Die Orgel kam bei allen Liedern zum Einsatz. Zwar war die Musik weder zu aufdringlich noch zu dezent, allerdings fühlten sich offenbar nicht alle der knapp 40 Gläubigen dazu animiert, in den Gesang einzustimmen. Was aber auch daran gelegen haben dürfte, dass sie sich in den vielen Sitzgelegenheiten etwas verloren. Neben den Sitzbänken im "Erdgeschoss" gibt es in Fischbach schließlich noch zwei Emporen, die ebenfalls genutzt wurden (siehe Ambiente).
3. Lesungen Mit ruhiger und kräftiger Stimme las ein Gemeindemitglied zunächst die Epistel aus dem ersten Brief Petrus' (zweites Kapitel) vor. Im Evangelium nach Johannes (zehntes Kapitel) kam dann erneut das Leitthema dieses Gottesdienstes zum tragen: Jesus als guter Hirte, der sein Leben für seine Schafe lässt.
Zwar schloss das Gemeindemitglied die Lesung mit den Worten "Ehre sei dir, Herr", die Antwort "Lob sei dir, Christus" gab die Gemeinde allerdings erst etwas zögerlich, nachdem die Pfarrerin den Satz anstimmte.
4. Predigt
Vermutlich lag auch Ruth Scheils Predigt ein Manuskript zugrunde - gemerkt hat man dies jedoch nicht. Die Pfarrerin schien auf der Kanzel voll in ihrem Element. Variierte mit der Lautstärke, untermalte ihre Worte mit Gesten und spannte einen Bogen vom Psalm 23 (Der Herr ist mein Hirte) bis hin zu Beispielen aus dem Alltag der Gläubigen, welchen "Wölfen" sich Jesus in der heutigen Zeit entgegenstellt.
5. Kommunion/Abendmahl
Ein Abendmahl fand in diesem Sonntags-Gottesdienst nicht statt.
6. Segen
Nachdem ein Gemeindemitglied über die Höhe der zuletzt eingesammelten Kollekte und weitere Neuigkeiten aus dem Gemeindeleben informiert hat, spendet Scheil den Segen in klassischer Weise: "Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und schenke euch Frieden." Zunächst wünscht sie vom Altar aus einen "gesegneten Sonntag", kurz darauf auch noch einmal bei der persönlichen Verabschiedung am Ausgang.
7. Ambiente
Wer die Jakobuskirche betritt, atmet ab dem ersten Atemzug reichlich Geschichte ein. Errichtet wurde das Gotteshaus nämlich schon vor über 500 Jahren. Etwas jünger ist der Kirchturm, der 1660 abgerissen und neu gebaut wurde. Die Sonnenstrahlen, die durch die antiken Fenster fallen, tauchen den Altarraum in ein stimmungsvolles Licht.
Die mintgrünen Holzbänke und die hellbraunen Holzemporen verleihen der Kirche ein angenehm aus der Zeit gefallenes Ambiente. Ein Highlight ist neben der opulenten Orgel sicherlich der Barockaltar, der aus der Werkstatt des markgräflichen Hofbildhauers Elias Räntz stammt.
8. Kirchenbänke
Wie die Decke im Eingangsbereich sind auch die Kirchenbänke eher für Menschen von kleinerer Statur ausgelegt. Grün gestrichen und mit roten Sitzkissen bezogen, geben sie allerdings nicht nur ein gutes Bild ab, sondern sind auch durchaus komfortabel. Zudem machte es den Anschein, als ob aus der Rückseite der Bänke zu Beginn des Gottesdienstes warme Luft strömen würde. Angesichts der noch etwas kühleren Temperaturen sehr angenehm.
9. Beleuchtung Mit der Beleuchtung hat die Kirche sicherlich kein Problem. Auch wenn die Sonne mal einen schwächeren Tag hat, sind die Lampen immer noch hell genug, um die passende Seite im Gesangbuch finden und den Text ohne Probleme lesen zu können.
Schwieriger ist es eher, wenn es die Sonne mal zu gut meint. Durch die hohen Fenster hinter der Pastorin drang so viel Gegenlicht in die Kirche, dass der Blick auf die Kanzel mitunter etwas schwer fiel und das ein oder andere Auge zusammengekniffen werden musste.
10. Sinne
Sollen historische Stoffe verfilmt werden, erfreut sich der Landkreis Kronach bei Filmschaffenden ja inzwischen einiger Beliebtheit. Locationscouts, die auf der Suche nach einer kleinen Kirche sind, die fast schon Charisma besitzt, dürften in Fischbach fündig werden. Die Jakobuskirche vermittelt mit der braunen Holzoptik und der überschaubaren Größe Ruhe und Geborgenheit. Doch obwohl viel dunkles Holz im Einsatz ist, macht das Gotteshaus einen eher hellen Eindruck. Weil der besuchte Gottesdienst in der Zeit kurz nach Ostern stattfand, war sie durch Blumen und Kerzen noch bunt geschmückt - was für eine wohlige Atmosphäre sorgte.
Warum ein Gottesdiensttest?
Wir wollen mit unserem Gottesdienst-Test die Kirchen ein wenig mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Unter Kirchgängern, Geistlichen und Lesern soll eine Diskussion darüber entstehen, was einen guten Gottesdienst ausmacht. Dieses in der Regel sonntägliche Treffen hat für evangelische wie katholische Christen ja bis heute eine große Bedeutung. Soll lebender Ausdruck des Christseins sein. Wir haben uns für eine Bewertung nach objektiven Kriterien theologische Hilfe geholt bei den Professoren Martin Stuflesser (Würzburg), er ist auch Berater der deutschen Bischofskonferenz, und Martin Nicol (Erlangen), der mit seinem Buch "Weg im Geheimnis" ein Plädoyer für den evangelischen Gottesdienst abgibt. Ergänzt werden objektive Kriterien um die subjektiven Eindrücke, die unsere Kollegen gewonnen haben.
Alle Berichte unserer Serie finden Sie auf unserer Übersichtsseite zum Gottesdiensttest. Dort finden Sie auch ausführliche Infos.