Wehe, wenn die Schwedenfahne sich verheddert
Autor: Michael Wunder
Wallenfels, Freitag, 20. Juni 2014
Die Fahnen-Zeremonie auf der Brücke sorgt bei der Wallenfelser Fronleichnamsprozession immer ein bisschen für Spannung. Wenn der Fähnlich patzt, könnte der Frieden in Gefahr sein.
Die Fahnenzeremonie auf der Schwedenbrücke ist einer der Höhepunkte der Fronleichnamsprozession in Wallenfels. Alle Augen ruhten dabei Fähnrich Sven Hofmann. Das Tuch darf sich nicht verheddern. Eine Legende besagt, dass ansonsten Gefahr für den Frieden besteht. Der junge Stadtrat zeige sich jedoch von den vielen hunderten Zuschauern unbeeindruckt und schwenkte die Fahne souverän. Es ging alles glatt über die Bühne, so dass man das Vermächtnis auch in diesem Jahr wieder erfüllte.
Anschließend trat Pater Jan Poja mit der Monstranz auf die Schwedenbrücke und erteilte den Segen in alle vier Himmelsrichtungen. Mit dem Wallenfelser Heimatlied, welches 1949 von Johannes Baptist Eichhorn verfasst wurde, endete die Zeremonie auf der Brücke.
Auch heuer war die Prozession, bei der auch der die Marine- und Soldatenkameradschaft, der Trommlerzug, der Musikverein und der Gesangverein mitwirkten, beindruckend.
Reservisten haben den längsten Lauf-Weg
"Wir haben schon rund fünf Kilometer hinter uns", sagte der Zweite Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Edgar Bärenz, vor der Aufstellung zur Kirchenparade. Den bereits in der Frühe hatte man nach dem Ertönen der Böllerschüsse vom Leutenberg die Honoratioren von zu Hause abgeholt. "Wir laufen an diesem Tag insgesamt rund 10,4 Kilometer", meinte Bärenz, der seit 1971 immer an Fronleichnam dabei ist.
Seit 1982 ist er Zweiter Vorsitzender der Reservistenkameradschaft und seit zehn Jahren führt er die Kompanie der Pioniere an. Bevor der Chef aller Truppen, Hauptmann Christopher Zeuß, die Mannen antreten ließt, wurde eine Reihe von Mitgliedern auf dem Rathausvorplatz für langjähriges Mitwirken ausgezeichnet: Dominik Weiß und Michael Förner (beide zehn Jahre), Dino Stöcker, Dirk Zeitler, Danny Bärenz, Holger Pauss, Ronny Hader und Christopher Zeuß (alle 20 Jahre), Gilbert Weiß, Günther Weiß, Uwe Fleischmann und Markus Zeuß (alle 25 Jahre) sowie Frank Weiß (30 Jahre).
Dann ließ Christopher Zeuß lautstark das erste Kommando erschallen: "Präsentiert die Gewehre! Augen nach links!" Im selben Augenblick bewegte sich Sven Hofmann mit seiner Mannschaft, die vorher "in Reih und Glied aufgestellt war" mit der Schwedenfahne aus dem Rathaus und begrüßte nach jahrhundertealtem Brauch alle anderen Fahnenträger, dabei werden die Fahnen gekreuzt und berühren sich gegenseitig.
Im Gleichschritt zum Gotteshaus
Im Gleichschritt begab man sich unter den Klängen des Musikvereins bei der Kirchenparade zum Gotteshaus St. Thomas. Dort wurde Christus, in der Brotgestalt des heiligen Altarsakraments in der Monstranz, abgeholt. Pater Jan Poja trug die Monstranz durch die Straßen der Flößerstadt.
Nach zwei Altären, die wieder alle mit viel Mühen schön gestaltet wurden, begab man sich zur Schwedenbrücke zur Schwedenparade. Anschließend wurde auf dem Platz unterhalb des Rathauses bei idealen Wetterbedingungen ein Gottesdienst unter freiem Himmel gefeiert. Nach dem vierten Altar ging es zurück in die Kirche. Am morgigen Sonntag folgt noch ein Flurumgang. Traditionell wird dabei die Monstranz durch die Flur getragen.
Die Legende
Das Ritual mit der Schwedenfahne geht auf eine jahrhundertealte Legende zurück. So soll ein Fahnenträger aus Wallenfels während des Dreißigjährigen Kriegs die Schwedenfahne versteckt haben. Der Mann fiel im Krieg, doch seine Frau hatte die Fahne vorsorglich versteckt - der Legende nach unter der Schwedenbrücke.
In Erinnerung an den tapferen Soldaten, der sein Leben ließ und an die unerschrockene Gattin, wird alljährlich zu Fronleichnam die Prozession mit der Schwedenfahne gestaltet.
Seit über 350 Jahren schwenkt deshalb der jüngste Stadtrat die Fahne auf der Schwedenbrücke. Wichtig ist, dass sich diese dort nicht verheddert. Denn dies würde eine Gefahr für den Frieden bedeuten. Angeblich hat sich die Fahne in den Jahren 1914 und 1939 verheddert.