Vier Stellvertreter für Kronachs Landrat - aber keine Frau?
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Donnerstag, 14. Mai 2020
Die Stellvertreter des Landrats sollen am Montag bestimmt werden. Diverse Namen kursieren bereits als mögliche Kandidaten. Nun wird Kritik laut, weil Frauen in den Überlegungen allem Anschein nach kaum eine Rolle spielen.
Am Freitag soll in einer Telefonkonferenz eine finale Abstimmung durchgeführt werden. Es geht um die Kreisräte, die am Montag bei der konstituierenden Sitzung des Gremiums einen Posten als stellvertretender Landrat erhalten sollen. Als sicher gilt, dass der Landkreis Kronach statt wie bisher von vier, künftig von fünf Landräten vertreten wird.
Landrat Klaus Löffler (CSU) soll neben einem Stellvertreter von drei weiteren Räten vertreten werden. Begründet wird dies mit der Vielzahl von Terminen (nicht zu Coronazeiten) und damit, dass sich viele Vereine und Organisationen bei ihren Veranstaltungen die Anwesenheit eines Landrats wünschen.
Die Drähte glühen
Die Drähte zwischen den einzelnen Fraktionssprechern liefen in den vergangenen Tagen heiß. Als nahezu festgesetzter Kandidat für den Stellvertreterposten gilt der bisherige Amtsinhaber und Steinwiesener Bürgermeister Gerhard Wunder (CSU). Als weitere Stellvertreter sind der SPD-Kreisvorsitzende Ralf Pohl, Bernd Steger und Gerhard Löffler (beide FW) im Gespräch. Und damit sind nicht alle einverstanden!
"Ich finde es unmöglich, dass künftig fünf Männer den Landkreis repräsentieren wollen", ärgert sich Petra Zenkel-Schirmer (Frauenliste). Sie weist auf unsere Nachfrage darauf hin, dass der Frauenanteil im Landkreis bei über 50 Prozent liegt. Sie spricht davon, dass die CSU mit einem 50-prozentigen Frauenanteil eine "Super-Kreistagsliste" vorgelegt habe. Wenn diese Fraktion nun vier Männer als Vertreter des Landrates befürworte, dann "übt die CSU einen Betrug ihres Wahlversprechens aus!"
Kein Verständnis für das Fehlen der Frauen
Und an ihre männlichen Kreistagskollegen appelliert sie vor der Stellvertreterwahl: "Statt ihr Ego zu befriedigen, sollten sie einen guten Job machen!" Die Gremien und die Stellvertreterposten des Landrats müssten paritätisch besetzt werden, fordert Zenkel-Schirmer. Sie spricht von vielen Herausforderungen, wie zunehmende Trockenheit, Lucas-Cranach-Campus und davon, dass Frauen oftmals lösungsorientierter arbeiten. Deshalb sollte auch das Paritätsprinzip angewendet werden.
Sie ist überzeugt, dass jede Fraktion (Ausnahme Freie Wähler: Bei ihnen ist keine Frau im Kreistag vertreten) eine Bewerberin zur Wahl stellen könnte. Auch sie beziehungsweise ihre Kollegin Maria Gerstner würden zur Verfügung stehen. Ihre Favoritin, so Petra Zenkel-Schirmer, wäre allerdings Edith Memmel (Grüne), denn diese sei über 20 Jahren im Kreistag vertreten und verfüge über ein umfangreiches Wissen.
Oesterlein: "Ich habe massive Bauchschmerzen"
"Ich habe massive Bauchschmerzen", meint der Fraktionsvorsitzende der Jungen Union, Markus Oesterlein. Er konnte sich mit seiner Liste auf Anhieb vier Kreistagsmandate sichern. Zu alt und zu männlich, findet er die Vorschlagsliste. Die CSU-Fraktion sollte sich Gedanken darüber machen, ob sie nicht die "Grünen" unterstützt, die mit einer "Super-Truppe" im Kreistag vertreten seien.