Druckartikel: Vorschlag für Rewe-Neubau in Kronach weckt Hoffnungen

Vorschlag für Rewe-Neubau in Kronach weckt Hoffnungen


Autor: Marco Meißner

Kronach, Freitag, 09. März 2018

Nach langem Ringen scheint ein für alle akzeptabler Vorschlag für den Neubau eines Rewe-Marktes in Kronach gefunden zu sein.
Zwischen Aldi (l.) und Stupo soll Rewe seinen neuen Markt in Kronach errichten. Diesen Vorschlag unterbreiteten Stadt und MdL Jürgen Baumgärtner den Verantwortlichen des Unternehmens. Foto: Marco Meißner


Seit acht Jahren ist es ein Thema in Kronach, seit 2015 ist es akut: Findet Rewe einen neuen Platz für seinen Supermarkt oder verlässt der sogenannte Vollsortimenter die Kreisstadt? Nun scheint eine Lösung gefunden zu sein, die einen Verbleib von Rewe für die beteiligten Politiker realistisch erscheinen lässt.

"Wir mussten Edeka ziehen lassen", erinnerte Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) in einem Pressegespräch am Freitag an den Verlust des E-Centers im Jahr 2016. "Unser festes Ziel ist es nun, Rewe zu halten. Wenn der Markt nicht bliebe, stünden wir etwas auf dem Schlauch", betonte er die Bedeutung eines zweiten Vollsortimenters (neben Real) für der Kreisstadt.


Stadt arbeitet engagiert am Thema

Die Stadt habe viel Engagement in die Lösung des Problems gesteckt. Dann habe sich jedoch abgezeichnet, dass die Überlegung Rewes, sich am Ortseingang von Ruppen anzusiedeln, auf Ablehnung stoßen würde. Beiergrößlein schaltete deswegen im Dezember 2017 den Landtagsabgeordneten Jürgen Baumgärtner (CSU) ein, um eine Alternative zu finden. Dieser erklärte sich bereit, seine überregionalen Kontakte und Kenntnisse einzubringen. Gemeinsam wurde somit an einem Lösungsvorschlag gearbeitet. "In Kronach gibt es eine schwierige Situation", stellte der Abgeordnete fest. Der Hochwasserschutz sowie kleinteilige und zum Teil private Grundstücke erschwerten es, einen geforderten Bauplatz mit minimal 7500 Quadratmetern Fläche zu finden. So fiel zum Beispiel ein Ortswechsel von Rewe und Baywa ins Wasser. Nahe der Innenstadt zeichnete sich keine Lösung ab.

Letztlich ist es aber gelungen, ein Konzept zu erstellen. Zwischen Aldi und Stupo gibt es eine Fläche von 10 200 Quadratmetern. Diese scheinen Abgeordneter und Stadt dem Unternehmen schmackhaft gemacht zu haben. "Rewe ist in zurückhaltender, wohlwollender Prüfung", beschrieb Baumgärtner die aktuelle Situation. Sollten alle Formalitäten reibungslos erledigt werden und grünes Licht vom Konzern kommen, tippt der Abgeordnete auf einen Spatenstich noch in diesem Jahr. Eine Eröffnung wäre seiner Einschätzung nach gegen Mitte 2019 denkbar. Spätestens zu diesem Zeitpunkt müsste Rewe auch sein bisheriges Domizil am westlichen Eingang der Industriestraße verlassen.

Was Ruppen betrifft, wäre der Standort aus Sicht aller Vollversorger günstig, wie Baumgärtner erklärte. Allerdings wäre dort die Verkehrssituation nicht zu beherrschen. Anders in der Industriestraße, wo eine Einschleifspur von der Bundesstraße 173 in Fahrtrichtung Ruppen für Rechtsabbieger die Zufahrt verbessern könnte. Abgeleitet werden würde der Verkehr wie bisher auch über die beiden Industriestraßen-Kreuzungen.


Vorausschauend planen

Baumgärtner machte sich dafür stark, langfristig die Weichen zu stellen, um in ähnlichen Fällen schnell handeln zu können. Darum regte er an, sich Gedanken zu machen, "Edelflächen" (wie beim Wasserwirtschaftsamt oder beim Staatlichen Bauhof) für neue Projekte zu sichern, wenn sich dort Möglichkeiten dazu ergeben.


