Vorbeugung ist der beste Schutz vor Aids
Autor: Heike Schülein
Kronach, Freitag, 28. November 2014
Die derzeit im "Struwwelpeter" laufende Sex- und Aids-Projektwoche will Achtklässler auf spielerische Art und Weise aufklären und den Themen das Tabu nehmen.
Christine Wich greift zu einer aus weichem Gummi geformten, kuppelförmigen Schale, die einen biegsamen Rand aus einer Feder besitzt. Es handelt sich dabei um ein Diaphragma, ein vaginal anwendbares Verhütungsmittel, das von einem Frauenarzt individuell angepasst werden muss.
"Sitzt es richtig vor dem Muttermund, bildet es eine Barriere für den Samen. Das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter wird verhindert", erklärt die Mitarbeiterin der staatlich anerkannten Schwangerenberatung am Landratsamt Kronach, während sie an einer auf dem Tisch liegenden mit Stoff nachempfundenen "Gebärmutter" die Wirkung des Verhütungsmittels demonstriert.
Kein verschämtes Grinsen
Rund um den Tisch im "Struwwelpeter" stehen Jungs und Mädchen der achten Jahrgangsstufe der Mittelschule Kronach.
Christine Wich und Angela Stobrawe von der Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen freuen sich über das offensichtliche Interesse. Sie stellen noch weitere, auf dem Tisch angeordnete Verhütungsmittel wie Verhütungspflaster, Spiralen, Hormonimplantate, Kondome oder auch die Pille "für danach" vor und beantworten umfassend alle auftretenden Fragen. Und Fragen haben die Mittelschüler jede Menge.
Jahr für Jahr findet im Kronacher Jugendtreff eine Sex- und Aids-Projektwoche statt. Die Initiatoren - der Allgemeine Sozialdienst, die Schwangerenberatung Kronach, der "Struwwel" und der BDKJ Kronach - ermöglicht achten Jahrgangsstufen verschiedener Schulen die Möglichkeit, einen Vor- beziehungsweise Nachmittag rund um das Thema Sexualität sowie Erkrankungen im Bereich HIV zu sprechen und sich ausgiebig zu informieren.
"Das Kooperationsprojekt gibt es schon an die 20 Jahre. Es findet alljährlich zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember statt. Auch heuer waren wieder sämtliche Veranstaltungen voll belegt.
"Das Angebot wird sehr gut angenommen. Wir hätten sogar noch mehr Veranstaltungen anbieten können, weil das Interesse so groß war", erklärt Stobrawe. Dass sich das Angebot an die achten Klassen wendet, sei ihrer Meinung nach genau richtig, da gerade in diesem Alter Liebe und Sexualität anfingen, eine Rolle zu spielen. Das Alter, in dem die Jugendlichen in die Pubertät kämen, verlagere sich immer mehr nach vorn.
Aufklärung ist wichtig
Ein großes, wichtiges Thema seien nach wie vor Geschlechtskrankheiten. Vor Aids könne man sich sehr gut schützen - wenn man wisse, wie. Deshalb sei Aufklärung nach wie vor immens wichtig. Ziel der Projektwoche sei es, den jungen Leuten auf spielerische Art und Weise biologische Grundlagen zu vermitteln und Schutzmöglichkeiten aufzuzeigen.
Wie dieser Schutz aussehen kann, zeigten sie den sehr interessierten Jugendlichen, die in Kleingruppen aufgeteilt wurden, in einer Ausstellung zu verschiedenen Themenbereichen - von über sexuell übertragbare Krankheiten über ungewollte Schwangerschaft bis hin zu einer "Prostituierten"- und Kondom-Ecke. Dabei ließen die Schüler erstaunlich schnell ihre Scheu fallen und redeten locker über einen sonst tabubehafteten Sachverhalt.
Informationen über HIV-Übertragungswege und Schutzmöglichkeiten gehörten ebenso zum Programm wie Verhütung oder die Aufbewahrung und die richtige Benutzung von Kondomen. Das Programm umfasste neben den Ausstellungen auch einen Film zum Thema Sexualität und HIV.
Anschließend reflektierten die Schüler das Gehörte in Spielen, in denen sie ihr Wissen unter Beweis stellen konnten. Für viel Spaß sorgte dabei das Spiel "Sextivity". Nach Vorbild des bekannten Activity-Spiels waren sie dabei angehalten, Dinge rund um Sex oder Aids pantomimisch oder auch malerisch darzustellen.
"Stammgast" bei der Sex- und Aids-Projektwoche ist die Mittelschule, die Jahr für Jahr daran teilnimmt. Simone Zimmerer, Klassenleiterin einer "Achten", sagt: "Obwohl die Jugendlichen nach außen reifer wirken, merkt man, dass bei ihnen bei diesen Themen immer noch eine große Unsicherheit da ist", ist sie sicher.
Das Projekt passe sehr gut zum Lehrplan des PCB (Physik Chemie Biologie)-Unterrichts an der Schule, bei dem man sich in der achten Klasse mit eben diesen Themen beschäftige. Bei der Sex- und Aids-Woche würden diese informativ und anschaulich, mit viel Spaß in einer lockeren Atmosphäre vermittelt. Die Schüler nähmen dabei viel mit. "Das beschäftigt die Schüler. Da kommen auch später im Unterricht noch Fragen", spricht sie aus Erfahrung.