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Vorbereitungen auf ein Hochwasser getroffen


Autor: Corinna Igler

Weißenbrunn, Montag, 27. Mai 2013

Bei den Regenfällen dieser Tage wirft der Weißenbrunner Michael Franz schon mal einen skeptischen Blick auf den Bach an seinem Haus. Allerdings war bei dem Hochwasser, das ihn 2002 traf, die Lage anders - genau wie 1967 in Kronach.
Michael Franz blickt auf den Bach, der sich durch seinen Garten schlängelt. 2002 trat dieser über die Ufer, das Wasser stand so hoch, wie der Putz an der Hauswand (links im Bild) abgetragen ist. Foto: Corinna Igler


Es war am 6. Juni 2002. Michael Franz arbeitete gerade an seinem Meisterstück für seine Prüfung zum Schreinermeister, gönnte sich eine kurze Kaffeepause. "Wir haben aus dem Fenster geschaut und festgestellt, dass es gar nicht mehr aufhört zu regnen. Ich hab' dann auf den Bach geschaut und gesehen, dass die Rohre nicht halten. Wir sind sofort los, haben die Autos aus der Garage gefahren", erinnert er sich. Und schließlich galt es, nicht zuletzt das Meisterstück aus der Werkstatt in Sicherheit zu bringen. "In letzter Minute haben wir es nach oben geschafft und gerettet."

Später maß Franz einen Wasserstand von einem Meter an seinem Haus, die Spielsachen der Kinder im Garten sind davon geschwommen. "Du hast gedacht, Du bist im Film. Das war ein einziger See.

Die Autos hat es aufgehoben und davon geschwemmt, Gefrier- und Kühlschrank - alles ist geschwommen", erzählt der Weißenbrunner.

Der größte Schaden

Der größte Schaden sei bei ihm an seinen Maschinen in der Werkstatt, an der Heizung und eben an den Elektrogeräten entstanden. Er schätzt ihn auf 10 000 bis 15 000 Euro, eine Versicherung habe nicht gezahlt. "Wir sind direkt am Bach, da versichern die auch gar nicht." Stück für Stück hat Franz alles wieder in Stand gesetzt.
Sein mulmiges Gefühl halte sich zwar dieser Tage in Grenzen - "Damals war das ja ein kurzer Starkregen, der Boden hat das Wasser gar nicht aufgenommen", derzeit sei es vielmehr weniger Regen, verteilt auf mehrere Tage -, dennoch blicke er schon öfter mal in Richtung Bach, räumt er ein.

An das schlimmste Hochwasser im Landkreis Kronach - Weihnachten 1967 - erinnert sich Karl-Heinz Raab. Als Katastrophentag würde Heilig Abend in die Geschichte Kronachs eingehen, habe es damals geheißen. Und es war auch so. "Die Angst stand den Menschen ins Gesicht geschrieben", zitiert Raab aus einem Artikel vom 27. Dezember 1967. Und weiter: "Am Heilig Abend kam Not, Elend und Schrecken über die Bürger".

"Meine Frau musste den Baum alleine schmücken. Weihnachten war gelaufen", erzählt er. Denn der Feuerwehrmann war damals kaum daheim, sondern sozusagen im Dauereinsatz. "Ich habe das Tanklöschfahrzeug gefahren, wir haben rund um die Uhr nur ausgepumpt. Zum Beispiel beim ehemaligen Telefonamt, wo heute die Post ist. Sonst wäre die Vermittlung ja gar nicht möglich gewesen. Was wir rausgepumpt haben, ist wieder reingelaufen", erinnert er sich an ein "verheerendes Ausmaß". Allein in der Kreisstadt habe das Unwetter Schäden in Millionenhöhe verursacht, im Landkreis sogar zwei Menschenleben, das eines fünfjährigen Jungen und eines 61-jährigen Mannes, gefordert.

Den Steg über der Kronach, in der Nähe der Lucas-Cranach-Schule, habe es weggerissen, bei dem über der Haßlach in der Kolpingstraße sei das Wasser oben drüber gelaufen. Die Arbeit sei für die Feuerwehr damals noch viel schwerer gewesen als das heute der Fall sei - allein schon wegen der Ausstattung.

Wehren sind für Ernstfall gerüstet

Die Kronacher Wehr ist gut gerüstet, wie Kommandant Martin Panzer bestätigt. Schon allein durch die Hochwasserfreilegungen sei die Gefahr für ein Hochwasser in dem Ausmaß, wie es die Lucas-Cranach-Stadt Weihnachten 1967 erlebt hatte, nicht mehr so groß. Außerdem halte die Kronacher Wehr zwischen 500 und 1000 Sandsäcke immer vor, auch das THW habe noch einige. Natürlich verfolge man derzeit wegen der andauernden Regenfälle den Wetterbericht, informiere sich über die Lage und die Wasserstände der drei Kronacher Flüsse, sagt Panzer. Aber beunruhigender als der dauerhafte Regen wäre für ihn ein kurzer, dafür aber starker Regen. So, wie er 2002 Weißenbrunn und Umgebung traf. "Seitdem sich viel getan", sagt Bastian Bär, Kommandant der Hummendorfer Wehr. "Wir haben ein Auto bekommen, das höher gelegt ist, eine spezielle Pumpe und 600 Sandsäcke sind immer vorrätig", erklärt er. Das ist in Weißenbrunn ähnlich. Durch Fördergelder habe die Wehr zwei Hochwasserpumpen erhalten und circa 1000 Sandsäcke seien immer gefüllt, berichtet der Weißenbrunner Kommandant Thomas Friedrich. "Wir sind gut gerüstet", lautet das Resümee der drei Kommandanten - für den Fall der Fälle.

"Der Grund für die richtig schlimmen Hochwasser heißt im Frankenwald Schneeschmelze", sagt Markus Schmitt, Leiter des Hochwassernachrichtendienstes beim Wasserwirtschaftsamt Kronach. Nahezu jedes schlimme Hochwasser stehe damit in Verbindung.
Man könne keine Hochwasser gefährdeten Gebiete im Landkreis direkt benennen. Generell könne man sagen, dass die Gefahr an Gewässern natürlich höher sei als anderswo. "Es kommt darauf an, wie viel Niederschlag an welchen Stellen fällt."
Kleinere Hochwasser, wie sie derzeit bei dem Dauerregen möglich sind, führten hierzulande aber meist nur zu vereinzelten Übertritten an Flüssen und Bächen.

Aktueller Stand

Wer sich auf dem Laufenden halten will, was die Pegelstände oder die Niederschlagsmenge im Landkreis Kronach betrifft, den verweist Schmitt auf die Internetseite des Hochwassernachrichtendienstes www.hnd.bayern.de. Dort finden sich neben einem Lagebericht und Tabellen auch die Warnungen für die einzelnen Regionen.
Zu lesen ist dort unter anderem, dass die Niederschläge der vergangenen Tage zu einem Anstieg der Wasserstände geführt haben. An den Pegeln Erlabrück (Rodach), Neukenroth (Haßlach) und Steinberg (Kronach) kann die Meldestufe 1 - Vorwarnung Hochwassergefahr, vereinzelte Wasserübertritte - erreicht werden.

Neues Regengebiet

Laut Wetterbericht des Deutschen Wetterdienstes kommt es heute zu einer kurzen Wetterberuhigung. Ab morgen soll dann aber schon wieder ein neues Regengebiet heranziehen.