War die Podiumsdiskussion zu lasch?
Autor: Jan Koch
Kronach, Freitag, 13. Sept. 2013
Einen kräftigen Schlagabtausch erwarteten die Zuschauer am Donnerstagabend im Schützenhaus in Kronach - und wurden zumindest in diesem Punkt enttäuscht. Die heimliche Siegerin des Abends heißt Maria Gerstner von der Frauenliste.
Stehpulte. Zwei Moderatoren. Rund 110 Besucher. Das gut gefüllte Schützenhaus war gespannt, welche Rededuelle sich die acht Kandidaten für den Landtag liefern werden. Der Kampf in "Wahlkampf" kam einigen der Zuhörer zu kurz. Und tatsächlich entwickelte sich im Lauf der eineinhalb Stunden eine Diskussion, die ohne jede Schärfe auskam. Ralf Pohls (SPD) Aussage, dass Streiterei und Zoff nichts bringen, ließ sich so auch auf die anderen Kandidaten übertragen. Bemerkenswert war, dass vor allem Jürgen Baumgärtner (CSU) und Ralf Pohl wenig Grund zum Streiten hatten, vertraten sie doch oft einen ähnlichen Standpunkt.
Einig waren sie sich bei den Themen Verkehrspolitik, Bildung und ärztliche Versorgung. Am offensichtlichsten wurde der Unterschied der beiden aussichtsreichsten Landtagskandidaten in der Diskussion um das weitere Vorgehen in Sachen Fachoberschule im Kreis Kronach.
Wenn es auch die Ausnahme war, einen verbalen Giftpfeil schoss Baumgärtner in Richtung Sebastian Herter, Kandidat der Freien Wähler, der vor Kurzem seine Kronacher Parteikollegen vor den Kopf gestoßen hatte, indem er statt eines vierspurigen Ausbaus der B 173 zwischen Kronach und Lichtenfels eine 2+1-Lösung gefordert hatte. Diesen Alleingang kommentierte Baumgärtner mit den Worten, dass Herter offenbar selbst nicht so recht wisse, was er wolle. Parieren konnte der Angegriffene den CSU-Vorstoß nicht - da die Moderatoren bereits das nächste Thema eingeläutet hatten.
Ehrlich währt am längsten
Ehrlichkeit attestierte eine Zuschauerin den Kandidaten nach der Diskussionsrunde. Vor allem, dass Grünen-Kandidat Helmut Wesolek zur Thematik, wie die ärztliche Versorgung auf dem Land verbessert werden kann, keine Antwort parat hatte, wurde ihm offenbar nicht zum Nachteil gereicht. Einen Lacher verbuchte Maria Gerstner, Kandidatin der Frauenliste, für sich. Auf die Abschlussfrage, welchen anderen Kandidaten sie in den Landtag mitnehmen würde, sagte sie: "Den Pohl und den Baumgärtner brauche ich nicht in den Landtag mitzunehmen. Die gehen schon von alleine." Den zahlreichen CSU- und SPD-Anhängern im Publikum gefiel die Antwort offenbar.
Auch Freie-Wähler-Kandidat Sebastian Herter war angetan und entschied sich für Gerstner. Deren Wahl fiel auf Helmut Wesolek, der zum Liebling der Runde avancierte. Nicht nur Maria Gerstner, auch Pirat Stefan Betz und Ralf Pohl wählten den Grünen-Kandidat. Da aber Wesoleks Tanzkarte nur einen Platz frei hatte, suchte er sich, wenig überraschend, SPD-Mann Pohl aus. Pohl wiederum wurde auch von Thomas Müller von der ÖDP ausgewählt. Jürgen Baumgärtner und Björn Cukrowksi (FDP) machten ebenfalls keinen Hehl aus ihrer politischen Zuneigung.
Baumgärtner macht das Rennen
Die rund 110 Zuschauer im Kronacher Schützenhaus, darunter übrigens sehr wenig junge Leute, waren sich zum Schluss einig, wer am erfolgreichsten um ihre Gunst geworben hatte. CSU-Kandidat Jürgen Baumgärtner trug in allen vier abgefragten Bereichen den Sieg davon. Vor allem hielten ihn die Zuschauer für den ehrlichsten Politiker. Er erhielt rund doppelt so viele Stimmen (31) wie seine Verfolger Helmut Wesolek (16) und Ralf Pohl (14). Das Rennen, wen das Publikum am sympathischsten fand, war nicht ganz so eindeutig: Platz eins ging an Baumgärtner (26), dicht gefolgt von Ralf Pohl (19). Sympathisch fanden die Zuschauer offenbar auch Maria Gerstner (13).
Als am kompetentesten wurde ebenfalls Jürgen Baumgärtner (37) eingeschätzt, gefolgt von Ralf Pohl (26). Platz drei in Sachen Kompetenz teilten sich Maria Gerstner (5) und Björn Cukrowski (5).
Die entscheidende Kategorie, wer das Rennen insgesamt gemacht hat, entschied erneut Baumgärtner für sich (34), gefolgt von SPD-Kandidat Pohl (24). Maria Gerstner (6) kam auf Platz 3.