Weihnachtsgeschenke: Händler in Franken hoffen auf den Endspurt
Autor: Marian Hamacher, Peter Groscurth
LKR Kronach, Dienstag, 20. Dezember 2016
Durch das warme Wetter sind die Franken noch etwas verhalten beim Kauf von Geschenken. Aber die Händler gehen zuversichtlich in die letzte Woche.
Der Startschuss fiel am Samstag: Mit dem vierten Adventswochenende begann für den Handel erst die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts. "Entscheidend sind die letzten zehn Tage vor Weihnachten", erklärt Johannes Fehn, der Kreisvorsitzende des Einzelhandelsverbands. Traditionell werde erst ab Mitte Dezember der richtig große Umsatz gemacht.
Doch auch bislang könne er sich nicht beschweren, so Fehn, der auch Inhaber des Kronacher Lederwarenfachgeschäfts "Leder Kestel" ist. Von den Kunden habe schon zuvor großes Interesse bestanden. Der Weihnachts-Schlussspurt sei aber noch einmal etwas deutlich anderes. "Da fängt man dann an, die in den Prospekten beworbene Aktionsware noch einmal besonders prominent zu platzieren", erzählt Fehn.
Digitaler Wunschzettel
Der Kunde soll schließlich nicht lange nach dem gesuchten Produkt Ausschau halten müssen. Denn das Kaufverhalten hat sich verändert. "Nun möchte man alles sofort haben", sagt Fehn. Er vermutet, dass das eine Folge des Onlinehandels ist, dessen Prinzip von Kunden auf lokale Geschäfte übertragen wird. Das Weihnachtsgeschäft hat sich ohnehin zunehmend in den Onlinehandel verlagert. "Jeder zehnte Euro wird aktuell im Internet ausgegeben", teilt Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands Bayern (Habe) auf FT-Anfrage mit. Neuester Trend: Bei vielen Plattformen können Kunden digitale Wunschzettel anlegen und sie an potenzielle Schenker als Entscheidungshilfe weiterleiten.
Für Wolfgang Adlwarth von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung ist der Wunschzettel-Trend die logische Folge des Online-Booms. Der Verbraucher mache es sich gerne leicht und und wolle das Schenken optimieren. Dazu passe auch, dass Gutscheine für Veranstaltungen, Kurse, Reisen oder auch einfach nur als Einkaufsgutscheine seit Jahren zu Weihnachten immer beliebter werden. "Damit lässt man dem Beschenkten mehr Freiheit bei der Auswahl und geht auf Nummer sicher - und vermeidet Stress im vorweihnachtlichen Gedränge der Innenstädte", sagt Adlwarth.
Miteinander wird angestrebt
Als Allheilmittel sieht Fehn das Online-Geschäft für kleinere Geschäfte aber nicht. Wer einen Online-Shop nicht professionell umsetzen könne, solle lieber die Finger davon lassen. "Wir müssen irgendetwas besser können als das Internet. Wenn wir das nicht können, sind wir austauschbar", betont Fehn. Er habe inzwischen aber sogar die Erfahrung gemacht, dass sogar Online-Händler ein Miteinander anstreben. "Die sagen, dass man den stationären Handel braucht", so Fehn. Er fände es positiv, wenn "das Pferd von hinten aufgezäumt wird". Heißt: Der Kunde soll sich im Internet über ein Produkt informieren und es dann vor Ort kaufen. Eine Idee, die sich aber offenbar erst noch durchsetzen muss.
Sorgenfalten
Denn Frankens Einzelhandel ist mit zwar mit großen Erwartungen in die Adventszeit gestartet, nach den ersten Adventswochen zeigt sich aber, dass die Menschen nicht wirklich in Kauflaune sind. Der Handelsverband Bayern hatte für das Weihnachtsgeschäft sogar einen Rekord prognostiziert. Davon ist man etwas weg, erklärt Habe-Sprecher Ohlmann. "Wir hatten ein leichtes Plus erwartet, liegen aber unter dem Vorjahresniveau. Momentan sind zwar die Sorgenfalten größer als der Umsatz. Aber der Zug ist ja nicht abgefahren. Denn immer mehr kaufen ihre Geschenke auf den letzten Drücker. Gerade Bücher oder Parfum sind dann gefragt." Der mittelfränkische Einzelhandel erwartet für die Monate November und Dezember einen Umsatz von rund 1,95 Milliarden Euro. Dies wäre ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als Grund dafür wird die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und die solide Konsumlaune der Verbraucher verantwortlich gemacht. Ähnlich verhält sich auch in Oberfranken.
Übrigens: An der Spitze der beliebtesten Weihnachtsgeschenke steht der Geschenkgutschein. Danach folgen Kosmetik, Bücher, Uhren, Schmuck, Bekleidung, Bargeld und Elektrogeräte. Das Weihnachtsgeschäft ist für die meisten Einzelhändler enorm wichtig. Durchschnittlich werden in dieser Zeit ein Fünftel des gesamten Jahresumsatzes in den beiden Weihnachtsmonaten erzielt.
Kronachs Charme
Selbst nach dem 24. Dezember ist aber nicht Schluss, weiß Bernd Ohlmann. "Viele Menschen haben zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr Urlaub, gehen in dieser Zeit mit ihren Gutscheinen oder den Bargeld-Geschenken shoppen." Das bedeutet für den Einzelhandel aber auch: Arbeiten, wenn andere die Zeit mit ihrer Familie genießen. "Aber davon leben wir", sagt Fehn. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir Dienstleister sind - und das sind wir gerne." Kronach habe für ihn den Vorteil, dass es Charme habe. Hier herrsche keine Massenabfertigung wie in der Großstadt. "Man hat hier eine persönliche Betreuung und kleine Geschäfte, in denen es Spaß macht, einzukaufen", so der Kreisvorsitzende.Noch ein Tipp für Last-Minute-Weihnachts-Einkäufer: Der Heiligabend fällt dieses auf einen Samstag, und dann dürfen die Geschäfte laut Gesetz nur bis 14 Uhr öffnen.