielen jungen Leuten sei heutzutage alles egal und manchmal fehle auch der gewisse Respekt. Doch nicht nur nach Veranstaltungen in der Diskothek kommt es zu vielen Sachbeschädigungen. Auch bei größeren Festen wie der Kirchweih würden immer öfter Warnbarken im Straßengraben verschwindenn oder Hauswände als Toilette benutzt werden. In Marktrodach scheint es trotz der Eventlocation "Dreefs", in der unregelmäßig Veranstaltungen stattfinden, keine Probleme mit Sachbeschädigungen nach Feiern zu geben. Laut Andreas Buckreus, der im Rathaus für die öffentliche Sicherheit und das Ordnungswesen zuständig ist, gab es schon lange keine besonderen Auffälligkeiten mehr. "Im letzten Jahr hatten wir gar keine Meldung, dass etwas beschädigt wurde", erklärt er auf Nachfrage des FT.
Ständiges Auf und Ab beim Kronacher Freischießen
In Kronach steht nun das Freischießen vor der Tür. Ausnahmesituation auch für die Kronacher Polizei. Die Statistik, die aus den Vorkommnissen der letzten Jahre beim Schützenfest entstanden ist, zeigt, dass es keinen eindeutigen Trend in Sachen Körperverletzungsdelikte und Sachbeschädigungen gibt. Ganz im Gegenteil: "Es ist ein ständiges Auf und Ab. Es gibt keine Tendenz", erklärt Gerhard Anders, Pressesprecher der Kronacher Polizeiinspektion. Hat es vor zwei Jahren in den zehn Tagen Schützenfest noch 20 Körperverletzungsdelikte gegeben, waren es 2016 gerade einmal noch zwei. Ein riesen Unterschied, den sich auch Anders nicht wirklich erklären kann. "Ein Grund könnte eventuell das Wetter sein. Bei Regen haben wir beim Schützenfest natürlich weniger Publikumsverkehr." Viele Besucher würde es nach dem Festplatz weiter in die Innenstadt ziehen. Hier geraten laut Anders immer wieder Leute aneinander.
2013 hat die Polizei in diesen zehn Tagen im Innenstadtbereich 13 Körperverletzungsdelikte aufgenommen. Im vergangenen Jahr waren es dann nur noch fünf. Bereits bei der Pressekonferenz zum Freischießen am Montag regte Uwe Herrmann, Leiter der Polizeiinspektion in Kronach, an, einen Spätheimkehrerbus zu etablieren. "Wenn die Leute nämlich in die Stadt laufen und nicht heimkommen, stellen sie Blödsinn an", erklärt Anders.
Ein Spätheimkehrerbus wäre eine gute Methode, um die Anzahl der Delikte weiter zu senken. Auch in Sachen Sachbeschädigungen könnte die Situation dadurch entspannt werden.
Herausgerissene Verkehrsschilder, zerkratzte Autos oder abgetretene Spiegel - meist komme es nach Festen zu solchen Schäden. Vor vier Jahren wurden der Polizei im Freischießen-Zeitraum insgesamt neun Fälle von Sachbeschädigung gemeldet. 2016 waren es dann schon 19. Bis dahin ist die Anzahl kontinuierlich gestiegen.
Polizei ist verstärkt im Einsatz
Am Freischießen ist die Kronacher Polizei verstärkt im Einsatz. "Wir haben uns schon rechtzeitig bemüht, Fremdkräfte anzufordern", erklärt Anders. Darunter auch von der Bereischaftspolizei. Doch diese Beamte für das Kronacher Freischießen zu bekommen, sei nicht immer einfach. "Das Personal ist einfach begrenzt und in München oder Mittelfranken gibt es derzeit auch viele Veranstaltungen, wo Verstärkung gebraucht wird", erklärt der Pressesprecher. Doch für das Freischießen bekomme die Kronacher Inspektion auf jeden Fall Unterstützung von Einsatzzügen aus Bamberg, Coburg und Hof, damit das Freischießen auch dieses Jahr möglichst friedlich und ohne größere Zwischenfälle über die Bühne gehen kann.