Vitamine: Nutzen und Schaden
Autor: Irmtraud Fenn-Nebel, Dominic Buckreus
Kronach, Mittwoch, 15. April 2020
Vitaminpräparate werden vor allem während der Corona-Krise immer beliebter. Doch sind sie wirklich sinnvoll? Wie Verbraucherschützer Nahrungsergänzungsmittel einschätzen - und wo mögliche Risiken lauern.
Vitamin B soll das Wohlbefinden steigern, Vitamin D ein Multitalent für die Gesundheit sein und Vitamin C gut gegen Erkältungen: Mit solchen Werbesprüchen werden Verbraucher zum Kauf von Vitaminpräparaten animiert - gerade in Corona-Zeiten. Doch die meisten Menschen in Deutschland sind gut mit Vitaminen versorgt, wie die Nationale Verzehrstudie zeigt. Deshalb empfehlen Stiftung Warentest und die Verbraucherzentrale Bayern einstimmig: "Lassen Sie sich nicht durch die Werbung verunsichern." Es sei unverantwortlich, wenn gerade jetzt Hersteller behaupten, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel vor Corona schützen. Besonders Zink und Eisen könnten im überhöhten Maße sogar negative Auswirkungen auf den Körper haben und das Immunsystem heruntertrimmen. Den Verbraucherschützern zufolge gibt es keine Studien, die die Wirksamkeit bestimmter Produkte gegen Covid-19 beweisen.
Der Tagesbedarf an Vitaminen lasse sich im Allgemeinen durch eine ausgewogene und bunte Ernährung decken. Grundsätzlich helfe zudem tägliche Bewegung an der frischen Luft, die auch die körpereigene Produktion von Vitamin D fördert.
Extraportion nicht nötig
Vitaminmangel und dadurch bedingte Krankheiten kommen den Experten zufolge in Deutschland äußerst selten vor. Es gebe keine Studien, die belegen würden, dass eine "Extraportion Vitamine" in Form von Nahrungsergänzungsmitteln die Folgen eines ungünstigen Ernährungsverhaltens ausgleichen und vor Krankheiten schützen kann. Eine unnatürlich hohe Gabe isolierter Vitamine ist den Verbraucherschützern zufolge meist nicht nötig und könne zu Gesundheitsschäden führen.
Test: Zu hoch dosiert
Die Stiftung Warentest hat zuletzt 2017 Vitaminpräparate getestet. Gesetzliche Grenzen für die Vitamindosierung von Nahrungsergänzungsmitteln gibt es in Deutschland nicht. Deshalb verglichen die Tester die Tagesdosierungen auf den Packungen mit den sicheren Höchstmengen, die das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt.
Exemplarisch wurden 35 Präparate gekauft, von denen 26 laut Packungsangaben die empfohlenen Höchstdosierungen überschritten, zehn davon drastisch. Dies betraf vor allem Präparate, die im Internet bestellt wurden und meist aus dem Ausland kommen.
Wer weiß, in welchen Nahrungsmitteln besonders viele Vitamine stecken, kann sein Essverhalten ganz leicht danach ausrichten. Folgender Überblick zeigt, wofür welche Vitamine gut sind - und wann sie schaden. Vitamin A Der Körper kann Vitamin A aus manchen Pflanzeninhaltsstoffen wie Betakarotin selbst bilden. Es ist wichtig für den Sehvorgang, Haut- und Schleimhäute, Immunsystem, Fortpflanzung und schützt vor aggressiven Sauerstoffmolekülen (freien Radikalen). Die Deutschen sind ausreichend mit Vitamin A versorgt.
Vitamin A kommt in Fleisch- und Wurstwaren vor, in Leber, Milchprodukten, Eiern, Möhren und Grünkohl. Durch zu vielVitamin A kann sich die Haut verändern, können Haarausfall, Kopfschmerzen und Leberprobleme auftreten. Studien zufolge kann ein Übermaß an Vitamin A Lungenkrebs hervorrufen. Mittel mit den Vitaminen A und E könnten die Lebenserwartung verkürzen. Vitamin B B-Vitamine sind an diversen Stoffwechselprozessen beteiligt und wichtig für die Zellteilung. Die Deutschen sind ausreichend mit B-Vitaminen versorgt. B-Vitamine kommen in Hülsenfrüchten, Fleisch, Fisch und Vollkornprodukten vor.