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Wallenfels: Ein "Danke" für Anteilnahme & ein Anwalt für Beschuldigte


Autor: Hendrik Steffens

Wallenfels, Donnerstag, 19. November 2015

Der Kronacher Anwalt Till Wagler vertritt die 45-jährige mutmaßliche mehrfache Kindsmörderin von Wallenfels juristisch. Am Mittwoch traf der Anwalt seine Mandantin in der Bamberger JVA.
Dieses Dankschreiben hängt an dem Erdgeschossfenster des Wallenfelser Hauses, in dem acht Babyleichen gefunden wurden.  Foto: Hendrik Steffens


Am Erdgeschossfenster des Hauses, in dem eine 45-jährige Wallenfelserin die Körper von acht toten Säuglingen versteckt hatte, hing gestern ein Dankesschreiben. "Wir danken allen, die in diesen schweren Tagen zu uns stehen und an unsere kleinen Engel denken!", steht handschriftlich auf dem Blatt, das - wohl von Bewohnern des Hauses - von außen an die Jalousie geklebt wurde.

In dem Mehrfamilienhaus leben derzeit angeblich auch Angehörige der des Kindsmordes beschuldigten 45-Jährigen. Sie selbst wohnte bis Oktober noch in dem Haus. Nach ihrer Festnahme am Freitagabend sitzt die Frau in der JVA Bamberg in Untersuchungshaft. Sie hat dort ein Teilgeständnis abgelegt. Eine Obduktion der Babyleichen durch die Rechtsmedizin in Erlangen hatte zuletzt ergeben, dass sechs der acht leblos gefundenen Kinder wohl lebensfähig gewesen wären.


Kronacher Anwalt beigeordnet

Anne Höfer, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken, bestätigte auf Anfrage, dass die Beschuldigte jetzt einen Pflichtverteidiger habe. Der sei ihr am Mittwoch vom Amtsgericht Kronach zugewiesen worden - "beigeordnet" ist der Fachbegriff.

Der Kronacher Anwalt Till Wagler wird die des mehrfachen Mordes beschuldigte Wallenfelserin verteidigen. Zu Details wollte er sich gestern telefonisch nicht äußern. "Ich habe die Frau am Mittwochnachmittag besucht. Mehr werde ich dazu nicht sagen." Till Wagler war erst kürzlich in den Medien präsent, weil er den ehemaligen Bürgermeister von Zapfendorf verteidigt hat, der wegen Unterschlagung angeklagt war.

Grundsätzlich haben eines Verbrechens Beschuldigte sofort die Möglichkeit, einen Verteidiger hinzuziehen zu lassen. In diesem Fall habe sich die mutmaßliche Mörderin aber "zuerst Bedenkzeit erbeten", teilte Anne Höfer mit. Deshalb kam der Rechtsbeistand relativ spät hinzu. Bis zum Prozessbeginn kann es wohl noch einige Zeit dauern, wie Höfer mitteilte. Wie lang, sei unklar. "Bislang sind die Ermittlungen schließlich nicht abgeschlossen."