Stimmen der Stadtratsmitglieder

Den Stadtratsmitgliedern, die am Pressegespräch zum Thema "Rewe" teilnahmen, war die Erleichterung anzumerken. Durch die Bank waren sie zufrieden mit dem Konzept, dass dem Unternehmen vorgelegt wurde.

"Aus Sicht der CSU-Fraktion ist es eine sehr einfache Entscheidung, diesen Vorschlag zu 100 Prozent mitzutragen", stellte Jonas Geissler klar. Eine 17 000-Einwohner-Stadt mit nur einem Vollsortimenter, das lasse sich nach außen nicht darstellen. Er fügte an: "Es geht jetzt auch darum, wie wir Kronach ein Stück weiterentwickeln werden."

Ralf Völkl sicherte die Unterstützung der SPD-Fraktion zu. Mit Blick auf die Nahversorgung sei es wichtig, den zweiten Vollsortimenter in der Industriestraße zu behalten. Das dürfe aber nur ein Startschuss sein. "Die Anbindung der Industriestraße bewegt mich seit zehn Jahren", fügte er an. Diese gehe mit einem leistungsfähigen Ausbau der Bundesstraße 173 einher, welcher nun Schritt für Schritt in Angriff genommen werden müsse.


Stadt attraktiv gestalten

Auch Michael Zwingmann (FW) erachtete es als absolut positiv, einen zweiten Vollsortimenter in Kronach zu halten. "Die Stadt muss attraktiv bleiben - und noch attraktiver werden", betonte er. Der Lösungsvorschlag verhindere einen massiven Eingriff in Ruppen und sichere gleichzeitig Arbeitsplätze. Deshalb ist Zwingmann überzeugt: "Mit diesem Vorschlag können wir allen etwas Gutes tun."

Peter Witton (Grüne) betonte, dass es wichtig sei, die Abgeordneten einzuschalten, wenn es schwierig wird. Diese könnten ihre guten Kontakte und ihren größeren Spielraum einsetzen, um den Kommunen zu helfen. Gerade in diesem Fall sei das Zusammenspiel auf den verschiedenen Ebenen sehr wichtig. "Für viele Kronacher ist Rewe nämlich nicht irgendein Vollsortimenter." Die neue Entwicklung freute auch Martina Zwosta (FL). Sie ergänzte, dass eine Erreichbarkeit der Einkaufsmöglichkeiten zu Fuß, per Rad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gewährleistet werden müsse.


Ein Rückblick

2010:
In der Stadtverwaltung geht ein Schreiben wegen einer Umsiedlung des Rewe-Marktes in der Industriestraße ein.

2014:
Die Regierung beurteilt den Standort Ruppen aus Sicht der Landesplanung positiv. Allerdings wird in der Stadt hinterfragt, ob er einen Widerspruch zum Einzelhandelsgutachten darstellt.

2015:
Rewe teilt sein Festhalten am gewünschten Standort in Ruppen mit. Das Thema wird im Stadtrat behandelt, Gutachten werden in Auftrag gegeben und planerische Grundlagen gelegt. Verschiedene Stellungnahmen von Firmen und Behörden gehen ein, die das Projekt in Ruppen für kritisch halten. Vor allem die Verkehrsanbindung im dortigen Kreuzungsbereich weckt Bedenken.

2016:
Weitere Stellungnahmen gehen ein. Erneut werden Gutachten erstellt. Währenddessen gibt Edeka sein E-Center direkt neben dem Rewe-Markt auf.

2017:
Fünf Firmen reichen Unterschriftenlisten bei der Stadt ein, die das Vorhaben eines Rewe-Neubaus verhindern sollen. Weitere Gutachten und Stellungnahmen erfolgen. Zudem werden die Verkehrsströme untersucht. Im Dezember wird MdL Jürgen Baumgärtner von Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein ins Boot geholt.

2018:
Rewe wird der neue Lösungsvorschlag mit einer Neubaumöglichkeit bei Aldi unterbreitet.