Vogelschützer reichen Klage gegen Windräder ein
Autor: Friedwald Schedel
LKR Kronach, Freitag, 11. Sept. 2015
Der Landesbund für Vogelschutz geht gegen die Errichtung von fünf Windrädern auf dem Rainberg bei Hain rechtlich vor. Er sieht die Reviere von Schwarzstorch, Uhu, Wespenbussard und Rotem Milan bedroht. MVV Energie aus Mannheim hält die Klage für unbegründet.
Nachdem die Verwaltung des Marktes Küps bei der Klage gegen die Baugenehmigung für Windräder auf dem Rainberg bei Hain nach Ansicht der Marktgemeinderäte kläglich versagt hat, will der Landesbund für Vogelschutz (LBV) "die Kastanien aus dem Feuer holen", mit einer Klage den Bau der Windräder verhindern. Das hat der neunköpfige Landesvorstand mehrheitlich beschlossen.
LBV-Kreisvorsitzende Cordula Kelle-Dingel bittet die Bürger um Spenden, damit das Klageverfahren finanziert werden kann. "Viele Leute trauen sich nicht, ihre Unterstützung für unser Anliegen öffentlich zu machen. Mit einer Spende, und sei sie auch noch so klein, können sie zur Finanzierung des Rechtsstreits beitragen", sagt die Kreisvorsitzende und sichert den Spendern Anonymität zu.
Der Anwalt ist ein Fachmann
Der Anwalt des LBV sei ein ausgewiesener Fachmann und habe das Prozessrisiko eingeschätzt. Deshalb habe sich der Landesvorstand für den Klageweg entschieden. "Wenn der LBV klagt, dann heißt das schon was", betont Cordula Kelle-Dingel. Denn der LBV sei kein Verband, der schnell und leichtfertig klage: "Wenn man sich nicht sicher wäre, gute Chancen zu haben, würde man den Klageweg nicht beschreiten."Die Kreisvorsitzende meint, der Bau der Windräder sei mit den Artenschutzbestimmungen von mindestens vier streng geschützten Vogelarten nicht vereinbar. Sie fordert neue Kartierungen, weil die bisherigen Beobachtungen zu sehr ungünstigen Zeitpunkten erfolgt seien: 2013 sei wegen des schlechten Wetters ein rabenschwarzes Jahr für die Vogelwelt gewesen; 2014 sei der Zeitraum viel zu kurz, die Balzzeit nicht mit einbezogen gewesen.
Revier- und Balzflüge
Cordula Kelle-Dingel erklärt, das sowohl der Schwarzstorch, als auch die Greifvögel nicht nur zum Füttern des Nachwuchses Anflüge zum Horst haben, sondern auch während der Balz und zum Verteidigen ihrer Reviere den Luftraum über ihrem Horst nutzen. Wenn sie dabei ständig den Windrädern ausweichen müssten, um eine Kollision zu vermeiden, könnten sie diese notwendigen Flüge kaum noch durchführen und müssten das Revier aufgeben. Den bayerischen Winderlass, der für die Kartierungen herangezogen wird, hält nicht nur die LBV-Kreisvorsitzende für sehr unglücklich: "Die Beobachtungsstunden, die festgelegt sind, reichen hinten und vorne nicht!" Deshalb werde der Winderlass inzwischen überarbeitet.
Obwohl die Vogelpopulation nicht nur vom Windpark Hain-Ost bedroht werde, wolle man sich beim Klageverfahren vorerst auf diesen konzentrieren. Der angrenzende Windpark Schimmendorf "hätte nach heutigem Stand nicht genehmigt werden können", ist sich Cordula Kelle-Dingel sicher. Die Daten des LBV belegten, das die der Genehmigung zugrunde liegenden Gutachten unzureichend gewesen seien.
Die Stellungnahme von MVV Energie
"Es ist das Recht des LBV, Klage gegen die Genehmigung zu erheben. Das respektieren wir selbstverständlich als Teil eines transparenten und fairen Verfahrens, in dem alle Beteiligten rechtliche Entscheidungen akzeptieren. Wir halten die Klage jedoch für unbegründet", schrieb Dirk Pohlmann, einer der Pressesprecher von MVV Energie aus Mannheim, die den Windpark bauen will, auf Anfrage. Man habe im Rahmen des Genehmigungsverfahrens ausführliche und fundierte Gutachten zum Artenschutz eingeholt. Diese Gutachten zeigten, dass der Windpark mit den Belangen des Natur- und Vogelschutzes vereinbar sei, unterstrich der Pressesprecher. "Über die Klage des LBV wird nach dem Vortrag der Parteien vor dem Verwaltungsgericht Bayreuth verhandelt werden. In der Zwischenzeit werden wir die Realisierung des Windparks voranbringen. Dabei werden wir selbstverständlich die Vorgaben des Naturschutzes und die Vegetationszeit beachten und nicht vor Oktober mit konkreten Arbeiten beginnen", kündigte Pohlmann an.
Das Spendenkonto
Die Kreisgruppe Kronach bittet um Spenden, um die Klage gegen die Windräder finanzieren zu können.IBAN DE40 7715 0000 0240 2117 55
BIC BYLADEM1KUB
Stichwort: Hain