Von Kapstadt ins Schauberger Festzelt
Autor: Corinna Igler
Schauberg, Montag, 06. August 2012
Michael Rebhan lebt seit mehr als 40 Jahren im Ausland. Seine Heimat ist aber der Tettauer Ortsteil Schauberg, wo er am Wochenende beim 300-Jahr-Fest kräftig mithalf.
15 805 Kilometer gibt der Routenplaner an, wenn man die Entfernung zwischen Kapstadt, Südafrika, und Schauberg im Markt Tettau wissen will. Michael Rebhan hat diese Strecke gerne auf sich genommen, wie er sagt. 25 bis 26 Stunden war er unterwegs, um von Kapstadt nach Schauberg zu gelangen. "Mindestens einmal im Jahr mache ich Heimaturlaub", erzählt er. Und heuer hat er diesen genau so gelegt, dass er beim 300-Jahr-Fest seines Heimatortes im Frankenwald dabei sein konnte.
Über 100 ehemalige Schauberger hat Hubert Steiner, federführender Organisator des Festes, eingeladen. "Mehr als die Hälfte ist gekommen", freut er sich. Michael Rebhan hatte den weitesten Weg. Als ehemaliger Schauberger fühlt er sich aber nicht wirklich, denn er ist nach wie vor fest in die Gemeinschaft eingebunden. Er half schon beim Aufbau des Zeltes, schenkt Getränke mit aus, kassiert und springt dorthin, wo er gerade gebraucht wird.
"Die Leute hier liegen mir am Herzen. Wenn ich hier bin, ist das nach ein, zwei Tagen so, als ob ich nie weg gewesen wäre", sagt Michael Rebhan. Und er glaubt auch zu wissen, woran das liegt: "Gerade weil der Dienst im Auswärtigen Amt viele Standortwechsel nach sich zieht, die mit häufigen Umzügen verbunden sind, ist es umso wichtiger, eine feste Basis zu haben, wo man sich geborgen fühlt. Eine solche ist für mich Schauberg. Ich fühle mich wie ein Schiff, das nach langer Seereise zurück in seinen Heimathafen kehrt und dort Anker wirft."
Im Urwald gelebt
Der 48-Jährige arbeitet seit 1991 für das Auswärtige Amt und seit 2009 ist er in Kapstadt am Generalkonsulat in der Verwaltung tätig. Zusammengerechnet ist Michael Rebhan seit mehr als 40 Jahren im Ausland.
Geboren wurde er in Sattelgrund, dem Nachbarort von Schauberg. Als er knapp zwei Jahre alt war, ist seine Mutter mit ihm zu seinem Vater nach Ghana (Westafrika) gezogen. "Wir haben im Urwald gelebt, ich war das einzige weiße Kind und habe einen Missions-Kindergarten besucht", erzählt er. Nach vier Jahren sind die Rebhans in die Hauptstadt Accra gezogen, wo Michael auf eine Schweizer Schule ging. 1976 kam die Familie für eine kurze Zeit nach Schauberg zurück, weshalb er für ein halbes Jahr an die Schule nach Tettau wechselte. Es folgten acht Jahre in Ägypten, wo er an einer deutschen Schule das Abitur absolvierte.
"1984 sind wir zurück nach Schauberg. Ich habe Werkzeugmacher gelernt und noch vier Jahre als Geselle in diesem Beruf gearbeitet." Doch dann zog es ihn wieder in die weite Welt. "Mein primäres Ziel war, rauszukommen. Ich wollte entdecken, erleben, war neugierig auf andere Menschen, Völker und Regionen - weil ich so aufgewachsen bin. Ich hatte einen Drang nach draußen", erzählt er. Entwicklungshelfer hätte er sich vorstellen können. Doch da hatte man gerade keinen Werkzeugmacher gesucht. "Also rief ich beim Auswärtigen Amt an." Die Ausbildung begann in Benin (Westafrika). Für Michael Rebhan folgten in all den Jahren Stationen in Bonn, Simbabwe, Litauen, Algerien, Kamerun. Zweimal war er auch in der Krisenregion Irak eingesetzt.
Rebhan ist sehr heimatverbunden, wie er selbst von sich sagt. Seit einiger Zeit hält er mit den Schaubergern auch per E-Mail Kontakt. Und der erste Gang, wenn er hier ist, führt ihn ins Gasthaus Steiner. Dort trifft man immer jemanden, den man kennt, weiß er.
"Ich habe auch an den jeweiligen Orten, wo ich wohne, Freunde. Aber die wechseln wie ich auch alle drei bis vier Jahre", erklärt er. Die Schauberger Freunde bleiben. Überhaupt sei Schauberg schon eine außergewöhnliche Ortschaft, der Zusammenhalt sei besonders ausgeprägt, es gebe kaum Streitereien und der Umgang mit Gästen sei herzlich. Aber auch die Natur sei wunderschön, welche der 48-Jährige gerne zum Wandern nutzt.
Wenn Michael Rebhan Mitte August wieder zurück nach Kapstadt fliegt, schwingt ein bisschen Wehmut mit. Das kennt er von den vielen Besuchen in Schauberg. Denn der "Drang nach draußen", der vor gut zwei Jahrzehnten noch sehr ausgeprägt war, wird immer schwächer. Mittlerweile könnte er sich seinen Lebensmittelpunkt durchaus wieder in Schauberg vorstellen.