"Wagners Hotel" in Steinwiesen scheint Ketten des "Aparthotels" abgestreift zu haben
Autor: Marco Meißner
Steinwiesen, Dienstag, 18. Sept. 2018
Der Niedergang des "Aparthotels" ist in Steinwiesen offenbar verdaut. Die neue Pächterfamilie sorgt für frischen Wind in den Räumen und weist auf spürbar steigende Übernachtungszahlen hin.
Mit dem "Aparthotel" stand das Flaggschiff des Tourismus' im Oberen Rodachtal im Jahr 2017 vor dem Aus. Die Übernachtungszahlen brachen ein, Investitionen fehlten und die Insolvenz zerstörte die letzten Hoffnungen auf den Fortbestand. Ein Jahr später ist das Traditionshaus Geschichte. Doch es geht weiter. An gleicher Stelle. "Wagners Hotel" übernahm nahtlos den Staffelstab. Allem Anschein nach ist die Wende geschafft.
Sie sind in der Region endgültig angekommen - die Wagners und ihr Hotel. "Wir sind inzwischen hergezogen, unser Sohn wurde jetzt eingeschult. Wir sind quasi Steinwiesener Staatsbürger", sagt Hotelpächter Christoph Wagner mit einem Schmunzeln. Seiner Frau Caroline, die sich sehr in die Ausgestaltung des Hotels einbringt, und ihm war es wichtig, das Projekt nicht dauerhaft aus der Ferne zu betreuen. Der Wandel vom abgelebten "Aparthotel" hin zum aufgepeppten "Wagners" ist schließlich ein Kraftakt.
"Es hat sich schon einiges getan", erklärt der Hotelbetreiber bei einem Rundgang, der zeigt, wo die Reise hingegen soll. Eine moderne aber zugleich dezente Einrichtung, ein großer Fernseher, Glastüren, ein Wellnessbereich - die kuschelige Suite lassen erkennen, dass das Ehepaar Wagner eine klare Vorstellung davon hat, was der Kunde in der heutigen Zeit erwartet. Um dahin zu gelangen, braucht es aber Zeit. Zuvor war das Aparthotel seiner Meinung nach in eine Negativspirale geraten. Es gab einen Wartungsstau, die niedrigen Preise ließen jedoch keine Investitionen zu, so blieben noch mehr Gäste aus, was zu weiteren Preissenkungen und noch weniger Einnahmen führte.
Jetzt soll der Betrieb endlich wieder so aufgestellt werden, dass er kein Draufzahl-Geschäft ist. "Wir sind hier an keinem touristischen Hotspot und in einem abgewohnten Haus. Das sind schon Herausforderungen", erklärt Wagner. "Aber ich glaube, die haben wir gut gelöst." Konkurrenzfähig und zukunftsträchtig soll das Hotel am Ende des Weges sein. Doch ein so großes Gebäude auf Vordermann zu bringen, kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit. "Die Hälfte der Zimmer war nicht bewohnbar. Da schnippst man ja nicht einfach so, und es passt", schildert Wagner seinen Start in Steinwiesen.
Deshalb hat der Hotelier auch eine absehbare Schlappe im ersten Winter in Kauf genommen. Inzwischen befinde sich das Hotel jedoch in einer Etablierungsphase mit deutlich steigenden Gästezahlen.
Die Besucher zeigten ein großes Verständnis dafür, dass sie im Gebäude an einigen Stellen auf Bauarbeiter oder Überbleibsel der Aparthotel-Ära treffen. Sie freuten sich, dass sich endlich was tut.
Neue Wege eingeschlagen
;Wagner knüpfte neue Netzwerke, nahm Veränderungen bei der Vermarktung vor und suchte das Miteinander mit der Gemeinde und den Menschen in Steinwiesen. Der Erfolg ist inzwischen da. "Wir haben bei den Übernachtungen eine Steigerung um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr", erklärt der Pächter. Gegenüber der schlimmsten Zeit des Aparthotels geht er sogar von einer Verdopplung aus. Fürs dritte Jahr schwebt ihm bereits eine Auslastung von 70 Prozent im 188-Betten-Betrieb vor. "Für ein so großes Haus wäre das schon gut", betont er.