"Versuchsballon" am Rosenturm

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Das leicht gepanzerte Einsatzfahrzeug "Eagle IV" wird von der Bundeswehr derzeit in Afghanistan und Mali vom beweglichen Arzttrupp im Rettungsdienst eingesetzt. Hauptgefreiter Jewgeni Nahodkin demonstrierte am Donnerstag auf dem Marienplatz, was in den 8,8 Tonnen schweren Wagen alles hineinpasst. Fotos: Marian Hamacher
Das leicht gepanzerte Einsatzfahrzeug "Eagle IV" wird von der Bundeswehr derzeit in Afghanistan und Mali vom beweglichen Arzttrupp im Rettungsdienst eingesetzt. Hauptgefreiter Jewgeni Nahodkin demonstrierte am Donnerstag auf dem Marienplatz, was in den 8,8 Tonnen schweren Wagen alles hineinpasst. Fotos: Marian Hamacher
Gleich neben der Feuerwehr hatte das THW (rechts) seinen Informationsstand aufgebaut, um interessierten Jugendlichen erklären zu können, welche Berufsbilder dort möglich sind.
Gleich neben der Feuerwehr hatte das THW (rechts) seinen Informationsstand aufgebaut, um interessierten Jugendlichen erklären zu können, welche Berufsbilder dort möglich sind.
 
Die Tarnfarbe nützte nichts: Der Käfer, der zum Fuhrpark der Bundeswehr gehört, stach auf dem Marienplatz gleich ins Auge. Genutzt wird er freilich nicht im Einsatz, sondern nur in der Kaserne.
Die Tarnfarbe nützte nichts: Der Käfer, der zum Fuhrpark der Bundeswehr gehört, stach auf dem Marienplatz gleich ins Auge. Genutzt wird er freilich nicht im Einsatz, sondern nur in der Kaserne.
 
 
 
 
 
 
Die Freiwillige Feuerwehr war unter anderem mit einem Leiterwagen vertreten - von dem aus sich völlig neue Perspektiven eröffneten.
Die Freiwillige Feuerwehr war unter anderem mit einem Leiterwagen vertreten - von dem aus sich völlig neue Perspektiven eröffneten.
 
 

Zum ersten Mal organisierte die Bundeswehr einen "Blaulichttag". Auf dem präsentierten sich aber nicht nur die Streitkräfte.

Einen kleinen Schreck dürfte der ein oder andere Passant schon bekommen haben: Schon von weitem war der Leiterwagen der Feuerwehr gut zu erkennen. Meter für Meter erklomm die Plattform an der Spitze der silbernen Leiter den Luftraum über dem Kronacher Marienplatz. Mit vor Ort: Ein Rettungswagen des BRK, die Bundespolizei, das THW und die Bundeswehr. Doch der erste Eindruck täuschte.

Der Grund für den "Großeinsatz" war kein akuter Notfall am Rosenturm, sondern die Suche nach Auszubildenden beziehungsweise künftigen Ehrenamtlern. "Wir wollen eine Plattform schaffen, auf der sich alle präsentieren können. Wir haben ja gegenseitig etwas davon. Manche wollen lieber zur Feuerwehr, andere interessieren sich eher für die Rettungskräfte", erklärte Norbert Welzl von der Bundeswehr Karriereberatung in Bayreuth, der den Blaulichttag organisierte.

Kronach war am gestrigen Donnerstag nach Hof und Bayreuth die dritte und letzte Station des "Versuchsballons", wie Welzl den Informationstag nennt. "Wir müssen schauen, wie es angenommen wird. Es ist das erste Mal, dass wir uns alle in dieser Form zusammengetan haben", so der Karriereberater. Im Vorfeld wurde auf Berufs- und Mittelschulen zugegangen und das Angebot dargestellt. "Das ist auch positiv aufgenommen worden", so Welzl.

Das Publikum ließ allerdings lange auf sich warten. Die Bundeswehr hatte extra einen Lkw-Anhänger mit einer daran verankerten Bühne mitgebracht, auf der sich ab 9.20 Uhr jede der teilnehmenden Organisationen in 15-minütigen Kurzvorträgen vorstellen sollte.


Multiplikatoren

Doch bis 12 Uhr fand kein einziger Vortrag statt - es fehlten schlicht die Zuhörer. "Wenn keiner da ist, braucht man sich nicht auf die Bühne zu stellen", sagte Daniel Schreiner, der Ausbildungsleiter der Bundeswehr in Bayreuth. Schlimm sei das aber nicht. Dafür habe er viel mit älteren Leuten reden können - und die seien gute Multiplikatoren. "Die informieren sich dann für ihre Kinder oder Neffen und geben es entsprechend weiter", erklärte er.

Ziel des Blaulichttages sei es unter anderem auf das Ausbildungs- und Studienangebot der Bundeswehr aufmerksam zu machen. "Bei vielen ist gar nicht bekannt, dass man bei uns von Aeronautik bis Zahnmedizin im Grunde alles studieren kann", so Schreiner. Dafür müsse auch nicht immer eine Grundausbildung absolviert werden, da für Verwaltungsberufe auch ein ziviles Studium möglich ist. "Seitdem die Wehrpflicht vor sechs Jahren ausgesetzt wurde, befinden wir uns im Wettbewerb um die klügsten Köpfe", meint Schreiner.

In diesem mischen auch das Kronacher Finanzamt und das Landratsamt mit, die sich ebenfalls auf dem Marienplatz präsentierten. "Hier in der Region ist es schwierig, qualifizierte Berufe zu finden. Da bietet das Finanzamt eine gute Alternative", sagte dessen Leiter, Günter Wolkersdorfer. "Wir haben noch nicht die großen Probleme in der Ausbildung." Denn 25 Prozent der Mitarbeiter des Kronacher Finanzamts seien derzeit Auszubildende. Im Kreis Kronach sei ein Job in der Verwaltung noch mehr gefragt, als in Ballungszentren wie München.


Vorurteile abbauen

Die Freiwillige Feuerwehr nahm die Einladung der Bundeswehr zum gemeinsamen Blaulichttag gerne an. Nach dem Tag der Vereine Ende Mai konnte sie so erneut fürs Ehrenamt werben. "Es ist wichtig, dass Jugendliche sich ehrenamtlich beteiligen. Dafür sind solche Veranstaltungen wichtig und eine sehr sinnvolle Sache", sagte der Kreisjugendfeuerwehrwart Dirk Raupach. "Der Marienplatz ist eine gute Location, sich vorzustellen."

Genutzt werden könne die Veranstaltung zudem dafür, negative Vorurteile abzubauen. Immer wieder werde die Feuerwehr etwa mit dem Vorwurf konfrontiert, dass dort nur "gesoffen" werde. Doch das könne man sich gar nicht leisten, wenn man auf dem selben Niveau agieren können muss wie eine Berufsfeuerwehr. "Ihr kennt das mit den überholten Vorurteilen doch bestimmt auch?", fragte Raupach in Richtung Welzl. Er sei in seiner ersten Woche bei der Bundeswehr nämlich fast durchgehend angeschrien worden. "Darauf hatte ich keine Lust und habe dann noch verweigert." Inzwischen gehe es in den Kasernen doch bestimmt anders zu.

In dieser Hinsicht habe sich in den vergangenen Jahrzehnten durchaus etwas getan, so Welzl: "Menschenführung ist vom Ministerium klar vorgegeben und wird auch umgesetzt."