Warum Weihnachten wie eine Nuss ist
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Sonntag, 23. Dezember 2018
Pater Helmut Haagen und Pfarrer Christoph Teille lieben die Weihnachtszeit - nur vielleicht nicht in der Form, wie sie sie seit einigen Jahren erleben. Sie würden sich freuen, wenn eine andere Seite des Fests wieder in den Vordergrund rückt.
Die Begrüßung ist herzlich. "So wie Sie müsste eigentlich ich aussehen", sagt Pater Helmut Haagen und lässt ein freundliches Lächeln folgen. Während sich der Pfarradministrator für den Pfarreienverbund Pressig, Posseck, Rothenkirchen für Hemd und graues Sweatshirt entschieden hat, erscheint sein evangelischer Kollege Christoph Teille im violetten Kollarhemd mit dem markanten weißen Kragen. "Das kommt noch aus meiner Zeit in den USA, da trugen das die meisten Pfarrer", erzählt der 54-Jährige.
Aus den USA nach Kronach
;Denn bevor der gebürtige Hannoveraner 2012 die evangelische Kirchengemeinde Weißenbrunn und Hummendorf übernahm, war er achteinhalb Jahre lang im US-Bundesstaat Pennsylvania tätig. Hagen (62) leitet sogar schon seit 2001 den Pfarreienverbund Pressig, Posseck, Rothenkirchen - getroffen haben sich die beiden aber bisher noch nie. Zeit, beide einmal an einen Tisch zu bringen. Zeit, für eine weihnachtliches Doppel-Interview. Wir nähern uns Heiligabend - für viele der Höhepunkt der Weihnachtszeit. Welche Bedeutung hat Weihnachten für Sie?
Christoph Teille: Für mich war Weihnachten schon immer die schönste Zeit des Jahres. Man denkt darüber nach, dass man sich ja eigentlich mehr um seine Verwandten und Freunde kümmern müsste. Nur kommt die Weihnachtszeit durch den vielen Stress, den man als Pfarrer dann hat, zu kurz. Helmut Haagen: Aber wir machen als Kirche doch den gleichen Fehler wie alle anderen. Wir hauen uns zu mit Terminen und verlieren die eigentlich ruhige Zeit völlig aus den Augen. Woran denken Sie da genau?
Haagen: Unter anderem an die gefühlt 50 Adventsfeiern. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe Priester, die gar keine Adventsfeiern mehr besuchen. Und dann habe ich eine Kirchenverwaltungssitzung nach der anderen. Alles muss zwischen dem 1. und 24. Dezember sein, doch danach ist nichts mehr. Da liegen die Weihnachtsbäume alle schon wieder auf der Straße - dabei ist das kirchlich ja die eigentliche Weihnachtszeit. Also von Heiligabend bis zur Taufe Jesu am 13. Januar. Gerade dieser Zeitraum hat für mich die größte Bedeutung. Für mich bedeutet Weihnachten aber immer auch die Menschwerdung Gottes, das Zeichen: Man muss nicht perfekt sein! Ab Heiligabend dürfte die Zeit bei Ihnen noch einmal knapper werden, als an den 23 Tagen zuvor.
Haagen: Mit sechs Kirchengemeinden habe ich wirklich überall Gottesdienste. Aber es ist jetzt das erste Jahr, in dem ich mal nicht drei Christmetten habe, sondern nur zwei. Hinzu kommen dann noch zwei weitere Messen an den Weihnachtsfeiertagen. Teille: Ich bin froh, dass wir für die Südschiene unseres Dekanats entschieden haben, für den vierten Advent einen gemeinsamen Gottesdienst in Burkersdorf zu machen. Dann habe ich Heiligabend drei Gottesdienste und am ersten Weihnachtsfeiertag noch einmal zwei. Am zweiten Weihnachtsfeiertag haben wir dann einen Kanzeltausch, was für mich bedeutet, dass ich dann keine neue Predigt vorbereiten muss. Wissen Sie schon, was Inhalt Ihrer Predigt wird?
Haagen: Der schon angesprochene negative Zeitbegriff. Alles muss noch schnell gemacht werden. Ich will dann das Heute betonen: "Heute ist Christus geboren". Teille: Ich weiß es noch nicht ganz genau. Nutzen Sie eigentlich vorgefertigte Predigten, die ja Kirchen beider Konfessionen anbieten?
Teille: Solche Lesepredigten habe ich schon mal verwendet, aber meistens ändere ich die so ab, dass sie auf die Gemeinden passen. Doch inzwischen nehme ich oft auch ein Grundgerüst von den Weihnachtsfesten vorher. Gott kommt zu uns als Kind in der Krippe. Das ist das Leitthema, das Weihnachten natürlich immer vorkommen muss. Ich habe da aber auch ein ganz persönliches Anliegen. Nämlich?