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Weltmeister Gerd Kümmet blickt zurück


Autor: Friedwald Schedel

Kronach, Dienstag, 19. Juli 2016

Gerd Kümmet aus Kronach errang den Titel vor genau 50 Jahren. Er blickt zurück auf den größten Triumph seiner Schützen-Laufbahn.
Gerd Kümmet blättert im Fotoalbum, das er nach dem Erringen der Weltmeisterschaft im Jahr 1966 angelegt hat.  Foto: Friedwald Schedel


Gerd Kümmet blättert in einem Fotoalbum. Nicht in irgendeinem, sondern in dem Album, das den größten Triumph seines Lebens in Bildern dokumentiert: Vor genau 50 Jahren wurde er Weltmeister im Luftgewehrschießen. Seine weltmeisterliche Waffe ist jetzt im Deutschen Schützenmuseum auf Schloss Callenberg ausgestellt.
Kümmet blickt zurück auf die Wettkämpfe im Jahr 1966. Der Deutsche Schützenbund durfte erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg eine Weltmeisterschaft ausrichten: in Wiesbaden. Und man durfte sich eine bis dato nicht ausgetragene Disziplin wünschen. Das war Luftgewehr, mit dem Gert Kümmet, der bis dahin schon eine ganze Reihe von hervorragenden Platzierungen errungen hatte, besonders gern zielte.


Die Anspannung war groß

Das Schießen in Wiesbaden sollte der Höhepunkt seiner Schießsportkarriere werden.
Nach dem Hauptschießen lag er mit zwei Schweizern und einem Ungarn ringgleich an der Spitze. Das Stechen, jetzt würde man Finale sagen, musste entscheiden. "Die Anspannung war groß für uns", beschreibt Gert Kümmet dieses Finale. Zu dem kam man ganz überraschend, weil vieles bei den Wettkämpfen noch nicht so professionell lief wie heute. Hunderte von Zuschauern standen hinter den Finalisten. Denen schlotterten die Knie, aber beim Schießen kommt es ja darauf an, sich voll zu konzentrieren und Ruhe zu bewahren. "Wenn einer einen Neuner schoss, wurde das so quittiert, wie wenn ein Fußballer beim Elfmeterschießen am Tor vorbei schießt. Ein Raunen ging durch die Zuschauerschar", berichtet Gerd Kümmet über den Wettkampf vor 50 Jahren, als wäre dieser gestern gewesen. Gerd Kümmet behielt damals die Nerven und wurde Weltmeister.


Großer Empfang in Kronach

Die Nachricht verbreitete sich in seiner Heimatstadt Kronach wie ein Lauffeuer, obwohl es noch keine sozialen Medien gab. Der Jubel war unbeschreiblich. Wann hat man denn auch einen Weltmeister in seinen Reihen? Für die Rückkehr des Meisterschützen wurde ein großer Empfang vorbereitet. Neben dem damaligen Bürgermeister Konrad Popp sitzend fuhr Gerd Kümmet im Cabrio durch die Stadt, die Menschen jubelten, es waren Freudenszenen, die es lange nicht mehr gegeben hatte. Der damals 24-Jährige lächelte und freute sich mit seinen Kronachern.

Der Weltmeister wurde auch ins "Aktuelle Sportstudio" eingeladen und von Harry Valerien interviewt.
Gerd Kümmet war seit der Wiederzulassung des Schießsports nach dem Zweiten Weltkrieg Schütze und erzielte eine ganze Reihe von Erfolgen. Bei Meisterschaften in Bayern errang er 128 Mal Podestplätze, 39 Mal war er Bayerischer Meister. Bei Deutschen Meisterschaften stand er 46 Mal auf dem Podest, 17 Mal als Deutscher Meister ganz oben. 1966 wurde er nicht nur Luftgewehr-Weltmeister, sondern errang mit der Mannschaft die Vizeweltmeisterschaft. Kümmet stellte zwei deutsche Einzelrekorde und fünf deutsche Mannschaftsrekorde auf. Er qualifizierte sich für die Olympischen Spiele 1968 in Mexiko, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Bundespräsident Heinrich Lübke überreichte ihm 1967 das Silberne Lorbeerblatt, die höchste deutsche Sportauszeichnung. Im Jahr 1975 wurde er Schützenkönig der Schützengesellschaft Kronach, denn Gerd Kümmet schoss nicht nur mit dem Luftgewehr.