Nach über 250 Jahren Pause kam aus Nurn die erste Gruppe zur "Maria im Schnee" nach Steinwiesen.
Erwartungsvoll stehen eine Gruppe Steinwiesener Männer und Frauen an der Pfarrkirche "Mariae Geburt" und warten auf die Wallfahrer aus Nurn. Nach über 250 Jahren hatten sich von dort Männer, Frauen und Kinder aufgemacht, zur Gnadenmutter "Maria im Schnee" nach Steinwiesen zu pilgern. Abgeholt wurden sie an der Wegkapelle beim Café "Kuhnlein" von Pfarrer Richard Reis, der sie mit dem Segen und Weihwasser willkommen hieß und sie zur Kirche geleitete.
Den Anstoß zur Wiederbelebung der alten Wallfahrtsstätte gab sicher die Idee von Ingrid Burkert-Mazur, die beim Pfarrgemeinderat Nurn die Anfrage einbrachte, doch eine offizielle Wallfahrt nach Steinwiesen durchzuführen.
"Es gibt in der Pfarrkirche beim Gnadenbild noch so viele Gnaden, warum holt sie niemand ab?", sagte Ingrid Burkert-Mazur und "Der Pfarrgemeinderat war sofort begeistert und machte gleich einen Termin fest". Sie ist stolz auf das Gremium, das so offen und entschlossen reagierte. Und so kam es, dass sich 30 Fußwallfahrer auf den Weg machten und bei trüben, regnerischem Wetter über den Franz-Klinger-Weg zur Gnadenmutter pilgerten. Wallfahrtsführerin war Katharina Deuerling und das "Wallfahrerkreuz" trug Jan Weiß. Mag sein, dass es von Nurn aus kein allzu langer Weg ist, aber auch kurze Wallfahrten bringen viel Gnade. Das Wallfahreramt zelebrierte Pfarrer Richard Reis zusammen mit Dekan Thomas Hauth. In seiner Predigt ging er darauf ein, das lange keiner mehr daran gedacht hatte, dass es ein Gnadenbild hier in dieser Pfarrkirche gibt. Der Ort war für die Wallfahrer in Vergessenheit geraten.
"Doch heute machen wir einen neuen Anfang, Maria hat sie alle hierher geführt mit ihren Anliegen, Sorgen und ihrem Dank, das sie mitgebracht haben. Gerade in Zeiten der Bedrohung für die Christen wie nun im Irak und in Syrien brauchen wir solche Stätten, um uns mit Gnaden von oben stärken zu lassen", sagte Pfarrer Reis. Seit Jahren schon war er bestrebt, dass diese Wallfahrten zur Gnadenmutter von Steinwiesen nicht in Vergessenheit geraten und nun hat es sich erfüllt, die erste offizielle Wallfahrt ist gekommen. Deshalb ist der Wunsch des Geistlichen, dass noch viele Orte diesem Gedanken folgen und mit ihren Nöten in die Wallfahrtskirche "Mariae Geburt - der Maria im Schnee" pilgern werden. "Tanken wir auf bei der Gnadenmutter von Steinwiesen", beschwor Pfarrer Reis die Gläubigen. Bereichert wurde das Wallfahreramt von der Opernsängerin Gabriele Neumann, die das "Ave Maria" hervorragend interpretierte.
Zum Abschluss wurde das Wallfahrerlied von Steinwiesen "Da knie ich Maria vor deinem Bild" gesungen und das Gebet zur heiligen Gnadenmutter von Steinwiesen gebetet.
Gnadenorte der Gottesmutter gibt es viele, auch im Frankenland. Bekannt sind unter anderem Marienweiher, Gößweinstein, Vierzehnheiligen, Heroldsbach als Gebetsstätte und natürlich Bamberg als Bischofssitz. Doch es gibt auch Wallfahrtsstätten, die in früherer Zeit sehr beliebt waren und bei denen die Wallfahrten irgendwann einfach aufhörten, aus welchen Gründen auch immer.
