Weißenbrunner Musiker verbreiten Freude vom Balkon
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Freitag, 20. März 2020
Der Musikverein Weißenbrunn macht mit einer genialen Idee aus der Not eine Tugend: Weil sie wegen dem Corona-Virus derzeit nicht proben können, spielten die Musiker die Ortshymne von zuhause aus.
Die Sonne ist schon längst untergegangen, die Straßen im kleinen Ort Weißenbrunn liegen menschenleer im Dunkeln. Doch durch die Fenster vieler Häuser dringt warmes Licht. Und wer genau hinsieht, der merkt, dass sich auf einigen Balkons etwas tut: Notenständer und Instrumentenkoffer werden nach draußen geschafft.
Das Tuten einer einzelnen Trompete durchbricht von irgendwo die abendliche Stille, Ninette Plitzner antwortet vom heimischen Wohnzimmerbalkon aus mit ihrer Klarinette. Normalerweise proben die Mitglieder des Musikvereins Weißenbrunn alle gemeinsam, Woche für Woche, wie ein Uhrwerk.
Aus einer Spaß-Idee wird ernst
Doch an diesem Donnerstag kann die Probe erstmalig nicht stattfinden. Wegen dem Corona-Virus müssen auch alle Freizeitaktivitäten ausfallen; darunter fallen auch die Proben des 35 Musiker starken Orchesters. "Als ich in unsere Whatsapp-Gruppe geschrieben habe, dass die Proben bis auf weiteres ausfallen müssen, hat jemand aus Spaß geantwortet, dass wir es ja wie in Italien machen und vom Balkon aus spielen könnten", berichtet die Vorsitzende.
Video:
In dem vom Corona-Virus besonders gebeutelten Land musizieren die Menschen in Quarantäne spontan von ihren Balkons aus gemeinsam. Was als Scherz gemeint war, habe bei den Mitgliedern jedoch sofort großen Anklang gefunden. Und so haben rund 30 Musiker um Punkt 19.45 Uhr - dem eigentlichen Beginn ihrer Probe - spontan ein Ständchen von ihren Balkons aus organisiert.
Auf das Timing kommt es an
Zum Glück hat der von Familie Plitzner eine entsprechende Größe: Vater Marco (48) ist Dirigent des Musikvereins und spielt seit seinem elften Lebensjahr Saxofon, Mama Ninette (45) und die zwölfjährige Tochter Angelina Klarinette. Benjamin (8) rundet das Quartett mit seinem Schlagzeug ab.
Alle blicken gespannt auf die Atomuhr auf dem Handy. "Das machen alle so, damit wir wirklich alle zur selben Zeit anfangen, zu spielen", erklärt Plitzner. Die Spannung steigt. "Die Aufregung ist größer als bei einem Konzert", scherzt Ninette Plitzner, denn noch nie hätten sie das gleiche Lied von verschiedenen Orten aus gespielt. Ob das wohl klappt?