"War des blöd - ober schee wor's!"
Autor: Hans Franz
Tettau, Freitag, 18. November 2016
Volker Heißmann und Martin Rassau gastierten in Tettau. Auch "Waltraud und Mariechen" waren mit von der Partie.
In Sachen Humor sind sie seit vielen Jahren der fränkische Exportschlager: Volker Heißmann und Martin Rassau von der Comödie Fürth. So richtig bekannt geworden sind beide in ihrer Paraderolle als das schrille Witwenpaar "Waltraud und Mariechen". Nun trieben die "Vier" ihr Unwesen im Frankenwald ganz oben: In Tettau, dem Ort - wie Rassau meinte - wo zwar zwei Weltfirmen ansässig, die Straßen aber wie noch vor dem Krieg seien. Bei der Anreise zum letzten Zipfel Frankens sei sogar das Navigationssystem ausgefallen. Hilfreich sei gewesen, dass sie einen Linienverkehr-Omnibus hinterher fahren konnten und deshalb die Festhalle gefunden hätten.
Auch wenn Heißmann und Rassau Tettau nicht immer von seiner besseren Seite beleuchteten, die Brüller der 600 Zuhörer hatten sie auf ihrer Seite. Es wurde ein fröhlich-schräger "Unterhaltungsabend" - so auch der Programmtitel - bei dem man zwei Stunden lang aus dem Lachen nicht herauskam, ja der Saal tobte oftmals. Die beiden Fürther Urgesteine, die nun schon seit über einem Vierteljahrhundert gemeinsam zusammenwirken, überzeugten trotz ihres oft derben Humors mit viel Witz, der gepaart war mit Tempo und Charme. Rasche und unerwartete Pointen lagen immer auf der Lauer. So albern sie sich durch jede Menge absurder Situationen und glänzen dabei als Verwandlungskünstler, wobei die absichtsvoll bunt gemischten Bühnenklamotten ins Auge stechen.
Überraschend war der Einstieg, denn zunächst war nur Martin Rassau auf der Bühne zu sehen. Dann taucht er auf, Volker Heißmann, aber in einem Inspektor Columbo-Outfit als Pressefotograf, um die beiden Komödianten "Rassmann und Heißau" zu fotografieren. Kurz darauf weist er die beiden heimischen Lokalberichterstatter auf ihre Plätze zurück, und zwar mit dem Hinweis: "Des is mei Modiv". Mit dem Motiv war der (angeblich) anwesende Landrat gemeint. Rassau hatte dabei den in der zweiten Reihe sitzenden Windheimer "Uhrmacher" Jürgen Büttner erwischt und begrüßt. Seiner Gattin Mandy überreichte er einen Strauß Plastik-Tulpen, was vom Fotografen, der anschließend wegen einer Titelstory nach Judenbach zu den Taubenzüchtern musste, im Bild festgehalten werden musste.
"Ich bin einer von Euch"
Wenig später weist Volker Heißmann auf den sinnigen Titel "Unterhaltungsabend" hin und erklärt, dass dies einfach eine Reminiszenz an frühere Zeiten sei. "Unser Unterhaltungsabend ist mehr so ein Nummernprogramm. Sie denken jetzt an Travestie, aber es ist noch schlimmer." Da er nicht gewusst hätte, wie er seinen Beruf - Kabarettist, Humorist oder Comedian - nennen solle, habe er in die Vergangenheit zurückgegriffen und sich nun in seinem Ausweis die Bezeichnung Deppendarsteller eintragen lassen. Grüße ließ er von Carolin Reiber übermitteln, mit der er tags zuvor eine Fernsehsendung aufgezeichnet hatte. Sie hätte zu ihm gesagt, "wer in Tettau auftritt, der hat es geschafft." Kurz danach erhält er tosenden Beifall, als er doch lobende Wort über die nördliche Marktgemeinde, die mit einem Skiparadies und Gletscherspalten aufwarten könne, findet: "Ich bin ein Tettauer, ich bin einer von Euch."Im weiteren Verlauf versteht es das Comedy-Duo immer wieder die Tücken des Alltags und die Untiefen des fränkischen Lebens zu ergründen und in ausgelassenen Sketchen zu entlarven. Eine Spitzfindigkeit jagt die andere: "Heute kannst du alles im Internet eingeben - Jucken, rote Nase, und dann weißt du, dass du Fußpilz hast."
Mit dem fränkischen Dialekt wird jede noch so freche Anekdote amüsant. Fragt die Kundin die Verkäuferin im Supermarkt: "Ham Sie an Dill do?" Falls jemand dabei an etwas anderes denkt, dem sei gesagt, dass damit das Gewürz für einen Gurkensalat gemeint war. Dass es bei Heißmann und Rassau oftmals recht blöd zugeht, dies gehört zur Selbstverständlichkeit der beiden.
Als Heißmann zum Beispiel einen Witz damit beginnt, dass ein Apotheker, ein Lehrer, ein Schul- und Hausmeister beim Pfarrer klingeln, bricht er den Satz ab. "Ha, der Pfarrer ist ja gar nicht daheim". Etwas durcheinander kommt Rassau, als sich Heißmann zunächst als Einzelkind bezeichnet, dann aber erwähnt noch eine Schwester zu haben. Rassau: "Na, was denn nun?" Heißmann: "Ja, meine Schwester ist auch ein Einzelkind." Köstlich die Gespräche der beiden in einer Partnervermittlung, im Handy-Laden beim Kauf eines Ei-, Ei-, Ei-Phones, bei einem Weihnachtsmann-Casting oder einem Kennnenlern-Tag. Als singende und tanzende Witwen wurden sie nach der Pause mit frenetischem Beifall empfangen und schmetterten ihr Lied "Wir sind die schönsten Frauen von Fürth, die jedem Mann den Kopf verdrehen, wir sind richtige Feger". Das Publikum klatscht dabei im Takt kräftig mit. Immer wieder eine Klasse für sich, wenn sie als legendäres, schrulliges Rentnerinnenduo "Waltraud und Mariechen" ihre Lebensweisheiten verbreiten. Zugaben waren selbstverständlich. Am Schluss gab's das Abschiedslied "Lebe dein Leben".
"Wer keinen Spaß versteht, der soll sich einen Blumenstock holen, zum Friedhof gehen und warten, bis er dran ist,", so Rassau. Diesen Weg ging mit Sicherheit keiner. So konnte das von Heißmann gewünschte Resümee "War des blöd - ober schee wor's!" durchaus vom bestens gelaunten Publikum gezogen werden. Der Dank der heimischen Besucher ging an Benjamin Baier, Vorsitzender der Neuen Theatergruppe von Tettau. Er hatte in Abstimmung mit der Comödie Fürth diesen Auftritt in die Wege geleitet und vor Ort organisiert.
"Wer lacht hat mehr vom Leben"
Tettau — Den Auftritt des fernsehbekannten Komiker-Duos Volker Heißmann und Martin Rassau (alias "Waldtraud und Mariechen") in Tettau nutzte Bürgermeister Peter Ebertsch, indem er die beiden aufforderte sich ins Goldene Buch der Marktgemeinde einzutragen. Dies taten die beiden Fürther spontan und zeigten sich dabei auch von ihrer spaßigen Seite. Als Gastgeschenk hatte das Gemeindeoberhaupt unter anderem Lauensteiner Pralinen übergeben, die dann während des Programms immer wieder mit zur Sprache kamen. Neben ihren Unterschriften setzten die Künstler den Satz "Wer lacht hat mehr vom Leben" ins Buch. hf