Eine dieser Wallfahrtsorte ist Steinwiesen. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis ungefähr zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges (1756 - 1763) pilgerten die Wallfahrer aus nah und fern zum Gnadenbild der Mutter Gottes, das in der Kirche "Maria Geburt" noch heute Mittelpunkt ist.
Es ist bekannt, dass Gläubige aus Wallenfels, Zeyern, Nurn, Neugang, Tschirn und Nordhalben sich am Fest "Mariae Geburt" (8. September) einfanden und das mirakulöse Bild verehrten. Neben diesem Festtag wurde auch der Dreikönigstag außerordentlich stark von den Betern besucht, so dass Franziskaner Pater mit Messelesen und Beichtsitzen aushelfen mussten.
Das Gnadenbild von Steinwiesen ist die älteste und wichtigste Plastik innerhalb der Ausstattung der Kirche. Es ist eine Mariendarstellung mit Kind, eine Sitzfigur. Die Maria des Gnadenbildes neigt ihr Haupt liebevoll nach links dem Kinde zu, das sie auf ihrem linken Arm trägt. In der rechten Hand hält sie eine leere Schale, in die die Pilger früher ihre Gabe legten. Auch in der heutigen Zeit hält Maria diese Schale auf, damit die Gläubigen aus nah und fern im Gedanken ihre Bitten und Anliegen hineinlegen können, sozusagen als Botschaft an Jesus Christus, ihren Sohn.
Lange am vordersten linken Pfeiler des Mittelschiffes befestigt, befindet sich das Gnadenbild seit Dezember 2008 auch wieder im Mittelpunkt des Gotteshauses, auf dem Hochaltar. Umrahmt von einem goldenen Vorhang strahlt die Madonna wie seit Jahrhunderten auf die Gläubigen nieder.
Das Gotteshaus "Mariae Geburt" wird auch "St. Marien im Schnee" - das "Santa Maria Maggiore" des Frankenwaldes genannt und dieser Name erklärt sich einer alten Sage nach durch ein Schneewunder, wie bei St. Maria Maggiore in Rom. Man war sich beim Bau der Kirche über deren Standplatz nicht einig, als das Wunder geschah: Immer wieder war das Bauholz verschwunden und fand sich an einem bestimmten Platz wieder. Dies geschah einige Tage hintereinander. Dann lag plötzlich mitten im Sommer an der Stelle, wo jetzt die Kirche steht, blütenweißer Schnee. Die Schneedecke grenzte genau die Größe der zu erbauenden Kirche ab.
Man sah in diesem Wunder einen Wink des Himmels, baute hier die Kirche und gab ihr den Namen "Maria im Schnee". In Zusammenhang mit dem Gnadenbild wird auch ein späteres Mirakel erzählt.
Ein Geselle, der im Frühjahr 1637 in der Hammerschmiede unterhalb von Steinwiesen Arbeit erhalten haben soll, brach in der Nacht nach dem Fest Mariae Geburt in die Kirche ein, um aus der Schatzkammer Schmuck und Geld zu stehlen. Schließlich ging er auch daran, das Muttergottesbild der Spenden und Gaben des Festtages zu berauben. Als er durch das eingeschlagene Fenster wieder entweichen wollte, fühlte er sich von einer geheimen Macht festgehalten. Er versuchte immer wieder, durch das Fenster hinauszusteigen, aber es gelang ihm nicht.
Er ruft um Hilfe und gesteht: "Maria hat mich fest gehalten." Es ist noch viel passiert, das leider nie aufgeschrieben und nur mündlich weitergegeben wurde und mit der Zeit in Vergessenheit geriet, doch sicher wurden viele Herzen durch das Gnadenbild gerührt und manch einer hat sich gerne von Maria an die Hand nehmen lassen.
Gebet zur Gnadenmutter "Heilige Gnadenmutter von Steinwiesen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen und für alle, die nicht ihre Zuflucht zu dir nehmen; besonders für die Feinde der hl. Kirche und für alle, die dir anempfohlen sind."