Virtuelle Familientreffen: Senioren im Kreis Kronach sind jetzt online
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Donnerstag, 02. April 2020
Die Senioren in den Pflegeheimen können wegen dem Corona-Virus seit drei Wochen ihre Angehörigen nicht sehen - eigentlich. Denn die Bewohner in den BRK-Einrichtungen in Kronach und Ludwigsstadt haben Video-Chats für sich entdeckt.
Du bewegst dich ja!" Sigrid Schödels erste Reaktion schwankt zwischen Freude und Erstaunen, als sie ihre Tochter auf dem Bildschirm des Tablets erblickt. "Ich bin noch aus der Generation, die zum Internet keinen Bezug mehr hat", erklärt die 75-Jährige. "Aber so bekomme ich viel mehr mit als wenn wir nur telefonieren", freut sich die Seniorin.
Seit drei Wochen herrscht in allen bayerischen Seniorenheimen Besuchsverbot. Niemand, der nicht dort arbeitet, kommt mehr hinein. Das sind für die Bewohner drei Wochen ohne tröstliche Umarmungen von den Kindern, drei Wochen ohne Küsschen auf der Wange von den Enkeln.
Diese Berührungen kann nichts ersetzen. Doch die Mitarbeiter der BRK-Seniorenheime in Kronach und Ludwigsstadt haben eine Möglichkeit gefunden, wie die Bewohner ihre Lieben zuhause trotzdem sehen können - und zwar live und in Farbe: Sie bieten Video-Chats über das Internet an.
Mitarbeiter hatte die Idee
Wolfgang Stumpf arbeitet in der IT-Abteilung des BRK und hatte die einfache wie geniale Idee. "Ich wusste, dass wir Tablets haben, die wir unseren Pflegeheimen zur Verfügung stellen können."
Derzeit verfügt jedes der beiden Häuser über ein Gerät. Wenn Angehörige mit einem der Bewohner chatten wollen, können sie im Heim anrufen und einen Termin vereinbaren. Die Mitarbeiter helfen den Senioren dann, den Videoanruf entgegenzunehmen.
So wie Sigrid Schödel, hatten die meisten Bewohner vorher nicht viel mit dem Internet am Hut. Umso größer war die Begeisterung, als sie entdeckt haben, was die moderne Technik kann. "Das ist wirklich eine ganz tolle Sache. Wir haben gemerkt, dass ihr das richtig gut getan und sie sich riesig gefreut hat, uns mal wieder zu sehen", berichtet Schödels Tochter Andrea Schulz, "vor allem ihren Enkel, der derzeit zuhause fürs Abi lernt."
Und offenbar hat die neue Erfahrung Eindruck hinterlassen. "Meine Mutter hat inzwischen ein wenig Probleme mit der Vergesslichkeit. Aber als wir das zweite Mal gechattet haben, konnte sie sich noch genau an das erste Mal erinnern."